Mai 10th, 2017 by Dirk
Lesezeit: 4 Minuten

“Nur noch eine einzige Zutat“, dachte der Zauberlehrling und fischte die fehlende Einhornträne aus dem Zutatenspender. Plötzlich erschütterte eine gigantische Explosion den Prüfungsraum. Nachdem sich der Rauch gelegt hatte, stand er mit einer bunten Mischung an Zutaten für seine Zaubertränke da und keiner hat es gemerkt. Jetzt einfach unschuldig schauen und munter weiter mixen…

Die Spielerauslage für zwei Tränke

So oder so ähnlich läuft es ab, wenn ein Lehrling in Potion Explosion einen Trank mischt. Das Spiel ist schon einen Augenblick auf dem Markt, die App zum Spiel wurde gerade veröffentlicht und eine Erweiterung steht in den Startlöchern. Zeit sich das Spiel noch mal etwas genauer anzusehen.

 

Wie es gespielt wird

Wer kennt sie nicht? Die kleinen Spiele auf dem Smartphone, bei denen man Kügelchen nimmt, dreht oder schiebt und damit dann eine Kettenreaktion auslöst. Einen vergleichbaren Mechanismus überträgt Potion Explosion auf ein Brettspiel. Und zwar komplett physisch. Dazu muss zunächst ein Murmelspender zusammengebaut werden und vor dem Spiel mit den bunten Glaskugeln befüllt werden. Diese stellen unsere Zutaten dar, die wir für die Zaubertränke brauchen, von denen wir nur zwei auf einmal auf unserer kleinen Kochstelle anrichten können. Und für das korrekte Brauen der Tränke gibt es dann Punkte – für kompliziertere mehr als für einfache. Zudem sammeln wir Zauberorden für das Zubereiten von je drei gleichen oder fünf unterschiedlichen Tränken. Klingt erst mal recht einfach – könnte man die zubereiteten Tränke nicht auch noch zum eigenen Vorteil nutzen. So kann ich jeweils vor oder nach meinem regulären Zug – der besteht nämlich eigentlich nur aus dem Nehmen einer einzelnen Zutat (aka Murmel) aus dem Murmelspender – beliebig viele meiner fertig gebrauten Tränke zu mir nehmen und mir deren Effekte zunutze machen. So kann man die aktuelle Murmelsituation vor oder nach dem Zug verändern und an weitere Zutaten kommen. Die Tränke erlauben es, dass man beispielsweise bis zu fünf Zutaten einer Farbe aus einer Murmelbahn entfernen kann, aus der unteren Reihe je eine Murmel einer Farbe nehmen kann, dem Gegner Zutaten aus seinem persönlichen Vorrat klauen kann und so weiter. Die Punkte der getrunkenen Tränke sind dabei nicht verloren, denn ich habe dem Professor ja schon gezeigt, was ich tolles kann. Die Zutaten, die man nun in der Hand und im persönlichen Vorrat hat, kann man frei auf die gerade im Brauprozess befindlichen Tränke verteilen. Zutaten, die bereits aus einem vorherigen Zug auf

Später im Spiel hat man schon einiges an Tränken gebraut…das kann nützlich sein.

die Tränke verteilt wurden, dürfen natürlich nicht mehr umgelegt werden. Was übrig bleibt und nicht in den drei Zutaten fassenden Vorrat passt, fliegt zurück in den Behälter. Kommt man mal nicht so gut zurecht mit den aktuellen Murmeln im Spender, kann man auch den Professor um Hilfe bitten. Dafür erhält man zwar zwei Minuspunkte, kann aber vielleicht einen 10 Punkte Trank vollenden und glänzen.

Das Spiel endet, wenn die spielerzahlabhängige Menge an Zauberorden aufgebraucht ist und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

 

Was uns gefallen hat

Zugegebenermaßen ist das Spiel schon etwas älter- zumindest für die schnelllebige Brettspielzeit heutzutage – aber dennoch einen Blick wert. Auch wenn es natürlich kein strategischer Gehirnverzwirbler ist, offenbart sich nach ein paar Spielen doch mehr Tiefe als zunächst angenommen. Trotzdem ist es leicht genug, dass sogar sechsjährige es einfach mal so mitspielen können oder Wenigspieler einfach aus dem Bauch heraus Murmeln nehmen und Tränke nutzen. Der Aufforderungscharakter ist gerade aufgrund des Murmelspenders extrem hoch und animiert selbst Spielemuffel dazu mal eine Partie mitzuspielen.
Nichtsdestotrotz sollte man Potion Explosion nicht unterschätzen, kommt es doch wie ein locker leichtes Spielchen daher, das erst mal nach einem Fun-Spiel aus der Reihe “einfaches Familienspiel” aussieht. Kommen allerdings die richtigen Spieler zusammen, kann es ganz schön hoch hergehen in der Zauberschule. Da wird geklaut, da werden absichtlich die passenden Kugeln aus der Bahn genommen, damit der Gegner seinen Trank nicht vollenden kann oder Tränke vom Stapel genommen, die dem Gegner es ermöglichen würden den nächsten Zauberorden zu erlangen und das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. Und so ist es irgendwie schade, dass Potion Explosion es nicht zu größeren Ehren gebracht hat, denn es ist einfach zu lernen, von jeder Zielgruppe zu spielen und trotzdem mit ausreichender Varianz, dass auch Vielspieler mal eine Partie mitspielen. Ergänzt durch eine überschaubare Spielzeit ist es eigentlich ein Anwärter für das Spiel des Jahres gewesen. Warum es dafür nicht in Frage kam, kann ich nur mutmaßen…

