Geek-behör Teil 1 – Auspöppeln, ordnen und Sortieren…und Regeln lesen!

Geek-behör-Haufn Lesezeit: 8 Minuten

Wir alle kennen diesen einen Moment: Wir halten ein neues originalverpacktes Spiel in den Händen. Die Schachtel ist noch umgeben von der Folie. Nun der erste Moment, in dem man Hand an das neue Spiel anlegt. Die Folie wird abgezogen und der Deckel hebt sich das erste Mal. Der Blick fällt in die Schachtel. Und mancher beginnt schon direkt mit auspöppeln der Stanzbögen. Währenddessen beginnt man bereits zu überlegen, wie um Himmels Willen man das alles am besten sortieren sollte, damit es künftig schnellstmöglich aufgebaut ist.

Im ersten Teil der dreiteiligen Reihe rund um Geek-behör geht es genau darum – um alles was das Sortieren und Ordnen vereinfacht. Dabei gibt es unterschiedliche Lösungen und Ansätze, die ich euch kurz vorstellen möchte. Wer weitere Ideen hat, packt das gerne in die Kommentare, denn ich bin ja nicht die allwissende Müllhalde. Aber nicht nur das Ordnen und Sortieren ist vor dem Spiel wichtig, man muss ja auch noch Regeln lesen und verstehen, auch dazu gibt es ein paar Tipps und Empfehlungen.

 

Ordnung ist das halbe Leben

Früher war alles besser heißt es oft. Zumindest anders. Spiele bestanden meistens aus einer relativ überschaubaren Anzahl von Komponenten und die ließen sich gut in dem vorhandenen Schachteleinsatz unterbringen. Irgendwann wurden die Komponenten aufwändiger und zahlreicher und spätestens seit der zweiten Siedler-Auflage (die mit den Plastik-Komponenten) weiß jeder, dass ein gut geplantes Inlay Sinn macht. Wie also ordnet man am besten? Hier ein Überblick über bestehende Lösungen und Möglichkeiten.

 

Druckverschlussbeutel

Druckverschlussbeutel sind nur bedingt praktischSicherlich die einfachste Art und Weise seine Komponenten zu sortieren. Früher schon fast Luxus, mittlerweile Usus und so legen viele Firmen ein ausreichendes Kontigent an Beutelchen direkt bei. Schlussendlich aber am Ende doch auch immer Fummelei und aufwändig. Außerdem gehen sie beim Aufreißen häufig kaputt. Ich nutze die Beutel natürlich auch noch bei vielen Spielen, da ich gaaanz viele in einer zu kleinen Schublade aufbewahre. Es ist eben sehr einfach, man bekommt sie überall und gerade Spiele, die man nicht so oft spielt, brauchen meistens auch nicht viel mehr Luxus.

FAZIT: Nicht optimal, aber einfach unschlagbar günstig.

 

Bunte Stoffbeutel

Sicherlich eher eine Ausnahme, aber bei einigen Spielen sehr hilfreich. Ich habe sie das erste Mal für Burgen von Burgund gesehen und dort erleichtern sie das Spiel erheblich, da der Schachteleinsatz dieses Spiels mehr als unpraktisch ist. Die Beutel bekommt man meines Wissens nicht im Handel, sondern bei etsy oder dawanda. Hier mal ein beispielhafter Link, ggf. gibt es aber noch mehr Hersteller oder alternative Quellen. Besonders schön sind die bedruckten Beutel, die es bei artscow.com gibt. Beispielhaft der Link zum Beutel für das schwarze Depot von Burgen von Burgund. Eine recht umfangreiche Übersicht über die bisher gestalteten Beutel findet ihr bei boardgamemegeek.com.

FAZIT: Bei manchen Spielen mit vielen verdeckt zu ziehenden Teilen durchaus eine gute Alternative, die schön anzusehen ist. Aber leider sind die Versandkosten bei den besonders schönen Beuteln von artscow sehr hoch. Meistens tun es ja aber auch einfarbige. Und die kriegt man auch hierzulande. Oder man näht selber…

 

Sortierkästen

Sortierkasten mit Komponenten von Ulm von Huch&FriendsMan bekommt sie im Baumarkt, bei conrad.de oder manchmal auch in der Reste-Rampe. Sortierkästen sind universell verwendbar, aber auch etwas unflexibel. Zudem haben sie meistens eine feste Einteilung und gerade kleinere Würfelchen lassen sich häufig schlecht entnehmen. Sie sind in der Regel auch relativ günstig. Ich habe seinerzeit auf der Spielemesse in Essen bzw. im Spieltraum-Shop mal die abgebildeten Boxen erworben. Sie haben den Vorteil in verschiedenen Größen angeboten zu werden und eine relativ gute variable Facheinteilung mit kleinen Plastiktrennern. dazu sind die Fächer nach vorne leicht abgerundet, so dass sich darin befindliche Komponenten gut entnehmen lassen.

