Vor Kurzem kündigte Jamey Stegmaier die dritte und letzte große Erweiterung für seinen weltweiten Brettspiel-Hit Scythe an. Nun stehen Story und Details wie versprochen fest.
Der Titel der Erweiterung ist Scythe: The Rise of Fenris ist laut Jamey’s Aussage die dritte und letzte Erweiterung. Ich denke man kann sich auf sein Wort verlassen.
Die Story:
Imperien sind nach dem Großen Krieg entstanden und zerfallen. Europa steht vor einer neuen Ära. Die Wirtschaft ist robust, die Moral hoch und die Verteidigung stark. Es gibt Berichte von den Grenzen über merkwürdige Soldaten mit leuchtenden Augen, die scheinbar jedoch keine Bedrohung darstellen. Was mag da auf uns zukommen?
Der Inhalt
Mit der dritten Erweiterung gibt es zwei verschiedene Optionen, um Scythe zu erweitern.
Vorläufiges Box-Design von Scythe: The Rise of Fenris
Erstens ein Kampagnenmodus über acht Spiele, der die Story von Scythe fortführen und vollenden soll. Dabei gibt es überraschende Wendungen, freizuschaltende Inhalte und Elemente, die bestehen bleiben. Die Kampagne ist wiederspielbar und kann komplett zurückgesetzt werden.
Zusätzlich gibt es elf Module, die in verschiedensten Kombinationen genutzt werden können und die voll kompatibel mit den bestehenden Erweiterungen von Scythe sein sollen.
Die exakte Ausgestaltung bleibt zunächst noch geheim, da einige Elemente in kleinen Kästchen geheim verpackt sind. Ein Element, das man ja aus Charterstone kennt. Die Erweiterung beinhaltet ein Episodenbuch, 13 Miniaturen, 62 Holz-Teile, 2 individuell gestaltete Würfel und mehr als 100 Pappteile.
Ich habe mir nach Charterstone fast schon gedacht, dass auch für Scythe ein storybasierter Modus eingeführt wird. Bin mal gespannt, wie sich das dann anfühlt und ob es sich nahtlos integriert. Legacy würde ich es nun nicht nennen wollen, aber es geht ein wenig in die Richtung.
Die Veröffentlichung erfolgt erst im dritten Quartal 2018, genug Zeit also, sich mit den ersten beiden Erweiterungen auszutoben.
Arler Erde – ein zwei Personen-Euro-Workerplacement-Spiel in einem Karton von der Größe eines Ameritrash-Miniaturenspiels. Als Feuerland das Erscheinen dieses Titels bekannt gab, war ich sofort neugierig. Was wird das wohl für ein Spiel sein? Und was ist überhaupt Arle? Also zunächst mal schlau gemacht und gelernt, dass Arle ein Ort in der Heimat von Uwe Rosenberg ist, der uns mit dem Spiel auf eine Reise dorthin nimmt. Dabei bewegen wir uns jedoch Rosenberg-typisch nicht im Hier und Jetzt, sondern vielmehr in der “guten, alten Zeit”, als man noch mit Pferdekarren reiste oder sich in der Winterszeit mit der Herstellung langlebiger Waren beschäftigte, die dann auf den Märkten in den Städten in der Umgegend verkauft werden.
Im Kern ist Arler Erde ein reinrassiges Worker Placement Spiel, dass sich nahtlos ins Opus von Uwe Rosenberg einreiht. Im Rahmen meiner Solo-Spiele-Reihe ist dies mein erster Titel, den ich mir ansehen möchte. Der Vorteil: Das Solo-Spiel ist hier fast genauso zu spielen wie das Zwei-Personen-Spiel. Deshalb erkläre ich auch ein ganz bisschen Regeln. 😉
Noch ein Hinweis: Zur SPIEL’17 ist die Erweiterung Tee&Handel erschienen, mit der Arler Erde nun mit bis zu drei Spielern spielbar ist – weiterhin aber auch solo.
Ich wünsche euch viel Spaß bei der ersten Folge von Der Solist und Arler Erde…
Etwas überraschend gab Feuerland Anfang des Jahres bekannt, Scythe von Stonemaier Games auf dem deutschen Markt veröffentlichen zu wollen – und das gleich inklusive der ersten Erweiterung Invaders from Afar (in zwei getrennten Boxen). Mittlerweile ist die deutsche Ausgabe und die Erweiterung von Scythe erhältlich und erste Spieler halten sie bereits in ihren Händen.
