Verheirate mich – Dynasties

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Dynasties von Matthias Cramer erschienen beim Hans-im-Glück Spieleverlag ist ein Spiel rund um das Einheiraten in die großen Adelshäuser im Europa der Renaissance. Interessant ist hierbei vor allem der sog. Kuchen-Mechanismus mit dem bei Heirat und Handel Mitgift und Waren aufgeteilt werden – gemäß dem Motto “Einer teilt auf, der andere sucht aus”.

Wie es gespielt wird

Das Spiel wird grundsätzlich von Karten angetrieben. Von diesen hält jeder Spieler zu Beginn des Spiels einige auf der Hand (abhängig von der Anzahl der Mitspieler). Mit diesen Karten kann man die unterschiedlichen Aktionen auslösen, indem man sie ausspielt.

Beim Handel setzt man einen seiner Fürsten auf eines der freien Schiffe. Bin ich der erste auf einem Schiff, setze ich mich direkt auf das größere der beiden Felder. Kommt ein zweiter Spieler hinzu, setzt der sich auf das kleinere Feld und es kommt sofort zu einem Handel. Gemäß oben beschriebener Regel teilt nun der Spieler auf dem kleineren Feld die FÜNF Warensteinchen auf und der andere Spieler sucht sich eines der beiden Pakete aus. Klingt einfach, am Ende wird es aber mitunter sehr verzwickt, denn man will ja meistens bestimmte Steine haben, wenn man den Handel auslöst und muss so das andere Pakete möglichst schmackhaft machen. Umso blöder, wenn der andere Spieler das falsche Paket wählt.

Eine weitere Aktionsmöglichkeit ist das Einsetzen von Fürsten (schwarzes Symbol und schwarze Waren) oder Fürstinnen (weißes Symbol und weiße Waren) in eine freie Stadt. Hier kann ich mir jedoch aussuchen, ob ich auf das größere Feld setze oder das kleinere – vorausgesetzt ich bringe die notwendige schwarzen bzw. weißen Warensteinchen mit und der Platz ist noch frei. Jede Stadt liefert beim Einsetzen einen kleinen Bonus (Punkte, Buch-Plättchen oder Kronen, welche wichtig sind für die Abschlusswertung). Finden in einer Stadt Fürst und Fürstin zueinander, kommt es automatisch zur Hochzeit und die Mitgift wird ausgewürfelt und aufgeteilt. Hier geht es ähnlich zu wie beim Handel: Der Spieler auf dem kleineren der beiden Felder würfelt und teilt die drei Würfel auf, der andere Spieler entscheidet sich für eines der beiden Angebote. Als Mitgift gibt es Punkte, Bonuskarten oder Kinder (ja, richtig, das mit dem Kinder kriegen läuft hier etwas anders ab, als im wahren Leben). Letzteres mutet thematisch etwas komisch an, da diese auch einfach an anderen Orten, an denen der Spieler einen Fürst oder eine Fürstin besitzt, eingesetzt werden können. Aber wir haben es uns so erschlossen, dass die Kinder schon größer waren einfach per Befehl an irgendeinen anderen Ort geschickt wurden, um dort vermählt zu werden.

Letzte Basis-Aktion ist das Erringen der Gunst einer der Persönlichkeiten. Diese liefern zahlreiche Vorteile und erlauben es so ggf. an Waren zu kommen, Adlige einzusetzen oder mit den Mitgiftwürfeln Vorteile zu erlangen. Die Nutzung dieser Persönlichkeiten ist nur in einem Fall kostenlos, alle anderen kosten eine bzw. zwei blaue Warensteinchen. Die Persönlichkeiten werden zufällig verteilt, so dass eine gewisse Variabilität gewährleistet ist. Hier hätten wir uns gewünscht, dass es mehr als nur die acht Persönlichkeiten gibt und so die Variabilität noch etwas höher wäre. Bei der Nutzung der Persönlichkeiten hat der Startspieler ggf. auch erhebliche Vorteile ggü. den Mitspielern, wenn auf dem kostenfreien Platz ggf. eine besonders attraktive Persönlichkeit verweilt.
Schlussendlich gibt es noch Sonderkationen, die sich im unteren Teil der Karten finden und die es erlauben gegen Zahlung einer gelben Ware im angegebenen Ort eine Fürstin oder einen Fürsten einzusetzen. Eine andere Sonderaktion erlaubt auch die Nutzung einer der beiden im gelben Bereich liegenden Persönlichkeiten gegen Zahlung einer gelben Ware.