FAZIT: Geringe Variabilität bei guter Ordnung und mit einem Preis von zwei bis drei Euro recht erschwinglich.

 

Plastik-Trays

Diese kleinen Kunststoff-Kästchen sind eine relativ junge Erscheinung. Stonemaier Games hat sie seinerzeit in meiner Wahrnehmung das erste Mal verwendet und ich fand die kleinen Kästen gleich praktisch. Damals konnte ich sie aber nirgends auftreiben. Mittlerweile gibt es mit den Geek-Boxes (G33k Box) eine Alternative. Mit einem Euro pro Stück sind sie allerdings auch recht teuer. Die Boxen sind vor allem dazu gut geeignet Spielermaterial vorzusortieren oder Ressourcen-Marker und -Meeple aufzubewahren. Sie sind stapelbar und durch das kleine Kreuz verrutschen sie auch nicht so leicht. Aber auch hier ist es wie mit den Sortierboxen, so richtig flexibel sind sie nicht und durch die Größe auch manchmal nicht immer so 100% praktisch. Fast immer muss man den Schachteleinsatz (sofern vorhanden) entfernen.

FAZIT: Praktisch und formschön, aber etwas platzraubend in der Schachtel. Teuer, wenn man mehrere benötigt.
Vielen Dank an die Firma dV Giochi für die Bereitstellung des Testexemplars.

 

Schaumstoffeinsätze

Die Firma Feldherr hat sich in der Tabletop-Gemeinde schon seit vielen Jahren mit ihren Miniatureneinsätzen aus Schaumstoff einen Namen gemacht. Seit einiger Zeit gibt es solche Einsätze auch passgenau für Schachteln von Brettspielen (vorzugsweise für solche mit vielen Miniaturen). Diese zeichnen sich durch geringes Gewicht und gute Passform aus. Preislich sind sie in der Regel recht erschwinglich. Um euch einen besseren Eindruck zu vermitteln, habe ich ein kurzes Video dazu gedreht.

FAZIT: Passgenau, leicht und preislich akzeptabel bieten sich diese Einsätze vor allem bei miniaturenbasierten Spielen an – vor allem, wenn man die Figuren bemalt hat.
Vielen Dank an die Firma Feldherr für die Bereitstellung des Testexemplars.

 

Holzeinsätze

Der Luxus schlechthin. Die Firma The Broken Token hat mit ihren passgenauen Holzeinsätzen einen echten Trend bei den Boardgamegeeks losgetreten, zumindest war es die erste Firma, die mir mit solchen Einsätzen über den Weg gelaufen ist. Die Holzeinsätze werden so gefertigt, dass sie in die Schachtel eines Spiels genau reinpassen, alles sortieren und idealerweise auch noch die Erweiterungen mit aufnehmen. Zusätzlich beschleunigt sich der Aufbau des Spiels in der Regel erheblich, da sich die Komponenten aus den Einsätzen gut entnehmen lassen. Letztes Jahr starteten The Game Doctors ihre erste Kickstarter Kampagne, die sie dieses Jahr im Oktober erneut aufsetzen möchten. Mit dabei sind Einsätze für über 50 verschiedene Spiele. Die Einsätze sind dabei nicht aus Sperrholz, sondern aus einem Holzverbundstoff (HDF), der wesentlich stabiler sein soll. Ich habe im Vorfeld ein Probeexemplar erhalten und zusammengebaut, um euch ein ersten Eindruck davon zu vermitteln.

FAZIT: Stabil, luxuriös, aber teuer. Wenn man ihn einmal gesehen hat, wünscht man sich einen solchen Einsatz für alle Lieblingsspiele. Allerdings wird auch die Schachtel deutlich schwerer.
Vielen Dank an The Game Doctors für die Bereitstellung des Testexemplars.

