Kreislauf des Lebens – Photosynthese (Blue Orange Games, 2017)

Lesezeit: 4 Minuten

Photosynthese Asmodee Rezension Würfelmagier wuerfelmagier.dePhotosynthese kommt daher im Kleid eines Familienspiels. Wir lassen Bäume wachsen und wenn sie groß genug sind, dann werden sie gefällt und (mutmaßlich) zur Verstuhlung nach Schweden gebracht (frei nach Lars Ruppel).


Wie Photosynthese gespielt wird

Die Spielzüge in Photosynthese gehen schnell von der Hand. Zunächst müssen aber zahlreiche Stanzteile vorsichtig ausgelöst und zu kleinen und großen Bäumen zusammengebaut werden. Diese halten mal besser, mal schlechter ineinander. Die Optik macht direkt Lust loszulegen. Bemerkenswert ist auch die Grundmechanik mit der den Spielplan umkreisenden Sonne. Aber dazu gleich mehr…

Am Anfang einer Partie setzen die Spieler ihre Startbäumchen am Rand des Spielfeldes und sichern sich zunächst gleich mal die besten Sonnenplätze. Ist das geschehen, geht es schon los.

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Der Nachschub an Bäumen

Zu Beginn einer jeden Runde werden Sonnenpunkte vergeben. Bäume die im Schatten eines anderen Baumes stehen, erhalten keine Punkte, alle anderen in Abhängigkeit ihrer Größe eine entsprechende Anzahl. Die Sonnenpunkte sind sozusagen die Währung des Spiels und mit ihnen „kaufe“ ich die entsprechenden Rohstoffe (a.k.a. Bäume) oder setze sie ein, um Aktionen auszuführen.

Die Aktionsmöglichkeiten sind recht übersichtlich und lassen kaum Fragen offen.

Wachsen: Ich lasse einen meiner Bäume auf dem Spielplan um eine Stufe wachsen und gebe die dafür geforderten Sonnenpunkte ab.

Aussäen: Die vorhandenen Bäume säen sich in Abhängigkeit ihrer Größe weiter aus. Kleine Bäume ein Feld weit, große Bäume bis zu drei Felder weit.

Pflanzbereit machen: Durch Sonnenpunkte kann man auch neue Bäume aller Größen oder Samenkapseln pflanzbereit machen.

Sammeln: Große Bäume können nicht mehr wachsen und werden vom Spielplan entfernt – ergo: gefällt und ab nach Schweden verschifft. Dafür sammelt man Punktechips ein in Abhängigkeit seines Standpunkts auf dem Spielplan.

Hat man seine Sonnenpunkte ausgegeben ist der nächste Spieler an der Reihe. Ist die Runde abgeschlossen, wandert die Sonne eine Ecke weiter und andere Bäume profitieren von ihren lebensspendenden Strahlen.

So geht es weiter, bis die Sonne drei (beziehungsweise in der Expertenvariante vier) komplette  Umläufe getätigt hat. Dann werden die ergatterten Punktechips gezählt und eventuelle Punkte aus dem aktuellen Sonnenpunktekonto dazugerechnet.


Was uns an Photosynthese gefallen hat

Kaum ein Area Control Spiel konnte bisher das Thema besser transportieren als Photosynthese. Der Kreislauf des Lebens mit all seiner Härte bietet sich einfach an. Und das Thema wurde aus meiner Sicht hierbei erstklassig umgesetzt. Die meisten Sachen machen thematisch unglaublich viel Sinn. Zudem ist das Spiel von seinem Mechanismus her supereinfach und die vier Seiten umfassende Anleitung – eigentlich sogar nur drei Seiten – lässt keine Fragen offen.

Die Spielzüge gehen gut von der Hand und die Zeit, bis man wieder am Zug ist, ist eigentlich recht kurz. Viel zu schnell schreitet die Sonne voran und man muss sich sehr beeilen, dass man die kleinen Bäumchen wachsen und gedeihen lässt.

