Lesezeit: 3 MinutenACHTUNG! EIGENE MEINUNG!
Wie viel darf ein Spiel kosten? Warum ist dieses Kartenspiel so teuer? Und wer bezahlt 50 Euro für ein Spiel, das man nur einmal spielen kann? Rund um diese Fragen habe ich mir über die besinnlichen Festtage ein paar Gedanken über die Bewertung und den Preis von Spielen gemacht.
Im Vorfeld der diesjährigen Spielemesse in Essen ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Es wurde neben den Themen und Mechaniken der Spiele auch vermehrt über deren Preis diskutiert. Vielleicht ist es mir erst dieses Jahr aufgefallen, da ich mich immer mehr mit dem Thema “Spiele” und der Brettspiel-Szene selbst auseinandersetze. Aber in den vergangenen Jahren war die Diskussion aus meiner Sicht nicht so omnipräsent. Ausgelöst wurde die Diskussion unter anderem durch ein paar Titel, die dieses Jahr auch preislich hervorstachen – bspw. Die Kolonisten, Ein Fest für Odin oder auch Scythe und Seafall. Häufig hängt sich die Diskussion aber auch an Spielen auf, die deutlich weniger kosten als die oben genannten und bei deren Preis dann über das Material oder die Spielhäufigkeit diskutiert wird. Vielleicht wird es Zeit, Spiele in einem anderen Kontext zu bewerten.
Galt ein Spiel mit 50 Euro vor wenigen Jahren noch als sehr teuer, scheint es mittlerweile nicht mehr so ungewöhnlich zu sein, dass man 50 oder gar 60 Euro für ein gut ausgestattetes “großes” Spiel bezahlt. Das kann man in der Regel unter der relativ normalen Preisentwicklung aufgrund von Inflation verbuchen, die wir auch in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens beobachten können. Ich erinnere mich noch gut, als ich vor vielen Jahren – ich vermute es müssen etwa 25 Jahre (autsch!) sein – im örtlichen Kaufhaus in Friedberg (Hessen) vor dem Spieleregal stand und recht weit oben eine gigantische Box lag – Shogun von MB. Nicht nur die Größe der Box und das Artwork darauf verschlugen mir die damals Sprache, auch der Preis von 90 D-Mark erschien mir völlig utopisch. Für mich war das die erste Begegnung mit einem als sehr teuer wahrgenommenen Spiel.
Aber wie bewertet man nun den Preis und den Inhalt zueinander? Mit Inhalt ist natürlich nicht nur der Materialwert gemeint oder die reinen Herstellungskosten. In einem Spiel steckt ja noch viel mehr – häufig genug vor allem Herzblut des Autors, des Grafikers und derer, die es im Verlag umgesetzt haben. All das kann man mit Geld natürlich nicht wirklich bewerten. Und dann steckt darin ja auch noch der Spaß für die Spieler. Die Vorfreude beim Entfernen der Folie, beim ersten Öffnen der Schachtel und beim Ausdrücken und Sortieren der Spielmaterialien. Am Ende natürlich der Spaß beim Spielen selbst. All das macht Spiele aus und muss bei der Preisdiskussion auch berücksichtigt werden.
Auffällig ist, dass vor allem kartenbasierte Spiele häufig bei dieser Diskussion schlecht wegkommen. “Das sind ja nur Karten! Warum ist das Spiel dann so teuer?” ist ein häufig gehörter Vorwurf dabei. Warum aber soll das Spiel billiger sein, wenn die selbe Arbeit drin steckt und vielleicht sogar viele unterhaltsame Stunden am Spieltisch mit Freunden verbracht werden können? Nur weil kein Spielbrett dabei ist? Ein Buch besteht ja auch nur aus Papier und ein paar Pappdeckeln und trotzdem würde nie jemand ein Buch auf Basis des reinen Materials bewerten. Dann kämen e-books wirklich schlecht weg…
Ich habe mir in den letzten Tagen ein paar Gedanken dazu gemacht und für mich nun mal Folgendes festgelegt: Wenn ein Spiel pro Mitspieler und Stunde Spielspaß weniger als 5 Euro kostet, ist es aus meiner Sicht seinen Preis wert. Warum ich ausgerechnet dieses Maß wähle? Ich setze es einfach mal ins Verhältnis zu einem Kinobesuch. Der kostet – ohne Getränke und sonstiges Drumherum – etwa zehn bis zwölf Euro pro Person für etwa gut zwei Stunden Unterhaltung. Erreiche ich diesen Wert mit einem Spiel, ist es seinen Preis wert – und zwar unabhängig vom Material. Je häufiger ein Spiel also auf den Tisch kommt, desto mehr rechtfertigt es seinen Preis. Spiele, die man einmal spielt und die dann im Schrank stehen, können somit auch bei einem niedrigeren Preis deutlich weniger wert sein als Spiele mit einem hohen Preis, die öfter gespielt werden. Das erleichtert im übrigen auch die Diskussionen rund um die “nur” einmal spielbaren Escape oder Legacy Spiele. Habe ich mit einem Spiel für 10 Euro mit vier Personen eine Stunde Spaß, komme ich auf 2,50 Euro – aus meiner Sicht war es seinen Preis wert. Vielleicht sind die fünf Euro zu hoch angesetzt, aber es steht ja jedem frei, einen anderen Wert zu wählen und so seinen eigenen BeWERTungspunkt für Spiele festzulegen. Vielleicht ist es ja auch der magische Euro pro Stunde Spielspaß, den man im Computerspielebereich immer mal wieder hört.