Schlag auf Schlag geht es aber weiter und Feuerland hat auf den Spieletagen in Herne bekannt gegeben, dass die zweite Erweiterung The Wind Gambit auch noch im Herbst dieses Jahres erscheinen soll. Wenig gelungen ist meines Erachtens allerdings die etwas sperrige Übersetzung des Titels Kolosse der Lüfte. Hier hätte man sich besser dem Original angenähert. Ich verstehe sowieso nicht, warum man für das Grundspiel, das bekanntermaßen einen englischen Titel besitzt, unbedingt eine Erwerterung mit eingedeutschtem Titel veröffentlichen muss. Und die Zielgruppe würde sicherlich auch einen englischen Titel akzeptieren. Aber vielleicht besinnt sich Feuerland ja noch und passt den Titel bis zur Veröffentlichung nochmal an. Nichtsdestotrotz freue ich mich darüber, dass Feuerland hier so am Ball bleibt. Bin gespannt, wann Stonemaier Games die Big Box von Scythe herausbringt, denn das wäre aus meiner Sicht der konsequente Schritt, wenn alle Module veröffentlicht sind.
Näheres zur Erweiterung findet ihr im Blog hier und zur Feuerland Veröffentlichung hier. Meine ersten Eindrücke hatte ich damals hier zusammengefasst.
Als Terra Mystica Ende 2012 im noch jungen Feuerland Verlag erschien, rieben sich einige Spieler verwundert die Augen. So eine große Schachtel hatte man bis dahin selten gesehen – erst recht nicht so gut gefüllt. Denn selbst ohne die später erschienene Erweiterung Feuer & Eis füllte sich die Schachtel fast vollständig mit dem enthaltenen Material. Doch nicht nur die physischen Ausmaße waren schwergewichtig, auch spielerisch hatte und hat Terra Mystica einiges zu bieten und erfreut sich nach wie vor bei allen Spielern komplexer Spiele großer Beliebtheit. So wurde es auch zurecht mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnet, der sich in der Regel eher den Expertenspielen widmet. Ein solches Spiel in eine digitale Variante zu transferieren dürfte demnach keine leichte Aufgabe gewesen sein, wie Alexander Ommer im Rahmen des Interviews auch bestätigte. Nun ist die App also endlich erschienen und konnte in Augenschein genommen werden. Zeit für ein erstes Resümee.
Grundsätzlich bietet die App alles was man auch vom Brettspiel her kennt sOWiG einige spezifische Zusatzfeatures, die es natürlich nur bei digitalen Umsetzungen geben kann, wie einen Online-Modus oder ein interaktives Tutorial. Aber beginnen wir zunächst vorne. Startet man die App, öffnet sich das Menü, das an den Rändern die etwas zu blassen Auswalsymbole zeigt und in der Mitte die entsprechenden Optionen erscheinen lässt. Kennt man das Spiel nicht, sollte man sich auf jeden Fall das Tutorial ansehen, denn bei so einem komplexen Spiel ist es doch wichtig, sich gut zurechtzufinden. Einfach losspielen ist hier kaum möglich. Auch Kenner der analogen Urform sollten sich das Tutorial durchaus ansehen, denn anders als im Brettspiel, hat man nicht immer alles vor sich auf dem Tisch, sondern muss sich durch unterschiedliche Ansichten klicken, um die verschiedenen Elemente einzusehen.
Das Spielbrett von Terra Mystica und die Übersichten der einzelnen Spieler
Spielt man alleine gegen den Computergegner, heute KI (Künstliche Intelligenz) genannt, kann man aus unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen wählen. Diese unterscheiden sich zunächst in der Zeit, die sie vor dem Zug “überlegen”. Allerdings ist schon zu sehen, dass auch schwerere KI-Gegner in Planung sind und in einem der nächsten Updates ausgeliefert werden könnten. Generell funktionieren die aktuellen Gegner schon recht gut und sind nicht einfach so nebenher zu schlagen, sondern man muss schon etwas aufpassen. Hier hat DIGIDICED scheinbar einiges an Aufwand reingesteckt, denn die Gegner scheinen recht optimal vorzugehen.
Die Auswahl der Gunstplättchen ist übersichtlich gestaltet und bietet Beschreibungen für jedes Plättchen an.