Optik und Material sind natürlich erst mal umwerfend. Wenn auf dem heimischen Esstisch ein kleiner Wald entsteht, dann zieht das alle Blicke der kleinen und größeren Mitbewohner auf sich. Gerade Nichtspieler fühlen sich hiervon unglaublich angesprochen und wollen am liebsten gleich mitspielen. Doch Vorsicht, so einfach die Regeln erscheinen, so tückisch ist das Spiel auch. Man sollte schon wissen was man tut und das Spiel verzeiht wenig. Es ist wie das wahre Leben – knallhart, wenn man eine falsche Entscheidung trifft. Das muss nichts schlechtes sein, man sollte sich dessen nur sehr bewusst sein.


Was uns an Photosynthese nicht gefallen hat

Photosynthese tarnt sich als lockeres Familienspiel mit einfachen und schnell erfassbaren Regeln, ist aber knallhart und unnachgiebig. Einmal nicht richtig aufgepasst, schon steht man erst mal ohne Sonnenpunkte da. Dazu kommen dann die Mitspieler, die einem gehörig die Tour vermasseln können. Das frustet gerade Casual Gamer, also Menschen, die nur zur lockeren Unterhaltung spielen wollen, sehr. Und genau die fühlen sich von Optik und übersichtlichem Regelwerk ja durchaus angesprochen.

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Am Anfang ist noch viel Platz auf dem Brett

Das wäre ja noch zu verschmerzen, hätte Photosynthese nicht ein aus meiner Sicht viel gravierenderes Problem. Der Spannungsbogen des Spiels verläuft aus meiner Sicht nicht sonderlich ausgewogen. Zu Beginn macht alles noch Sinn. Bäume pflanzen und wachsen lassen, dann die ersten Punkte einheimsen. Doch in den letzten paar Runden schwinden die Möglichkeiten und man versucht nur noch den ein oder anderen Baum zur vollen Größe zu bringen, um möglichst viele Punkte zu erlangen. Zwar liefern auch übrig gebliebene Sonnenpunkte Punkte, die Option ist jedoch lange nicht so attraktiv wie das Abholzen eines großen Baumes. Dieser Spannungsabfall hat uns in allen Partien ereilt und wenn wir nicht einen großen Fehler begangen haben, scheint es immer so zu sein.

Und zu guter Letzt stellte sich ein Problem mit den Samenkapseln. Einmal ausgebracht kann man mit ihnen lukrative Punkteplätze blockieren. Hier hätte man sich etwas einfallen lassen müssen, wie man diese unliebsamen Blockierer wieder loswerden kann. Eine Idee wäre es bspw gewesen, dass man die Kapseln binnen zwei Runden (angezeigt durch das Drehen des Plättchens von einer auf die andere Seite) hätte keimen lassen müssen, sonst gehen sie ein und verschwinden wieder.

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Manchmal sieht man das Spiel vor lauter Bäumen nicht…

Und schlussendlich dann noch die Altersangabe. Ab acht Jahren soll man Photosynthese spielen können. Mechanisch mache ich da einen Haken dran. Aber das bedeutet nicht, dass der achtjährige Nachwuchsspieler das Spiel auch schon durchdringen kann. Und da das dann im Zweifel – gerade bei einem so harten Wettbewerb wie bei Photosynthese – frustrierend wirken wird, weiß ich nicht, ob die Altersangabe gerechtfertigt ist. Schließlich wollen wir ja neue Spieler heranzüchten und sie nicht verschrecken.

Insgesamt haben die oben genannten Kritikpunkte einen faden Beigeschmack hinterlassen, der das Spiel für mich trotz optischer Opulenz für uns eher unattraktiv macht.


Fazit zu Photosynthese

Photosynthese ist ein thematisch sehr feines Spiel mit toller Optik und einfachem Regelwerk. Trotz seiner Härte im Verdrängungswettbewerb macht es Spaß einen kleinen Wald wachsen und gedeihen zu sehen. Schade, dass der Spannungsbogen am Ende nicht hält was er am Anfang verspricht. Für Fans von Area Control Spielen aber auf jeden Fall einen Blick wert, ansonsten eher anstrengende Forstarbeit…

Im Bewegtbild könnt ihr es euch im Kanal von Spiel doch mal! ansehen. Mit Julia habe ich mich bei unserem regelmäßigen Format Frisch vom Tisch drüber unterhalten und auch die regeln erläutert…

August 13th, 2018 by