Feld bestellt – Interview mit Stefan Feld

Stefan Feld Interview Wuerfelmagier Würfelmagier Lesezeit: 5 Minuten
Stefan Feld Würfelmagier Wuerfelmagier Interview

Stefan Feld

Stefan Feld dürfte den meisten Vielspielern ein Begriff sein. Fast jeder, der sich etwas eingehender mit Spielen beschäftigt, wird früher oder später mit Stefan Felds Opus in Verbindung gekommen sein. Und die meisten Spieler werden sein Burgen von Burgund kennen. Aber auch Spiele wie Notre Dame, Trajan, Amerigo oder Das Orakel von Delphi und weitere trgaen den Namen Stefan Feld und sind vielen Spielern ein Begriff – und das nicht nur in Deutschland. Kurzum, Stefan Feld ist einer der bekanntesten Autoren Deutschlands in Vielspielerkreisen.

Ich hatte die Gelegenheit Stefan Feld ein paar Fragen zu stellen. Zu seiner Autorentätigkeit, den Herausforderungen, wenn man nur Teilzeit-Spieleautor ist und natürlich zu seinen kommenden Spielen. Und was Stefan von Partyspielen hält, werdet ihr auch erfahren…


Stefan, auch wenn dich die meisten meiner Leser kennen werden, stell dich doch kurz vor und sag‘ uns, wann und wie du zum Brettspieler geworden bist und was privat so deine Lieblingsspiele sind.

Ich wurde spieltechnisch von meinen älteren Geschwistern sozialisiert. Ich war der Jüngste bei uns und es war das Tollste, dass ich bei den „Großen“ mitspielen durfte.
Auch wenn diese selten auf den Tisch kommen, sind es einige Klassiker, die ich besonders schätze: Tadsch Mahal, Fürsten von Florenz, Raja, El Grande, Torres.

Du hast mit Burgen von Burgund einen modernen Klassiker in deinem Opus, der mittlerweile auch in den USA richtig gut in der Brettspielszene angenommen worden ist. Merkt man eigentlich im Entwicklungsprozess, dass man da „was Großes“ vor sich hat?

Komischerweise nicht. Beispielsweise hatte ich bei Macao das Gefühl, das ist was ganz Besonderes, was einschlagen wird wie ein Blitz. Das war leider nicht so. 😉 Burgund lief bei den Tests ganz gefällig, aber, dass es so ein Erfolg werden würde, das haben wir alle nicht gedacht.

Burgen von Burgund Ravensburger alea Stefan Feld Wuerfelmagier Würfelmagier Interview

Die Burgen von Burgund ist Stefan Felds bekanntestes Spiel

Wie „fertig“ war denn BuBu (Anm.: liebevolle Abkürzung von Burgen von Burgund, die auf Udo Bartsch zurückgeht) als es an den Verlag gegangen ist? Und vor allem: wie viel eigene Tests hast du schon da reingesteckt, bevor der Verlag das übernimmt?

BuBu hat viele Entwicklungsschritte hinter sich. Insofern war es gar nicht fertig. Ich habe erste Versionen Stefan Brück von alea gezeigt und er hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt 😉 Irgendwann kam dann aber der Durchbruch und die erste Version, die alea dann wirklich interessierte, war deutlich komplexer als das heutige Spiel.

Und wie viel Verlagen muss man so eine Idee schicken, bevor sich mal einer dafür entscheidet? Mittlerweile für dich wahrscheinlich einfacher, aber in der Vergangenheit sicherlich doch auch nicht immer…

Bei mir hat es 7 Jahre gedauert, in denen ich von Verlag zu Verlag, von Redakteur zu Redakteur getingelt bin und meine verschiedene Prototypen vorgestellt habe. Mit den ersten Veröffentlichungen bei Queengames (Revolte in Rom) und alea (Um Ru(h)m und Ehre) wurde es danach deutlich einfacher. Und heutzutage bin ich in der glücklichen Lage, dass die Verlage bei mir anfragen, ob ich nicht was für sie hätte.

Du stehst ja immer in dem Verdacht Punktesalat zu produzieren. Ganz entkräften kann man das wohl auch nicht. Wann dürfen wir das erste Stefan Feld Partyspiel erwarten? Oder anders: Was hält dich davon ab mal ein solches zu entwickeln?

Obwohl das die wenigsten Leute vermuten, liebe ich Partyspiele. Selbst eines zu entwickeln, habe ich allerdings noch nie in Angriff genommen. Ich weiß eigentlich auch nicht „Warum?“. Mal sehen, was die Zukunft bringt, etwas Konkretes gibt es jedenfalls nicht.

La Isla Ravensburger alea Stefan Feld Würfelmagier Wuerfelmagier Interview

Hätte aus Sicht von Stefan Feld mehr Aufmerksamkeit verdient – La Isla

Spieleautor bist du nur im Nebenberuf. Im Hauptberuf bist du Direktor eines Gymnasiums. Als Mann einer Lehrerin weiß ich, dass da auch ein Haufen Arbeit neben dem eigentlichen Unterrichten an dir hängenbleibt. Wie und wann kommst du denn da noch zum Spiele entwickeln oder zum Spielen?

Tatsächlich beschränkt sich das Spieleerfinden auf die Ferienzeiten, zumindest die, die nicht ebenfalls mit Schule belegt sind. Aber nach ein paar Jahren Eingewöhnung, habe ich mich nun an diesen „Rhythmus“ gewöhnt.
Zum Spielen komme ich, wenn es die Schultermine zulassen, einmal pro Woche bei den Offenburger Spiele Freunden, einem Brettspielverein, bei dem ich seit über 20 Jahren Mitglied bin. Wobei man sagen muss, dass dort auch viel getestet wird. Zum Spielen von „neuen“ Sachen komme ich leider viel zu wenig.