Haben alle Spieler im Laufe der Runde gepasst, kommt es zu einer Rundenwertung, in der ledige Fürstinnen und Fürsten Punkte bringen. Zusätzlich können die Spieler noch Wertungskarten ausspielen, um sich bestimmte Punkte zu sichern. Nur zwei Wertungskarten und eine Aktionskarte können in die nächste Runde mitgenommen werden. Nach dem Festlegen der neuen Spielreihenfolge, die man durch Zahlung von rosa Steinchen zu seinen Gunsten beeinflussen kann, wird in neuer Spielerreihenfolge noch eine Sonderaktion ausgeführt.

Nach der zweiten Runde kommt es ebenfalls zu einer solchen Wertung, zusätzlich werden jedoch die ledigen Fürsten und Fürstinnen im Anschluss ins Kloster geschickt. Es sei denn man zahlt pro Fürst/Fürstin eine rosa Ware, um sie auf dem Spielplan zu halten. Warum sollte man das tun? Erstens, weil sie noch verheiratet werden können und nicht erneut gegen Zahlung von schwarzen oder weißen Waren ausgebracht werden müssen und vor allem auch, weil es am Ende des Spiels noch mal eine Mehrheitenwertung für die einzelnen Gebiete gibt. Nach drei Runden ist der ganze Spaß vorbei und es gewinnt der mit den meisten Punkten.

 

Wie es uns gefallen hat

Das Spiel ist ist in seinem Kern nicht besonders schwierig zu verstehen, wenn auch der Kartenmechanismus und die vielen Symbole erst mal geübt und gelernt sein wollen. Aber die größte Leistung von Matthias Cramer ist es, die Kuchenregel beim Teilen für dieses Spiel (wieder)entdeckt zu haben. Das passt aus unserer Sicht thematisch fantastisch zum Thema und diese Regelung macht es einem manchmal ganz schön schwierig sich zu entscheiden, was man dem anderen gönnen will. Zum Glück darf man Handel auch mit sich selbst betreiben, auch wenn man sich von den fünf Waren dann nur zwei aussuchen kann. “Kostet” halt aber auch zwei Aktionen. Wir würden uns noch mehr Variabilität bei den Persönlichkeiten wünschen, was man aber sicherlich über Promos auf Messen und Zeitschriften erreichen kann. Etwas negativ sehen wir, dass man beim Ziehen der Aktions- und auch der Bonuskarten vom Glück geküsst oder vom Pech verfolgt sein kann. Hat man, vor allem gegen Ende des Spiels, Glück und zieht passende Wertungskarten, kann einen das noch mal richtig nach vorne bringen. Insgesamt macht es aber Spaß um die Positionen in den Köngis- und Fürstenhäusern zu schachern. Und ich denke, dass sich dieses Spiel durchaus auch mal für eine genauere Betrachtung durch die Brettagogen eignen würde, denn hier gibt es viel Geschichtliches und Thematisches zu ergründen.

 

Was uns nicht gefallen hat

Trotz dieser kleinen “Kritikpunkte” gibt es ansonsten nicht viel zu mäkeln. Das Material ist sehr gut, die Anleitung prima und verständlich geschrieben und wenn man erst mal drin ist, geht es auch recht flott vorwärts. Auch zu fünft dürfte es nicht zu allzu lange dauern bis man wieder an der Reihe ist.

 

Fazit

Thematisch ein tolles Spiel, dass das Schachern um die besten Positionen in den Adelshäusern gut transportiert, wenn auch mitunter mit hohem Glücksanteil durch die zu ziehenden Karten.

 

PS: Ein kleine Anekdote noch: Der Verlag hat kurz vor der Veröffentlichung das Cover der Schachtel noch mal geändert. In den eingängigen Zeitschriften wie der spielbox wurde aber auch nach dem Erscheinen noch mit dem alten Bild geworben. Was wohl dahinter gesteckt hat?

August 21st, 2016 by