Mit Lizenzen ist das so eine Sache. Kann gut gehen, muss aber nicht und tut es häufig auch nicht. Marc-Uwe Kling hat mit den Känguru-Chroniken eine Art Kult-Universum geschaffen, das ein Millionenpublikum begeistert. Schon mehrfach wurde versucht daraus ein Spiel zu basteln. Halt mal kurz und Game of Quotes waren eher mau, was auch für die Würfel WG nichts Gutes erwarten lässt. Aber wie sagt man schön: Abwarten und Schnapspralinen essen…
Wie WÜRFEL WG gespielt wird
Jeder Spieler hat seine eine eigene WG. Die besteht aus einer dreckigen Couch, einem leeren Kühlschrank und einem ungeputzten Bad. Standard. Natürlich nicht in echt, sondern auf Karten. Dazu hat man sich selbst – auch als Karte. In der Mitte des Tisches liegen dann noch potenzielle neue WG-Mitglieder in drei Kategorien und ein paar WG-mäßige Aufgaben oder Events. Dazu noch einige Gegenstände wie eine Pfanne oder Mehl & Ei. Dazu kommen 7 Würfel mit Zahlen 1 bis 5 und einem Känguru.
Im Spielzug wirft man nun die Würfel und versucht in Kniffel-Manier bestimmte Kombinationen zu erreichen. Dazu hat man (zunächst) vier Würfel zur Verfügung. Im Gegensatz zu Kniffel kann man allerdings nur einmal neu würfeln und auch nur zwei Würfel mit in den zweiten Würfelversuch nehmen. Zumindest zu Beginn. Denn alles kann sich ändern, wenn man mal den Kühlschrank auffüllt (mit einem 2er Pasch) oder die Couch saubermacht (mit einem anderen 2er Pasch). Theoretisch kann man die Würfel für mehrere Aufgaben verwenden, allerdings jeden Würfel nur einmal – logisch irgendwie. Hat man die Couch gereinigt, hat man die Möglichkeit mehr Würfel draufzusetzen und ist der Kühlschrank voll, kann man zweimal nachwürfeln. Das Problem: das alles bringt keine Punkte. Diese erhält man nur, wenn man die WG-mäßigen Sachen macht – auch mit bestimmten Würfelkombinationen. Dazu gibt es Aufgaben der Kategorie „Witzig“, die eher einfach sind und Aufgaben der Kategorie „Witzig Witzig“, die etwas schwerer sind. Die Krux dabei ist allerdings, dass das Erledigen der Aufgaben in der Regel unangenehme Folgen hat. So schläft man oftmals ein nachdem man etwas Anstrengendes erledigt hat oder der Kühlschrank ist leer oder die Couch ist dreckig oder alles. Also muss man erst wieder aufräumen, um von den Vorteilen einer sauberen Couch zu profitieren. Die neuen WG-Mitglieder liefern immer einen zusätzlichen Würfel und gegebenenfalls weitere interessante Eigenschaften, z.B., dass das Bad immer sauber ist, wenn die jeweilige Person aufwacht. Die Gegenstände aus der Mitte kann man auch an sich nehmen und so zusätzliche Punkte – das sind übrigens eigentlich Schnapspralinen – zu machen. Diese Gegenstände können aber wieder durch die Mitspieler „ausgeliehen“ werden, sind also nicht sicher. Und zu allem Überfluss nistet sich bei Erreichen der 10 Punkte-Marke noch ein Störenfried ein, der einem das Leben schwer macht.
Ein mechanischer Kniff ist das „Schnorren“ der anderen WG-Betrieber. Die können nämlich im Zug des aktiven Spielers die nicht genutzten Würfel nutzen, um sie zum Drehen einer Karte (bspw. Zum Reinigen der Couch) in seiner WG nutzen. So kann ich schon mal alles vorbereiten, um im nächsten Zug bestmöglich aufgestellt zu sein und richtig viele Schnapspralinen zu bekommen.
Wer als erstes 16 Punkte erreicht, erhält die Hängematte und muss nun hoffen, dass niemand mehr Punkte macht als man selbst oder dafür sorgt, dass man wieder unter die 16 Punkte rutscht. Hat man zu Beginn seines Zuges immer noch die Hängematte vor sich liegen, gewinnt man und darf sich von den anderen Mitspielern mit Schnapspralinen füttern lassen.
Was mir an Würfel WG gefällt
Ich gebe es zu: Ich war kritisch. Sehr kritisch sogar. Denn ich kenne weder irgendwelche Kängurus noch einen Marc-Uwe Kling. Folglich hatte ich keinen Schimmer was mich erwartete als ich das Spiel auf dem Meet ´n Play in Essen auf den Tisch packte. Schon das gemeinsame Lesen der Anleitung hat uns allerdings belustigt. Schon mal gut, wenn das Lesen der Anleitung Spaß macht – sonst ja eher die ungeliebte Pflicht für die meisten SpielerInnen. Und zunächst klang das auch nicht nach so viel Spaß – würfeln, Karten drehen, neue Karten nehmen… Allerdings steckt dann doch mehr drin als man denkt und man muss auch gehörig auf die anderen WGs achten.