 

Selbstgebastelte Einsätze

100% individuell wird es, wenn man Einsätze selber bastelt. Dazu benötigt man einen Plan, Kleber, ein Skalpell oder Bastelmesser sowie etwas Geduld und vor allem das passende Material. Den Plan bekommt man bspw. von Boardgamegeek, da viele User dort ihre Einsätze zeigen. Gebaut werden diese Einsätze dann aus Foamcore (zu deutsch: Leichtschaumplatte), den man im Bastelladen oder im Geschäft für Künstler- und Architekturbedarf bekommt. Unten mal ein Beispiel von Benjamin von brettspielblog.net, der einen Einsatz für Gloomhaven gebastelt hat.

FAZIT: Man muss basteln mögen, aber sicherlich auch toll wenn man einen solchen selbstkonstruierten Einsatz zustand gebracht hat. Da die Platten nicht ganz günstig sind, allerdings auch nicht umsonst zu realisieren.

 

Für Hartgesottene – Bondage Tape

Karten mit Bondage TapeEinige denken nun, ich hätte mich im Blog vertan, aber tatsächlich eignet sich Bondage-Tape erstklassig um Karten zusammenzuhalten. Man bekommt es nicht nur im einschlägigen rot beleuchteten Handel, sondern auch bei anderen großen Online-Shops in neutraler Verpackung. Die Karten halten am besten, wenn sie nicht in Hüllen eingetütet sind und bleiben wirklich super fixiert. Geht natürlich auch gut für Geldscheine oder andere kartenähnliche Spielmaterialien. Bisher die beste und günstigste Lösung für das lästige Kartenproblem. Vor allem gut, dass man nicht basteln muss wie beim nachfolgenden Tipp…

FAZIT: Die wahrscheinlich beste Möglichkeit um Karten zusammenzuhalten, wenn man nicht basteln möchte.

 

Tuck-Boxes

Tuck-Boxes sind kleine Faltschächtelchen ähnlich wie die, die man von Kartenspielen kennt. Meistens sind diese selbst designt und es gibt zahlreiche Vorlagen auf boardgamegeek.com (zum Download der Vorlagen müsst ihr einen Account dort haben). Hier der Link zu einer langen Liste, die alle bereits veröffentlichen Tuck Boxes sammeln will. Bei einigen Spielen (z.B. Alien Frontiers) sind sie manchmal auch serienmäßig dabei – das ist aber echt eine Ausnahme. Sie eigenen sich für die Aufbewahrung von Karten, aber auch von Spielmaterial.

FAZIT: Relativ einfach zu basteln und günstig, da zum Selbstausdrucken. Man sollte aber ausreichend dicken, aber nicht zu dicken Karton verwenden.

 

Kartenhüllen

Zuletzt zu Kartenhüllen (aka Sleeves). Diese sortieren ja nicht wirklich, sondern dienen mehr dem Schutz. Bekannt geworden sind sie durch die “professionellen” Magic-Spieler, die so ihre häufig bei Turnieren genutzten Karten geschützt haben. Ich habe mich mittlerweile von dem übertriebenen Schützen von Karten abgewendet, da die Hüllen ja auch nicht umsonst zu haben sind. Allenfalls bei Spielen mit hohem Misch-Anteil (bspw. Deck-Building) kann man darüber nachdenken.

FAZIT: Nicht unbedingt nötig und auch teilweise sehr aufwändig und teuer, wenn man sehr viele Karten in diese Lümmeltüten packen muss.

 

Lesen und verstehen – Das Regelstudium

Die Regeln sind immer so eine Sache. Bei manchem Spiel versteht man sie sofort, bei anderen verzweifelt man daran und zweifelt an seinem Intellekt. Um sich dies etwas leichter zu machen, gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten und Angebote, die man nutzen kann. Ich möchte ein paar Empfehlungen meinerseits dazu geben, allerdings sind dies meine persönlichen “Gewohnheiten”. Auch hier gilt: Habt ihr weitere Empfehlungen dazu, ab in die Kommentare damit.

 

YouTube

Die Medienplattform der jüngeren (und älteren?!) Generationen eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, um sich das Regelstudium zu erleichtern. Einen guten Überblick über ein Spiel liefert der Kanal Spiel doch mal von Julia und Stephan. Hier bekommt ihr in etwa zehn Minuten einen guten Überblick über das Spiel und die Mechanismen. Sicherlich kein vollständiges Regelstudium, aber vor allem vor dem Kauf ein guter Anlaufpunkt zur schnellen überblickartigen Information. Wer es genauer wissen mag, der schaut sich eines der vielen Let’s Plays an, die sich mittlerweile auch im Brettspielbereich etabliert haben. Im englischsprachigen Bereich kann man sich die fast schon schulungsartigen Videos von Rodney Smith (“Watch it played“) ansehen oder Richard Ham (“Rahdo runs through…“) bei seinem meist etwas hektischen Durchlauf eines Spiels begleiten.

