Nova Luna Ediution Spielwiese Rezension
Januar 6th, 2020 by Dirk
Lesezeit: 3 Minuten

Uwe Rosenberg macht ein Spiel mit dem Patchwork Mechanismus. Ich hätte uninteressierter nicht sein können. Zu oft wurde ich 2019 schon mit aufgewärmten Mechanismen konfrontiert, die ein Autor nutzt, um das Spielprinzip marginal zu verändern und dadurch ein angeblich „neues Spielgefühl“ zu erschaffen. So hatte ich von Nova Luna gelesen und es dann zunächst auch wieder vergessen. Auf dem Pegasus Spiele Pressetag hatte ich dann die Verlegenheit Gelegenheit es zu spielen und es hat mich überrascht…

Wie Nova Luna gespielt wird

Zu meiner Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass ich auch erst auf dem Pressetag erfahren habe, dass Uwe Rosenberg den Habitat-Mechanismus von Corné von Morsel in das Spiel mit hineinkombiniert hat. Ein Fakt, der von wichtiger Bedeutung ist. Denn hier wird nicht nur gepuzzelt, sondern auch kombiniert und (abstrakte) Aufgaben erledigt.

Nova Luna Spielsituation

Ein großer Sichelmond markiert auf der in einer Kreisbahn ausgelegten Plättchenbahn den Startpunkt. Von diesem ausgehend kann man eines der drei im Uhrzeigersinn am nächsten zur Sichel liegenden Plättchen auswählen. Sind die Plättchen bis auf 1 oder 2 zwei aufgebracht, kann man aus dem Vorrat auffüllen und auf bessere Auswahl hoffen. Die so ausgewählten Plättchen legt man dann in seine Auslage vor sich. Für das Legen an sich gibt es auch keine Regeln und auch das Kombinieren wird den Spielern selbst überlassen. Ist man in der Zugreihenfolge hinten, ist man weiter an der Reihe mit dem Auswählen und Legen, zumindest so lange bis man eben nicht mehr Letzte/r ist.

Die Plättchen zeigen dabei mehrerlei Dinge. In der Mitte eine Art „Perle“, die die Farbe des Plättchens markiert. Dazu bis zu vier Kreise mit einer oder mehreren kleinen Perlen. Wozu diese ganzen kleinen Perlen nun? Durch das orthogonale Anlegen der Plättchen im eigenen Spielbereich versucht man die Farbe der Plättchen so zu kombinieren, dass man die aufgedruckte Aufgabe(n) erfüllt. Zeigt der kleine Kreis bspw. eine blaue Perle, reicht es ein einziges blaues Plättchen daran anzulegen, um die Aufgabe zu erfüllen. Zeigt er zwei blaue Perlen, benötigt es schon zwei blaue Teile. Der Kniff dabei ist, dass gleichfarbige Teile auch als angrenzend gelten, solange sie eine durchgehende farbige Kette bilden. Hat man eine Aufgabe erfüllt, legt man einen der kleinen Marker darauf ab. Hat man alle Marker als erster abgelegt, gewinnt man. Und mehr ist es eigentlich nicht.

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Was mir an Nova Luna gefällt

Ich mag das Spiel. Ich mag seine Einfachheit und ich mag seine Abstraktheit. Ja, irgendwas mit Mond steht auf der Schachtel, aber eigentlich ist es komplett abstrakt. Und das ist auch gut so. Warum muss man ein Thema auf so ein elegantes Spiel setzen? Abstrakt darf sein, was abstrakt ist. Und so führt meines Erachtens auch das Festhalten an der Abstraktheit dazu, dass das Spiel so einfach ist. Kein Geschwurbel in der Anleitung wegen eines aufgesetzten Themas, nein, einfach straight forward.

Besonders interessant finde ich, wie sich die Spielweise nach mehreren Partien verändert. Idealerweise sollte sich die Spielweise nach mehreren Partien natürlich stets zum Besseren verändern, bei manchen Spielen offenbart sich aber auch nach zwei, drei Partien noch mal eine andere Ebene. Gerade was die Interaktion angeht, bietet Nova Luna mehr, als man zunächst vermutet. Wann ich die Plättchen auffülle, wie weit oder kurz ich auf Plättchen zugreife, all das beeinflusst, welche Auswahl der Gegner hat. Und diesen im Blick zu haben, macht ja gerade bei einem Wettrennen durchaus Sinn. Zudem muss man immer im Blick behalten, welche Farben schon ausgelegt wurden, denn das bedingt ja, wie viele davon noch nachkommen können.

Nova Luna Spielanfang
Am Anfang war das Plättchen – Nova Luna (Edition Spielwiese)

Nova Luna war für mich eine der Überraschungen des Jahres, denn ich habe (fast) nichts erwartet und am Ende dann so viel mehr bekommen.

