Der Mond ist rund gegangen… – (Nova, Edition Spielwiese, 2019)
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Uwe Rosenberg macht ein Spiel mit dem Patchwork Mechanismus. Ich hätte uninteressierter nicht sein können. Zu oft wurde ich 2019 schon mit aufgewärmten Mechanismen konfrontiert, die ein Autor nutzt, um das Spielprinzip marginal zu verändern und dadurch ein angeblich „neues Spielgefühl“ zu erschaffen. So hatte ich von Nova Luna gelesen und es dann zunächst auch wieder vergessen. Auf dem Pegasus Spiele Pressetag hatte ich dann die Verlegenheit Gelegenheit es zu spielen und es hat mich überrascht…
Wie Nova Luna gespielt wird
Zu meiner Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass ich auch erst auf dem Pressetag erfahren habe, dass Uwe Rosenberg den Habitat-Mechanismus von Corné von Morsel in das Spiel mit hineinkombiniert hat. Ein Fakt, der von wichtiger Bedeutung ist. Denn hier wird nicht nur gepuzzelt, sondern auch kombiniert und (abstrakte) Aufgaben erledigt.
Ein großer Sichelmond markiert auf der in einer Kreisbahn ausgelegten Plättchenbahn den Startpunkt. Von diesem ausgehend kann man eines der drei im Uhrzeigersinn am nächsten zur Sichel liegenden Plättchen auswählen. Sind die Plättchen bis auf 1 oder 2 zwei aufgebracht, kann man aus dem Vorrat auffüllen und auf bessere Auswahl hoffen. Die so ausgewählten Plättchen legt man dann in seine Auslage vor sich. Für das Legen an sich gibt es auch keine Regeln und auch das Kombinieren wird den Spielern selbst überlassen. Ist man in der Zugreihenfolge hinten, ist man weiter an der Reihe mit dem Auswählen und Legen, zumindest so lange bis man eben nicht mehr Letzte/r ist.
Die Plättchen zeigen dabei mehrerlei Dinge. In der Mitte eine Art „Perle“, die die Farbe des Plättchens markiert. Dazu bis zu vier Kreise mit einer oder mehreren kleinen Perlen. Wozu diese ganzen kleinen Perlen nun? Durch das orthogonale Anlegen der Plättchen im eigenen Spielbereich versucht man die Farbe der Plättchen so zu kombinieren, dass man die aufgedruckte Aufgabe(n) erfüllt. Zeigt der kleine Kreis bspw. eine blaue Perle, reicht es ein einziges blaues Plättchen daran anzulegen, um die Aufgabe zu erfüllen. Zeigt er zwei blaue Perlen, benötigt es schon zwei blaue Teile. Der Kniff dabei ist, dass gleichfarbige Teile auch als angrenzend gelten, solange sie eine durchgehende farbige Kette bilden. Hat man eine Aufgabe erfüllt, legt man einen der kleinen Marker darauf ab. Hat man alle Marker als erster abgelegt, gewinnt man. Und mehr ist es eigentlich nicht.
Was mir an Nova Luna gefällt
Ich mag das Spiel. Ich mag seine Einfachheit und ich mag seine Abstraktheit. Ja, irgendwas mit Mond steht auf der Schachtel, aber eigentlich ist es komplett abstrakt. Und das ist auch gut so. Warum muss man ein Thema auf so ein elegantes Spiel setzen? Abstrakt darf sein, was abstrakt ist. Und so führt meines Erachtens auch das Festhalten an der Abstraktheit dazu, dass das Spiel so einfach ist. Kein Geschwurbel in der Anleitung wegen eines aufgesetzten Themas, nein, einfach straight forward.
Besonders interessant finde ich, wie sich die Spielweise nach mehreren Partien verändert. Idealerweise sollte sich die Spielweise nach mehreren Partien natürlich stets zum Besseren verändern, bei manchen Spielen offenbart sich aber auch nach zwei, drei Partien noch mal eine andere Ebene. Gerade was die Interaktion angeht, bietet Nova Luna mehr, als man zunächst vermutet. Wann ich die Plättchen auffülle, wie weit oder kurz ich auf Plättchen zugreife, all das beeinflusst, welche Auswahl der Gegner hat. Und diesen im Blick zu haben, macht ja gerade bei einem Wettrennen durchaus Sinn. Zudem muss man immer im Blick behalten, welche Farben schon ausgelegt wurden, denn das bedingt ja, wie viele davon noch nachkommen können.
Nova Luna war für mich eine der Überraschungen des Jahres, denn ich habe (fast) nichts erwartet und am Ende dann so viel mehr bekommen.
Materialseitig hat mir die Qualität der Plättchen gut gefallen und auch die grafische Gestaltung geht für mich in Ordnung, da ich ja bei Nova Luna kein hochthematisches Spiel, sondern ein abstraktes Spiel erwarte.
Ach ja, den Uwe-Rosenberg-typische Solo-Modus habe ich bisher noch nicht ausprobiert, er klingt aber vernünftig, wenn auch nicht umwerfend.
Was mir an Nova Luna nicht gefallen hat
Ein Spiel, das in erster Linie davon lebt, dass man Plättchen nimmt, kann in manchen Situationen manchmal frustig sein. Nämlich immer dann, wenn eine Übermacht an Plättchen der falschen Farbe gezogen werden. Wenn dann die Gegner mir die einzigen halbwegs passenden Plättchen wegnehmen, dann kommt man mit seinen Aufgaben nicht so recht voran. Da muss man dann eben die Gunst der Stunde ergreifen und taktisch auf andere Farben ausweichen, häufig steht und fällt damit aber der Sieg.
In Bezug auf das Material fand ich die kleinen Aufgabenmarker für meine großen Finger etwas fummelig. Diese hätten eine Nummer größer ausfallen können, dann würden sie auch die Aufgaben komplett abdecken. Gerade aber beim Rundenzähler hätten sie deutlich größer sein müssen, denn das ist mir gerade beim Aufeinandersetzen der Scheiben viel zu fummelig.
Fazit zu Nova Luna
Das sind doch die besten Situationen im Leben: Nichts erwartet, viel bekommen. Dazu noch von den Regeln her einfach gehalten und nicht unnötig viel Geschwurbel wegen des Themas veranstalten. Der eingängige Puzzle- und Kombinationsmechanismus wusste in mehreren Runden zu überzeugen und so werde ich das Spiel gerne öfter auf den Tisch packen – gerade im Familienkontext.