FAZIT: YouTube ist aus meiner Sicht die Plattform schlechthin und eine wahre Fundgrube, wenn man mal schnell einen Überblick darüber bekommen möchte, wie sich ein Spiel anfühlt. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig und reichen von überblickartigen Rezensionen bis zu detaillierten Spielanleitungen oder einer Mischung aus beidem. Dazu findet man viele Videos von Veranstaltungen und Interviews sowie die einschlägigen Podcasts. YouTube, was wären wir ohne dich?!

 

Regelerklärungsvideos bei Kauf eines Spiels

Das gibt es meines Wissens nur bei spieleoffensive.de. Kauft man dort ein Spiel, erhält man ein detailliertes Video mit einer Regelerklärung dazu (sofern zum entsprechenden Spiel vorhanden). Die Videos kann man dann nach dem Kauf in seinem Kundenbereich abrufen. Detailliert, gut und klar erklärt und gegliedert in unterschiedliche Kapitel sind diese Videos sehr ausführlich.
Mittlerweile gibt es aber auch immer mehr Verlage, die solche Video direkt selbst produzieren. Besonders gut hat mir persönlich das Video zu Cottage Garden gefallen, das die Edition Spielwiese für ihr Erstlingswerk produziert hat. Auch für den Nachfolger Memoarrrr gibt es ein solches Video mittlerweile. Ich denke, das wird sich mehr und mehr durchsetzen.

FAZIT: Sehr gute Möglichkeit sich einen detaillierten Überblick über die Regeln und das Gameplay zu verschaffen.

 

There’s an app for that!

Ohne Apps geht nichts mehr. Kinotickets in der App, BahnCard in der App, Weg zur Eisdiele mit der App. Apps, Apps, Apps…überall Apps. Ein recht junges Phänomen sind Apps, die die Regeleerklärung übernehmen möchten. Die Firma dized.com startet Ende August mit einer Kampagne auf Indiegogo (NICHT Kickstarter!!!), um ihre Idee des barrierefreien Spielstarts umzusetzen. Die Idee ist, dass die Regelerklärung komplett durch die App übernommen wird und man dies gemeinsam am Tisch während des Spiels beigebracht bekommt. Zahlreiche Spiele (bspw. Bang, Blood Rage, Carcassonne oder 7 Wonders) sind bereits an Bord und (viele?) weitere sollen folgen. Vielleicht ist dies das Ende von Regelstudium und Unklarheiten…wobei, wer möchte schon auf das liebgewonnene analoge Regelheft verzichten? Aber als Ergänzung gerne noch eine App. Einen ersten Eindruck kann man sich auf dem youtube-Kanal von dized.com verschaffen. Die erste große Vorstellung erfolgt auf der GenCon. Hier ein paar Infos die im Rahmen der BerlinCon preisgegeben wurden.

FAZIT: Wird für mich das Regelheft nicht ersetzen, aber eine durchaus hilfreiche Unterstützung am Spieltisch. Ich bin sehr gespannt drauf.

 

Und was spielen wir jetzt mit sechs Leuten?

Die Frage stellt sich häufig dann, wenn man denkt, dass man für sechs Spieler doch gar keine Spiele hat. Wohl dem, der seine Spiele auf boardgamegeek.com erfasst hat. Auf der Seite boardgamemenu.com kann man sich dann ein druckbares Menü aus seinem Bestand erstellen lassen. Dabei gibt es Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts. Sicherlich nicht schönste Seite, aber praktisch… Ab und an kommt es auch zu Ausrutschern (insb. Bei Erweiterungen), aber im Großen und Ganzen eine prima Sache.

FAZIT: Nette Entscheidungshilfe, wenn auch nicht frei von Fehlern. Aber ein gute Sache, um sich Inspiration zu holen oder auch mal Spiele der zweiten reihe zu entdecken.

 

Wann geht’s weiter? Bald geht’s weiter

Das war es mit dem ersten und wahrscheinlich umfangreichsten Teil rund um Geek-behör. Im nächsten Teil geht es um alles, was man während des Spiels braucht oder brauchen könnte.

 

September 29th, 2017 by