Würfel WG kommt im Kleid eines harmlosen kleinen Würfelspiels daher, hat aber doch einige Kniffe, die die beiden Autoren geschickt kombiniert haben. Alexander Pfister hat als Co-Autor mitgewirkt und ich finde, das merkt man auch ein wenig. Hier wird nämlich nicht einfach nur gewürfelt, nein, man muss auch darauf achten, welche Personen man sich in die WG holt und wie der dann zufällig eindringende Störenfried die Strategie verändert.
Das alles klingt nun hochtrabender als es schlussendlich ist, aber man kann nicht einfach irgendwie umhersammeln und dann mit Glück gewinnen. Man muss schon ein wenig überlegen, wann man welchen Raum reinigt, wen man aufwecken möchte und wem man einen Gegenstand wegnimmt. Denn das alles kann, vor allem gegen Ende des Spiels, absolut spielentscheidend sein. Alle Partien waren bisher in irgendeiner Form knapp am Ende. Nie gab es „den“ Erdrutschsieg den man bei einem Würfelspiel erwarten könnt („Der hatte so viel Würfelglück…“). Immer kam es auf den letzten Wurf an. Der musste dann einfach glücklich sein, damit man die Partie noch dreht. Das war aber auch für alle am Tisch okay. Schließlich sorgte das schlussendlich für Spannung und Emotion am Tisch. In allen Partien hatten wir Spaß beim Erzählen der WG-Geschichten (ich hole mir Horst in die WG und putze das Bad) und hatten nie das Gefühl, dass es ein reines Glücksspiel ist.
Die Illustrationen sind passend zum Spiel und zum Känguru-Universum, das ich extra für das Spiel in Form des durch Marc-Uwe Kling gelesenen Buches kennengelernt habe. Solltet ihr es nicht kennen, dann solltet ihr übrigens auf jeden Fall die Hörfassung wählen. Die ist einfach sehr unterhaltsam vorgetragen. Produktionstechnisch ist nichts zu bemängeln. Die Karten sind in gewohnt guter Kosmos Qualität und die dicken Holzwürfel klackern satt über den Tisch – auch wenn der Kühlschrank leer ist.
Was mir an Würfel WG nicht gefällt
Klar ist Würfel WG in Teilen glücksabhängig. Haken dran, das weiß man vorher. Klar geht es dabei nicht ums Optimieren auf „Teufel komm raus“. Dennoch glaube ich, dass viele unterschätzen werden, dass eben nicht „einfach nur“ gewürfelt wird, sondern man immer auch schauen muss, was sonst so los ist bei den WGs. Das führt nämlich gerade im Endspiel dazu, dass man mitunter zum Königsmacher werden kann, wenn man nicht genau aufpasst. So kam es in unseren Partien mehrfach vor, dass ein Spieler bspw. 17, der andere 18 hatte und ein Dritter nur 12. Dieser Dritte hätte nun dem 18-Punkte Spieler einen Gegenstand wegnehmen können und so implizit dem 17-Punkte-Spieler die Straße zum Sieg geebnet. Gerade in solchen engen Situationen zeigt sich, dass eben doch ein bisschen mehr drinsteckt als man zunächst vermutet. Und hier könnte die Zielgruppe – Marc-Uwe Kling Fans – gegebenenfalls auch etwas frustriert oder zumindest überrascht werden von der Härte und Unnachgiebigkeit des Spiels. Mich und die meisten Viel- und Gelegenheitsspieler wird das erfreuen und Spaß machen. Andere werden davon möglicherweise überrannt, vor allem in gemischten Runden.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht so sehr gefällt, ist das relativ behäbige Spiel zu Beginn einer Partie. Man wird immer in etwa das selbe tun und versuchen mehr Würfel an Land zu ziehen um die lukrativen Aufgaben zu erledigen. Aber das ist wohl in vielen Spielen der Fall und hat man erst mal die erste Aufgabe erledigt oder eine große Party geschmissen, dann rollt das Spiel von alleine los.
Fazit zu Würfel WG
Manchmal funktionieren Lizenzen eben doch! Auch wenn das Spiel, über das hier die Lizenz gestülpt wurde auch ohne diese und mit anderem Thema funktioniert hätte, ist der Spaßfaktor in Verbindung mit Kängurus und Schnapspralinen vielleicht doch noch einen Tick höher. Die Würfel WG wird manchen überraschen und auch ich war sehr positiv angetan von dem Spiel hinter dem Kämguru-Lizenzvorhang. Randnotiz: Schon erstaunlich wie viel Geld sich mit den Lizenzen rund um ein kommunistisches (oder sozialistisches?!) Känguru verdienen lässt und irgendwie ja auch ein Anachronismus. Aber dennoch: Wer Gelegenheit hat, sollte echt mal reinspringen, in die WÜRFEL WG…