Materialseitig hat mir die Qualität der Plättchen gut gefallen und auch die grafische Gestaltung geht für mich in Ordnung, da ich ja bei Nova Luna kein hochthematisches Spiel, sondern ein abstraktes Spiel erwarte.

Ach ja, den Uwe-Rosenberg-typische Solo-Modus habe ich bisher noch nicht ausprobiert, er klingt aber vernünftig, wenn auch nicht umwerfend.

Was mir an Nova Luna nicht gefallen hat

Ein Spiel, das in erster Linie davon lebt, dass man Plättchen nimmt, kann in manchen Situationen manchmal frustig sein. Nämlich immer dann, wenn eine Übermacht an Plättchen der falschen Farbe gezogen werden. Wenn dann die Gegner mir die einzigen halbwegs passenden Plättchen wegnehmen, dann kommt man mit seinen Aufgaben nicht so recht voran. Da muss man dann eben die Gunst der Stunde ergreifen und taktisch auf andere Farben ausweichen, häufig steht und fällt damit aber der Sieg.

In Bezug auf das Material fand ich die kleinen Aufgabenmarker für meine großen Finger etwas fummelig. Diese hätten eine Nummer größer ausfallen können, dann würden sie auch die Aufgaben komplett abdecken. Gerade aber beim Rundenzähler hätten sie deutlich größer sein müssen, denn das ist mir gerade beim Aufeinandersetzen der Scheiben viel zu fummelig.

Nova Luna Plättchenauswahl
Das Stapeln der Zugmarker ist etwas fummelig – Nova Luna (Edition Spielwiese)

Fazit zu Nova Luna

Das sind doch die besten Situationen im Leben: Nichts erwartet, viel bekommen. Dazu noch von den Regeln her einfach gehalten und nicht unnötig viel Geschwurbel wegen des Themas veranstalten. Der eingängige Puzzle- und Kombinationsmechanismus wusste in mehreren Runden zu überzeugen und so werde ich das Spiel gerne öfter auf den Tisch packen – gerade im Familienkontext.

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Dezember 6th, 2017 by Dirk

Lesezeit: 4 Minuten 

 

Zugegeben, der panisch wirkende Titel ist etwas übertrieben. Obwohl, eigentlich doch nicht. Seit ich Kinder habe, habe ich Angst. Angst vor Memo-Spielen. Memophobie sozusagen. Ich versage dabei regelmäßig gegen die kleinen Racker. Kein Wunder, ist deren Gehirn in Bezug auf fotografische Merkfähigkeit angeblich deutlich aufnahmefähiger. Nun also Piraten-Memo…vielleicht wirds damit was. Har-Har


Wie Memoarrr! gespielt wird

Nicht lang schnacken, denn Memoarrr! ist schnell erklärt.

 

Die Story:

Wir sind auf einer Insel und wollen einen Schatz ergattern. Leider bricht der insel-eigene Vulkan aus und die ins Meer strömende Lava legt die kleine Vulkaninsel in Dampfschwaden. Wo ist nur unser Schiff, das uns und den ergatterten Schatz in Sicherheit bringt…?

 

Der Aufbau:

Die Memo-Karten werden auf dem Tisch im 5×5 Raster ausgelegt. Die zentrale Karte kommt in die Schachtel. An ihrer statt kommen sieben gemischte Schatzkarten sowie einige Vulkankärtchen (eine weniger als Mitspieler) auf einen Haufen – Vulkankärtchen oben, Schätze unten. Ganz einfach!

 

Der Spielablauf:

Memoarrr! Edition Spielwiese

Im Verlauf des Spiels schafft man es, immer mehr Plättchen aufzudecken

Jeder Spieler sucht sich einen Platz an einer der vier Kanten des ausliegenden Quadrats und schaut sich die mittleren drei Karten an “seiner” Kante an. Darauf sieht er jeweils ein Tier und eine Landschaft – zum Beispiel ein Pinguin im Dschungel. Nun geht es los. Reihum werden Karten  aufgedeckt. Ziel ist es eine solche Karte aufzudecken, die entweder in Bezug auf das abgebildete Tier oder die abgebildete Landschaft mit der vom vorhergehenden Spieler aufgedeckten Karte zusammenpasst. Passt es nicht, erhält der Spieler eine Vulkankarte und ist für diese Runde raus. Der letzte übriggebliebene Spieler erhält dann statt eines Vulkans eine Schatzkarte. Die Schatzkarten von Memoarrr! zeigen unterschiedlich wertvolle Schätze von ein bis vier Rubinen.

 

Das Ende:

Das Spiel endet, wenn alle Schatzkarten verteilt sind. Und es gewinnt der Spieler mit den meisten Rubinen. Da es eine Karte mit vier Rubinen gibt, kann man auch mit einer einzigen Karte bereits vorne mitspielen – außer vielleicht im Zwei-Personen-Spiel.