Sicherlich ist diese Betrachtung eher betriebswirtschaftlich geprägt und vernachlässigt vor allem das Herzblut und die Sammelleidenschaft. Allerdings geht es ja auch darum Leute zu überzeugen, die ein Spiel ausschließlich auf den Preis und das enthaltene Material reduzieren möchten. Vielleicht erleichtert dieser Ansatz ja die Diskussion und fördert die Einsicht, dass eine Bewertung von Spielen mehr sein muss als nur der Preis für das enthaltene Material und die Herstellung. Auch ich habe etwas gebraucht zu verstehen, warum man die Diskussion führen muss. Denn nur, wenn man diese Sichtweise verinnerlicht hat und Spiele nicht nur auf ihren Preis und ihr Material reduziert, versteht man, warum Spiele zu Recht ein Kulturgut sein müssen.
… im Allgemeinen:
Wer etwas warten kann und weiß wo und wie man kauft, spart Geld!
Alleine die Angebote die Thalia dieses und letztes Jahr kurz nach der Messe rausgehauen hat: Spiele rabattiert und dann noch mit 15% bzw. 20% Gutschein. Dann buecher.de bei denen man immer 5€ Gutscheine einsetzen kann.
Messerpreise sind beu neuen Spielen meiner Meinung nach keine Messepreise. Schon während der Messe bekommt man auf Vorbestellung die ganzen Neuheiten (90%) billiger und man spart sich den Transport.
Am im Grunde stimmt das schon. Die Spiele sind teurer geworden… ich warte einfach ein wenig!
Meist kommt noch hinzu, dass die wenigsten an Wert verlieren und wenn man Sie dann noch verkauft weil man keine Lust mehr hat, bezahlt man viel weniger als 5€/h.
🙂
Grundsätzlich hast du Recht! Ich versuche auch “Messepreise” zu vermeiden. Aber gerade bei den kleineren Verlagen unterstütze ich durch den Kauf auf der Messe den Verlag direkt und erhält den gesamten Kaufpreis. Kaufe ich im Online- oder stationären Handel, dann bekommt der Verlag nur den Einkaufspreis des Händlers. Von daher geht es beim Kauf auf der MEsse um mehr als nur den letzten Euro zu sparen. Durch den Kauf von Spielen auf der Messe unterstützt du den Verlag direkt. Das darf man nicht vergessen. Und gerade bei kleineren Verlagen wie Feuerland ist das ein nicht unwichtiger Teil des Umsatzes…
Ein Geadanke zu den kartenspielen, die “ja schlecht bei dieser Betrachtung bei wegkommen”
Was gerne übersehen wird: Karten haben häufig ein Artwork. Wir ale lieben Karten mit gutem Artwork. Mit verschiedenen Artworks.
Artworks werden von Illustratoren erstellt, die wollen auch bezahlt werden. 20 Plastiktoken in einer Spielbox kosten unterm Strich (bei normalen Auflagenzahlen) aber deutlich weniger als 20 verschiedene Artworks.
Ein guter Punkt. Ich bin durchaus bereit viel Geld für Spiele auszugeben, vor allem wenn das Artwork auch noch stimmig ist. Dabei sind es häufig die kleinen Dinge, die das Spiel dann perfekt machen.
Verrückterweise würde ich für ansehnliche Kartenspiele mit tollen Artworks (Hello Star Wars LCG, Hello Magic) mehr Geld ausgeben als für ein Brettspiel.
Vor allem sammelbare Titel reizen mich, obwohl im Vorfeld klar ist, dass viel höhere Beträge fließen werden.
Die Preisgestaltung bei so manchem Miniaturen-Spiel führt bei mir zu Kopfschütteln.
Sammelkartenspiele finde ich persönlich schwierig. Ich habe lieber ein fertiges Spiel. Zu dem dürfen dann gerne noch Erweiterungen erscheinen, aber ich mag nicht diesen Zugzwang, der bei solchen Sammelspielen zwangsweise entsteht…