2019 ist nach dem Luther-Jahr 2018 das nächste Jubiläumsjahr einer geschichtlich wichtigen Person. Dabei ist Humboldt in der breiten Bevölkerung deutlich unbekannter als Luther. Dennoch haben sich R&R Games und Huch dazu entschieden, ihn zum Zentrum ihres Spiels zu erheben. Nur ein Marketinggag? Möglich. Erst mal reinschauen.
Wie Humboldt‘s Great Voyage gespielt wird
Humboldt‘s Great Voyage leiht sich einen interessanten und altbekannten Mechanismus aus – den Mancala Mechanismus. Dieser stammt aus einem alten Spiel, das vor allem in Asien und Afrika verbreitet ist und bei dem Spielsteine, die in Mulden liegen umverteilt werden. In der Regel sind Mancala-Spiele 2-Personen-Spiele, es gibt aber auch andere Varianten für mehr Spieler. Mehr Details auf Wikipedia.
Was hat Humboldt‘s Great Voyage nun daraus gemacht? Ganz einfach: Ein einfaches Familienspiel mit aufgesetztem Thema. Im Spielzug zieht man eine farbige Holzscheibe aus dem Zugbeutel. Die Farbe gibt vor, von welchem Ort man starten kann. An jedem Ort liegen dazu einige weitere bunte Scheiben. Passt einem der Startort nicht, kann man erneut ziehen und auf eine andere Farbe hoffen (zieht man die gleiche Farbe noch mal, zieht man weiter). Dann nimmt man die Scheiben vom Startort auf und legt dann eine Route entlang der vorgegebenen Pfeile. Dabei möchte man Scheiben immer farbig passend auf die Orte platzieren, denn dann gibt es wertvolle Gegenstände, die man ruhmbringend in die Heimat sendet. Die so erhaltenen Plättchen packt man auf die Schiffskarten, die man von Beginn an vor sich liegen hat. Ist eine Karte voll, fährt das Schiff ab und bringt Punkte. Die Personenplättchen erhält man immer im Zug der Gegner – zumindest bereitet man deren Erhalt vor. Denn bevor Mitspieler ihre Route nutzen, darf man von einem der gewählten Orte eine Scheibe herunternehmen und auf eine der unteren Plätze der Schiffskarten legen. Bei der Wertung dieser erhält man so ggf. Personenplättchen derer man einige als Set sammeln möchte – das bringt nämlich Punkte.
Sind alle Scheiben aus dem Beutel gezogen, endet das Spiel. Und eigentlich gibt es dann nur noch die Personensets zu werten (jeweils vier unterschiedliche bilden ein Set) und die restlichen Waren abzurechnen.
Was mir an Humboldt‘s Great Voyage gefällt
Humboldt‘s Great Voyage ist eines der Spiele, deren Erklärung genauso lange dauert wie der Aufbau des Spiels selbst. Das ist gut und fördert den Spielspaß vor allem bei Gelegenheitsspielern, denn die haben nie Lust auf lange Regelerklärungen.
Mir hat der Mancala-Mechanismus der in dem Spiel zum Einsatz kommt wirklich gut gefallen und es spielt sich wirklich sehr locker und leicht daher.
Grafik und Material sind auch ansprechend und auf hohem Niveau.
Was mir an Humboldt‘s Great Voyage nicht gefällt
Meine anfängliche Vorfreude auf das Spiel, von dem ich Kennerspielniveau erwartete verflog recht schnell, als ich merkte, dass es ein sehr simples Spiel ist. Klar muss man ein wenig nachdenken, welche Routen interessant sein könnten und auch aufpassen. Was schon an Scheiben gezogen wurde. Aber insgesamt plätschert das Ganze doch recht belanglos dahin. Ich hatte auch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir Humboldt sind und große Entdeckungen machten. Nein, ich hatte stets das Gefühl, dass ich Scheiben auf einem bunten Spielplan umherschiebe, um Warenplättchen und Personenplättchen zu erhalten, die mir dann Punkte bringen. Komplett unthematisch das Ganze.
Dazu kommt, dass der Glücksfaktor natürlich extrem hoch ist und ich kaum beeinflussen kann, was im nächsten Zug geschieht. Denn ich kann ja eigentlich nur überwiegend reagieren. Das fühlt sich damit etwas beliebig an. Gerade beim Ziehen der Scheiben kann es zu Nullrunden kommen, wenn ich gerade in einer schlechten Phase mit ungünstiger Scheibenverteilung auf dem Plan dran bin.
Und zu guter Letzt ist es so, dass es eine große Einbahnstraße gibt, die eigenltich meistens maximal unattraktiv ist, da man kaum Ausweichmöglichkeiten hat.
Fazit zu Humboldt‘s Great Voyage
Da kann sich der Humnboldt noch so sehr im Grabe rumdrehen, mich hat das Spiel leider nicht vollends überzeugt. Es hat zwar schöne Ansätze und spielt sich locker runter, aber abseits des Mancala-Mechanismus fehlt mir einfach der Kniff an dem Spiel. So bleibt es wohl erst mal im Schrank stehen. Aber wer weiß, vielleicht entdecke ich dann doch irgendwann mal interessante Seiten daran.
Auch von R&R Games und Huch ist Ulm, das ich vor einiger Zeit bereits rezensiert habe…