Es gibt Spiele, die sprechen einen gar nicht an. Standard Schachteldesign, kein fancy Thema, ein Spiel eben. Mit Karten. Toll! Aber dann kommt ER! Der Aha-Effekt. So ging es mir bei Tippi Toppi, das unter dem englischen Namen Cahoots bereits 2018 veröffentlicht wurde…
Wie Tippi Toppi gespielt wird
Eigentlich ist es supereinfach. Es werden vier Aufgabenkarten und vier Spielkarten (jeweils mit einer Kombination aus Farbe und Ziffer) ausgelegt. Von den Spielkarten hat jeder Mitspieler auch vier Stück auf der Hand, die restlichen Karten bilden den Nachziehstapel
Die Herausforderung besteht darin, eine vorgegebene Anzahl von Aufgaben mit den vier Karten offen ausliegenden farbigen Zahlenkarten zu erfüllen. Über die Anzahl der zu erfüllenden Aufgaben steuert man den Schwierigkeitsgrad. So lautet eine der vier Aufgaben beispielsweise: Alle Karten sind grün. Folglich müssen alle vier Spielkarten grün sein. Ist dies der Fall, wird die entsprechende Aufgabenkarte abgelegt und die nächste aufgedeckt. Man versucht also durch das Auslegen der Spielkarten die ausliegenden Aufgaben zu erfüllen. Dabei legt jeder Spieler reihum eine Karte passend ab und versucht sich der Aufgabenerfüllung anzunähern. Passend legen bedeutet, dass man entweder gleiche Zahl auf Zahl und/oder gleiche Farbe auf Farbe legen muss. Was man nicht darf, ist seinen Mitstreitern konkrete Hinweise auf die eigenen Karten geben. Allenfalls Hinweise, welche Stapel man gerne bespielen möchte sind gestattet. Ein wenig wie bei Steffen Benndorfs The Game. Das war‘s dann auch schon an Regeln.
Hat man alle Aufgaben erfüllt, hat man gemeinsam gewonnen. Verlieren kann man auch gemeinsam und zwar dann, wenn entweder der Nachziehstapel leer und alle Handkarten ausgespielt sind, aber nicht alle Aufgaben erledigt sind oder wenn ein Spieler keine passende Karte mehr legen kann.
Was an Tippi Toppi gefällt
Es ist einfach zu lernen, variabel im Verlauf und kann mit fast jedem Menschen über 8 Jahren gespielt werden. Dazu ist es kooperativ und irgendwie auch kommunikativ.
Was mir aber im Vergleich zu Spielen wie The Game oder Hanabi besser gefällt ist, dass man schon während des Spiels laufend Erfolgserlebnisse hat. Jede Aufgabe die erledigt ist, wird freudig abgelegt oder auch mal frenetisch gefeiert, wenn man sich besonders lange daran versucht hat. So bekommt man positive Bestärkungen, die Anreiz zum Weiterspielen sind. Das motiviert natürlich dranzubleiben. Die Möglichkeit, die Schwierigkeit über die Anzahl der zu erfüllenden Aufgaben zu steuern ist auch klasse. So kann man reinwachsen und schon in der ersten Partie alles Tippi Toppi machen.
Und wer den Namen doof findet, der sollte Tippi Toppi zumindest einmal spielen und merken, dass man des öfteren geneigt ist ist „Tippi toppi!“ zu sagen. Also gar nicht schlecht gewählt schlussendlich.
Was an Tippi Toppi nicht gefällt
Natürlich ist Tippi Toppi glücksabhängig. Hat man Pech und es liegen nur Aufgabenkarten aus, die sich auf grüne Karten beziehen und diese wollen nicht kommen, dann nervt das natürlich. Manches Spiel auf Champion- oder Experten-Niveau kann auch daran scheitern. Das ist nicht schlimm und gehört zum Konzept, aber ein wenig nervig ist es schon manchmal.
Viel kritischer fand ich jedoch, dass die Regeln ein paar Lücken aufweisen, die sich insbesondere auf die Erfüllung der Aufgabenkarten beziehen. Steht dort beispielsweise „Drei grüne Karten“ als Aufgabe, dann dürfen auch wirklich nur genau drei grüne Karten dort liegen. Und auch wenn vier grüne Karten auch drei grüne Karten enthalten, müssen es GENAU drei Karten sein. Dieses kleine Wörtchen auf der Karte eingefügt und schon sind alle Unklarheiten beseitigt. Für eine zweite Auflage sollte man hier noch mal ein wenig nacharbeiten, um die letzten Unschärfen zu beseitigen.
Als letzten zu kritisierenden Punkt möchte ich noch eine Sache aufführen, die während des Spiels recht angenehm ist, aber auch ein wenig merkwürdig. Deckt man nämlich eine Aufgabenkarte auf, die man direkt erfüllt hat – bspw. auch beim Aufbau des Spiels – so wird diese Karte als erledigt abgelegt. Das finde ich insofern etwas komisch, da man es ja „aus Versehen“ erledigt hat und nicht gezielt darauf hingearbeitet hat. Ich hätte diese zufälligen Erfolge ggf. unter den Nachziehstapel legen oder einmischen lassen und dafür die Anzahl der ausliegenden Aufgabenkarten um eine oder zwei reduziert. Möglicherweise hat man das ja aber auch probiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass es am Ende gleichgültig ist. Ich fand es zwar schön, aber es fühlte sich nicht so befriedigend an, wie wenn man die Aufgabe durch eigenes Handeln erfüllt hat.
Fazit zu Tippi Toppi
Tippi Toppi ist das Spiel der Saison – so wie es das bei Eissorten auch manchmal gibt. Es ist mein Spiel des Sommers 2019, weil es mich so sehr überrascht hat und mich so sehr in seinen Bann gezogen hat. Ich habe sicherlich bereits mehr als 20 Partien gespielt und immer noch Lust drauf. Und obwohl es glückslastig ist, habe ich immer wieder und wieder Spaß an den Runden.
Mein Sommerhit 2019 ist Tippi Toppi.
Vielen Dank an Schmidt Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Das hast du sehr gut beschrieben und kann ich nur unterschreiben. Mit einer Ausnahme: Die Aufgaben, die sich quasi von selbst erledigen finde ich gut, da es manchmal wirklich schwer ist alle zu erfüllen bevor der Stapel leer ist. Vor allem, wenn man versucht Fortgeschritten oder Experte zu spielen. Solo auch wirklich gut Spielball.
Das hast du sehr gut beschrieben und kann ich nur unterschreiben. Mit einer Ausnahme: Die Aufgaben, die sich quasi von selbst erledigen finde ich gut, da es manchmal wirklich schwer ist alle zu erfüllen bevor der Stapel leer ist. Vor allem, wenn man versucht Fortgeschritten oder Experte zu spielen. Solo auch wirklich gut Spielball.
Danke. 🙂 Ja, du hast schon Recht mit den Aufgaben. Eine andere Lösung wäre irgendwie schwer gewesen wahrscheinlich oder hätte auch unlogisch gewirkt…
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