 

Was uns nicht gefallen hat

Eigentlich ein tolles Spiel für groß und klein mit hohem Aufforderungscharakter und trotzdem was zu meckern? Ja, in der Tat. Die erste Auflage war produktionstechnisch gelinde gesagt eine Katastrophe. Der Murmelspender war komplett fehlproduziert und ließ sich gar nicht erst gemäß Anleitung zusammenbauen. Dies wurde zwar gelöst, indem Käufer der ersten Auflage einen Ersatzstanzbogen erhielten, dieser war allerdings auch fehlerhaft, denn er war zu hoch und die Schachtel ließ sich nicht mehr schließen. Zwar wurde ein Ersatz angeboten und in der zweiten Auflage war alles in Ordnung, allerdings blieb dann noch das Problem mit den Murmeln. Die waren teilweise nicht von guter Qualität und die Farben waren nicht immer einwandfrei zu unterscheiden. Alles keine schwerwiegenden Probleme, zumal das Spiel an sich gefällt, aber dennoch mit Ausstrahlung auf eine Bewertung. Auch die Regel hätte man deutlich kompakter gestalten können und noch mal eine Art Spielerhilfe beilegen können, in denen die einzelnen Tränke und ihre Wirkung erklärt sind.

 

Fazit

Potion Explosion ist ein tolles Spiel, das man gerne und immer wieder spielen kann. Entweder im Familienkontext oder auch als lockerer Absacker am Strategiespieleabend. Schade, dass man vor allem am Anfang so viele Materialprobleme hatte, denn ansonsten hätte ich fast gar nichts zu meckern gehabt.

In der nahen Zukunft wird nun endlich auch die bereits für die Spiel’16 angekündigte Erweiterung erscheinen, bei der es eine Art Jokerzutat gibt. Zusammen mit der gerade erschienen Brettspiel App dürfte das Lineup dann komplett sein. Für mich bleibt Potion Explosion ein klarer Kauf, alleine schon wegen dem großen Spaß mit der Murmelbahn.

Hier geht es zur Website von Horrible Games oder eben bei Heidelberger/Asmodee

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Januar 16th, 2017 by Dirk
Lesezeit: < 1 Minute

Einige haben drauf gehofft und gewartet. Im Vorfeld zur Spielwarenmesse in Nürnberg ist nun die zweite deutsche Auflage von Kingsburg offiziell angekündigt worden. Erscheinen wird diese bei Heidelberger / Asmodee. Über das Spiel von Andrea Chiarvesio und Luca Iennaco möchte ich hier nichts detaillierteres schreiben, das kann man besser an anderer Stelle noch mal nachlesen.

Interessant finde ich, dass die Neuauflage auch die fünf Module der Erweiterung “Die Erweiterung des Königreichs” enthält, die bisher ja so gut wie gar nicht mehr und wenn, dann zu unmöglichen Preisen zu bekommen waren. Zusätzlich wird ein sechstes Modul namens “Launische Berater” neu in die Schachtel gepackt. Darüber hinaus wurde die Grafik nicht nur auf der Schachtel, sondern auch insgesamt überarbeitet. Der eigentliche Spielmechanismus erfuhr allerdings keinerlei Überarbeitung. Ob einem die neue Grafik gefällt oder nicht, muss jeder selber entscheiden. Für mich ist die neue Ausgabe definitiv einen Blick wert, da ich das Spiel noch nicht habe und weiterhin für sehr gelungen halte.

Angekündigt ist das Ganze für das zweite Quartal 2017 und soll gemäß Angabe auf der Seite der Heidelbären 49,95 Euro kosten.

Quelle: http://www.heidelbaer.de/dyn/products/detail?ArtNr=HE669

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Januar 2nd, 2017 by Dirk
Lesezeit: < 1 Minute

Das neue Jahr beginnt mit einem Paukenschlag! Asmodee, der beständig durch Zukäufe wachsende Spiele-Megakonzern, übernimmt auch noch den Heidelberger Spieleverlag. “Offiziell” wird von Fusion gesprochen, allerdings ist es wohl eher eine Übernahme, da das neue Unternehmen ab sofort unter Asmodee GmbH firmieren wird. Die offizielle Pressemeldung steht noch aus.

Asmodee wächst damit weiter und hat einen für Deutschland wichtigen Player an Bord. Hoffentlich bleibt der Kern von Heidelberger bestehen und der Verlag behält ausreichend Freiheiten, um auch weiterhin die gute Arbeit der vergangenen Jahre fortzusetzen.

Eine gute Zusammenfassung der Gerüchtelage und aller Details findet sich bei den Boardgamejunkies.

Ich betrachte das Ganze etwas mit Sorge. Seit Pagasus auch vermehrt darauf setzt – man beachte die Übernahme des Vertrieb s für die Titel von “What’s your Game?” – , teilen sich zwei Verlage in Deutschland einen großen Teil des Mainstream-Marktes für Vielspielerspiele. Ich hoffe, dass genügend Spieler diese Entwicklung ebenso sehen und auch die kleineren Verlage durch den Kauf der Spiele entsprechend unterstützen. Märkte, die von wenigen Firmen dominiert werden, entwickeln sich in der Regel nicht weiter, da sich alles auf diese wenigen Firmen fokussiert und andere Entwicklungen einschlafen oder nicht ausreichend wahrgenommen und gewürdigt werden. Es liegt also auch an uns, diese Entwicklung kritisch zu beäugen und kleinere Titel und Verlage zu würdigen.

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