Während des Spiels kann man sich dann immer die einzelnen ausgewählten Aktionen noch mal ansehen und bekommt mit kurzen Texten gezeigt, was die Aktion bedeutet. Das erleichtert den Einstieg und ist auch für alte Hasen eine Erleichterung, da man nicht dauernd alle Rundenbonus- oder Gunstplättchen in einem Glossar nachlesen muss, sondern die entsprechende Erläuterung direkt angezeigt bekommt. Am Ende des Spiels gibt es die Abrechnung, die auch noch mal genau aufzeigt, in welchen Bereichen wie viele Punkte erzielt werden konnten.
Das Spiel ist mit stimmungsvoller Musik unterlegt und die schönen Animationen tragen zu einem tollen und stimmungsvollen Spielgefühl bei.
Was uns gefallen hat
Terra Mystica bleibt sich treu. Man erkennt das Spiel sofort wieder und Kenner finden sich relativ schnell zurecht. Die Grafik und die musikalische Untermalung sorgen für ein stimmungsvolles Spiel, das dem Brettspiel in wenig nachsteht – außer in der Haptik und der Interaktion am Tisch natürlich. Moderne Features wie ein Online-Modus und die Liga-Funktion ergänzen das Ganze wirklich klasse. Brettspiel-Apps haben darüber hinaus einen großen Vorteil gegenüber ihren analogen Eltern: Man kann Fehler relativ leicht ausmerzen oder auch neue Features relativ leicht an alle Nutzer verteilen. Dass das passieren wird, zeigen bereits die ersten Tage nach dem Release, denn wir sind mittlerweile in der Version 1.09. Und da die Erweiterung Feuer und Eis auch bereits angekündigt ist, denke ich, dass DIGIDICED nach dem Stress des ersten Release hier weiterhin nachlegen wird und uns weiterhin mit Verbesserungen und Optimierungen versorgen wird.
Was uns nicht gefallen hat
Die Umsetzung eines solch komplexen Spiels ist sicherlich eine Mammutaufgabe und bedarf einiges an Testaufwand. Und am Ende des Prozesses wird man immer wieder Fehler finden oder Punkte, die man verbessern möchte. So startete die App auch mit ein paar kleinen Unschärfen und Fehlern, die aber schnell behoben wurden.
Das Aktionsmenü liefert sehr gute Beschreibungen für die einzelnen Aktionen.
Im Vergleich zu anderen Apps ist bei Terra Mystica die Einstiegshürde recht hoch. Schwierig fand ich zunächst, sich in den unterschiedlichen Screens zurechtzufinden. Denn man hat in seinem Zug einmal die Aktionsansicht, die die verfügbaren Aktionen aufzeigt, sieht währenddessen aber nicht das eigentliche Spielertableau oder das Spielbrett, was der Übersicht wenig zuträglich ist. Hier könnte man noch mal ein wenig an den Schaltern zwischen den einzelnen Screens arbeiten, denn diese waren für mich nicht gleich intuitiv in Fleisch und Blut übergangen und ich war ein paar mal im Menü verloren. Nach der ersten und zweiten Partie wurde es dann aber besser. Trotzdem sehe ich hier den meisten Optimierungsbedarf.
Fazit
Lange haben wir alle drauf gewartet und aus meiner Sicht wurden die Erwartungen voll erfüllt. Terra Mystica ist eines der besten Brettspiele der letzten Jahre und die App setzt das Ganze wirklich nahezu perfekt in die digitale Welt um. Auch wenn kleinere Optimierungen in der Nutzerführung sicherlich noch für eine weitere Steigerung des Spielspaßes dienen können, muss man vor dem Team rund um DIGIDICED den Hut ziehen. Hier wurde mit viel Herzblut und mit großem Aufwand eine tolle App realisiert, die momentan vielleicht mit zu den besten digitalen Brettspieladaptionen gehört. Sicherlich bewegt sich die App mit einem Preis von 10 Euro im oberen Preissegment, aber aufgrund der Komplexität des Spiels und der sehr aufwändigen Umsetzung finde ich diesen Preis durchaus gerechtfertigt. Ich bin gespannt auf die nächsten Projekte von DIGIDICED, denn Alex hatte im Interview ja schon ein paar dezente Hinweise gegeben.
Vielen Dank an DIGIDICED für die Bereitstellung der App.