Du bist ja nun schon eine ganze Zeit Spieleautor. Wie hat sich das Ganze denn seit dem Aufkommen von Crowdfunding verändert aus deiner Sicht? Ist das eine Entwicklung, die du gut findest oder siehst du es eher kritisch?

Da bin neutral eingestellt. Ich glaube zwar, dass eine redaktionelle Arbeit sehr, sehr wichtig für ein Spiel ist, was bei Kickstarter ja häufig wegfällt. Auf der anderen Seite ergeben sich aber tolle Projekte, die sonst vielleicht nie auf den Markt gekommen wären. Insgesamt glaube ich, dass sich Kickstarter immer mehr als Werbeplattform und guter Vertriebsweg etabliert, was dem eigentlichen Sinne des Kickstarterns ja etwas entgegen läuft.

In den letzten Jahren haben sich auch ganz andere Wege der Berichterstattung ergeben. Bis vor kurzem noch sehr klassisch geprägt (i.d.R. gedruckte Magazine oder größere Webseiten), haben sich in den letzten Jahren zunehmend Medien wie Blogs, Podcasts oder auch die Video-Formate etabliert. Wie wichtig und relevant sind denn diese für dich als Autor und, sofern du das einschätzen kannst, für die Verlage?

Wenn ich es schaffe, lese ich die Berichte zu meinen Spielen bzw. schaue die Videos dazu an. Was ich bemerke ist, dass es leider immer mehr Leute gibt, die das nicht so gut können bzw. denen auch das nötige Fachwissen fehlt, um eine fundierte Kritik zu schreiben. Das bedeutet, dass ich mir die Quellen heraussuche, die mir gefallen, die einen tollen Schreibstil, eine tolles Video- oder Blogformat haben, um mich zu informieren. Und dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob meine Spiele zerrissen werden, was jetzt keine Aufforderung sein soll 😉
Für die Verlage kann ich natürlich schwer sprechen, aber ich glaube, dass eine frühe Meinungsbildung immer entscheidender für den Verkauf sein kann. Deshalb schätze ich die Bedeutung relativ hoch ein.

 

Carpe Diem Ravensburger alea Stefan Feld Würfelmagier Wuerfelmagier Interview

Carpe Diem ist eine der drei Herbstneuheiten bei denen Stefan Feld als Autor genannt ist.

Im Zusammenhang mit dem Vortrag von dir über Entwicklung von Brettspielen kam auch noch eine Frage auf, wie Autoren bei den Verkäufen der Lizenzausgaben im Ausland berücksichtigt werden. Läuft das da genauso wie bei einem inländischen Verkauf oder ist das eine gesonderte Schiene?

Das wird im Einzelnen mit den Verlagen verhandelt. Manche Verlage machen einen Unterschied zwischen In- und Ausland, andere nicht.

Und dann wollen wir natürlich alle wissen, was dieses Jahr von dir in Essen auf der Spiel ‘18 erscheinen wird. Gib uns doch mal einen kurzen Überblick…

Carpe Diem – alea
Forum Trajanum – Huch
Merlin – Die Artus-Erweiterung – Queengames

(Anm.: Das war kürzer als gedacht :-D)

Steht für 2019 auch schon etwas fest, das du uns schmackhaft machen möchtest?

Revolution of 1828 Frosted Games Würfelmagier Wuerfelmagier

Erscheint 2019 bei Frosted Games – Revolution of 1828

Ziemlich sicher ist das Erscheinen von „Revolution of 1828“ ein Zweipersonenspiel bei Frosted Games.
Dann gibt es im Sommer vielleicht eine kleine Überraschung bei alea.
Mit Queen Games gibt es spannende Projekte, bei denen eine Veröffentlichung schwer prognostizierbar ist und mit H@llGames könnte für Essen ´19 etwas auf dem Programm stehen.

Apropos Messe: Welche Sachen schaust du dir selbst denn auf der Spiel in Essen an und wie informierst du dich vorab darüber?

Ich habe mich dieses Jahr noch keine Minute mit Neuheiten auseinander gesetzt und lasse mich dieses Jahr treiben.

Und die letzte Frage, die ich Autoren gerne stelle: Welches deiner Spiele hat aus deiner Sicht etwas wenig Beachtung gefunden und welches Spiel eines anderen Autors findest du besonders gelungen und warum?

Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass La Isla mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ich würde zwar noch einige kleine Dinge verändern, aber im Großen und Ganzen, war das einer der Protos, welchen wir (freiwillig 🙂 ) rauf und runter gespielt haben. Vielleicht würde es ja in einer anderen Aufmachung funktionieren.

Von Inka und Markus Brand begeistert mich Word Slam und die EXIT-Reihe. Überhaupt ist es unglaublich, was die beiden auf die Beine stellen und dabei sind sie noch so tolle Menschen.

Und erwähnen möchte ich noch den Würfelmechanismus aus Der Pate von Michael Rieneck. Das Spiel konnte mich in seiner Gesamtheit zwar nicht überzeugen, aber der Würfelpart ist aus Spielmechanikersicht absolut genial. Ich hoffe er findet noch einmal irgendwo Einzug.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!


Links

Stefan Felds Seite auf Boardgamegeek.com

Stefan Felds eigene Homepage

Oktober 17th, 2018 by