 

Die Variante:

Der oben beschriebene Spielablauf ist das Memoarrr! Basisspiel. Es gibt noch ein “Expertenspiel”, bei dem die einzelnen Tierarten Fähigkeiten haben, die man im Spiel nutzen kann. So kann man mit dem Pinguin spicken und sich eine Karte ansehen, mit dem Oktopus kann man Karten vertauschen und bei der Schildkröte…passiert nix.


Was uns an Memoarrr! gefallen hat

Memoarrr! ist Memo…Punkt. Das macht es einfach zu erklären und sofort verständlich, gehört das Memo-Spiel doch zu den Klassikern unter den Gesellschaftsspielen. Durch die Kombination von zwei Memo-Elementen auf einer Karte und der Tatsache, dass man nur mittelbar Pärchen aufdecken muss, wird das Spiel auch für Erwachsene interessant. Es hätte sogar das Potenzial, den in Studentenkreisen immer noch beliebten alten Looping Louie endlich in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken. 😉

Schätze sammeln ist das Ziel bei Memoarrr!

Schätze sammeln ist das Ziel bei Memoarrr!

Die Expertenregel addiert noch mal ein wenig taktische Finesse, die das Spiel deutlich kniffliger machen. Schön, dass man bei der Spielwiese gleich an die “Vielspieler” und Familien mit größeren Kindern gedacht hat.

Die Grafik ist niedlich aber ausreichend klar, so dass man stets den Überblick behält. Interesanter Fun Fact übrigens: Die Grafik des Spiels stammt von Pablo Fontangnier, einem Grafitti-Künstler, der insbesondere durch seinen comichaften Stil beim Sprühen bekannt ist. Hier ist die Spielwiese tatsächlich, man möchte fast sagen „Mal wieder“, einen eigenen Weg gegangen. Comic-Künstler, die Spiele grafisch gestalten kennen wir ja, aber Grafitti-Künstler als Brettspiel-Illustratoren sind mir bis dato noch nicht aufgefallen. Vielleicht sehen wir ja künftig noch mehr Arbeiten von solchen Künstlern, die sicherlich insbesondere Spiele illustrieren werden, die sehr grafisch daherkommen. Aber wer weiß, was in so manchem Grafitti-Künstler noch für ungeahnte Talente schlummern. Ich finde die Idee und Herangehensweise erfrischend anders und sage „Mehr davon!“.

Die kleine Spielhilfe erleichtert den Einstieg falls man mal die Regeln nicht mehr parat haben sollte. Da genügt ein Blick und man weiß wieder Bescheid. Kurzum, ein tolles kleines Spiel für die ganze Familie oder als Auftakt/Absacker für die Vielspieler-Runde.

Für Regel-Faulenzer gibt es auch zu Memoarrr! wieder ein Regelvideo, dass man quasi während des ersten Spiels laufen lassen kann. Fand ich bei Cottage Garden schon toll und passt auch hier wieder zur Zielgruppe, die so ganz einfach an ein neues Spiel herangeführt wird.


Was uns an Memoarrr! nicht gefallen hat

Hier muss man schon gut überlegen, was einem nicht gefallen hat, denn es gibt wenig bis gar nichts an dem Spiel auszusetzen.

Einzig das typische Memo-Startspieler-Problem verkehrt sich bei Memoarrr! ins Gegenteil. Denn der erste Spieler deckt eine Karte auf und ist damit fein raus. Da es zuvor ja keine andere Karte gab, kann er in der ersten Runde häufig triumphieren und wenn er dann noch zufällig den Schatz mit vier Rubinen zieht, dann hatte er eben Glück. Deshalb sollte man es vielelicht so oft spielen, dass jeder einmal ein Spiel eröffnet hat und dann eine Gesamtwertung durchführen. Das dürfte jedoch nur die Vielspieler tangieren und Otto Normalbürger eher egal sein.


FAZIT

Okay, meistens stinke ich immer noch ab, aber zugegebenermaßen kommt mir der Mechanismus von Memoarrr! entgegen und ich konnte sogar schon gewinnen. Memoarrr! ist ein wirklich tolles Spiel und bei dem kleinen Preis ein Spiel, dass sich wirklich jeder in die Sammlung legen sollte. Ähnlich wie das absolut spaßige Game Over einfach eine schöne Memo-Variante für die ganze Familie. Eine Sache frage ich mich aber trotzdem noch immer: Warum ist im Spieletitel “OAR” unterstrichen? Vielleicht, weil man hinterher denkt “Oar, war ich wieder schlecht!”? Vielleicht hat jemand ja eine Idee oder Erklärung…


 

Link zu Edition Spielwiese

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