Echt bissig! – Jaws (Ravensburger, 2018)

Rezension Coverbild Jaws Ravensburger Lesezeit: 4 Minuten


Es gibt Spiele, aus denen trieft das Thema. Oftmals sind das Miniaturenspiele mit viel thematischem Überbau und opulenter Ausstattung. Ravensburger ist dafür eher nicht bekannt. Ganz anders bei Jaws. Hier hat Ravensburger ein echtes Themenfest abgeliefert – gerade wenn man sich vor dem Spiel den zugehörigen Film angesehen hat.

Wie Jaws gespielt wird

Jaws ist ein „One against many“-Spiel. Ein(e) SpielerIn ist der Hai, drei andere spielen die anderen drei Hauptcharaktere aus dem Film. Das Spiel ist analog zum Film in zwei Hälften geteilt, die sich auch komplett unterschiedlich spielen.

Kompaktes Spielbrett von Jaws / Der weiße Hai von Ravensburger

Im ersten Teil wollen die drei Hauptcharaktere den Hai lokalisieren und von der Küste vertreiben. Dazu wird ein Prinzip genutzt, das vergleichbar zu Spielen wie Scotland Yard ist. Der Hai notiert, wo er das Spiel beginnt. Anschließend kann er seine drei Aktionspunkte für Bewegung (1 Punkt je Feld) oder für Attacken auf Schwimmer (1 Punkt je Schwimmer) ausgegeben. Anschließend notiert der Hai den Endpunkt seiner Bewegung, wo er unterwegs ggf. Schwimmer angegriffen hat und ob er einen seiner Sonderfähigkeitsmarker genutzt hat. Letztere ermöglichen besondere Aktionen wie besonders schnelles Bewegen. Anschließend versuchen die drei menschlichen Charaktere den Hai zu finden. Dazu können sie ein Sonargerät zum Einsatz bringen, Bojen mit Bewegungssensoren ausbringen oder Strände schließen, um die Schwimmer zu schützen. Jeden angegriffenen Schwimmer trägt der Hai dann auf seinem Spielertableau ab. Der erste Teil endet dann, wenn der Hai den neunten Schwimmer angegriffen hat oder die drei anderen Charaktere es schaffen zwei Bojen am Hai zu befestigen.

Jaws zweiter Teil des Spiels
Da ist er! Crew in Sicherheit… – Jaws von Ravensburger

Das Ergebnis des ersten Teils gibt dann vor, wie Hai und Crew nun in den zweiten Teil starten. Je mehr Schwimmer angegriffen wurden, desto mehr Sonderkarten erhält der Hai und desto weniger Ausrüstungsgegenstände hat die Crew und dementsprechend natürlich umgekehrt. Der Spielmechanismus ist hier ein komplett anderer. Wir befinden uns – analog zum Film – auf dem Boot und jagen den Hai auf hoher See. Letzterer versucht das Boot zu zerstören und so zu überleben (a.k.a. gewinnen). Werden die Charaktere angegriffen, erleiden sie Wunden und können auch aus dem Spiel ausscheiden. Der Hai dementsprechend ebenso.

Am Ende siegt die Partei, die entweder den Hai besiegt oder eben Boot bzw. die Crew zerstört.

Was mir an Jaws gefällt

Es gibt wenige Spiele, die so simpel daherkommen und dabei so viel Thema transportieren. Das tut Jaws aber in erstklassiger Art und Weise. Das Spiel ist sehr einfach und hat man die ersten Spielzüge getätigt, läuft es eigentlich von selbst. Gerade im ersten Teil ist man dann so schnell drin, dass man auch sehr schnell im Thema versinkt und versucht aus dem Verhalten des Tieres Rückschlüsse auf seinen Standort zu ziehen. Erfahrene Spieler haben es hier sicherlich leichter, aber dennoch ist es erst mal ein ganzes Stück Arbeit, den Hai mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einzukreisen und da nur einer der Charaktere die Fässer ausbringen kann, die den ersten Teil beenden, dauert es auch eigentlich immer einige Runden, bis der erste Teil beendet ist.

Der zweite Teil läuft nicht ganz so fluffig wie der erste, da man hier durch die Ausrüstung doch einige Optionen mehr hat und genau schauen muss, welche Gegenstände man wann einsetzt. Dennoch gilt auch hier, dass nach ein paar Spielzügen alles wie von selbst läuft.

Schiff schon beschädigt
Das Boot ist schon leicht beschädigt… – Jaws von Ravensburger

Optisch lehnt sich das Spiel an die Optik des Films an und greift sehr viele Elemente des Films auch auf dem Spielbrett oder den Karten auf. Mir hat besonders gefallen, dass hier noch mal eigens Illustrationen angefertigt wurden, da dies im Kontext eines Brettspiels wesentlich stimmiger wirkt, als einfach nur Bilder aus dem Film zu verwenden. Insgesamt muss man die Verantwortlichen mal loben für diese Detailverliebtheit, die hier dem Ursprungswerk entgegengebracht wird. (unverblümte Eigenwerbung: In unserem Podcast Die drei Amigos haben wir uns darauf geeinigt, dass Der weiße Hai wohl Spielbergs beste Arbeit war. Mehr Details zum Podcast hier…).

Die Materialqualität ist klasse und die Kompaktheit des Spiels erfreut auch Menschen ohne großen Brettspieltisch. Das Spiel ist so kompakt, dass man Jaws fast als Coffee Table Game bezeichnen könnte.

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Was mir an Jaws nicht gefallen hat

Ehrlich gesagt, gibt es hier nur wenige Punkte. Klar ist das Spiel nicht immer „fair“ in allen Situationen und je nach gezogener Ausrüstung kann es für die Crew auf dem Boot mal besser und mal schlechter laufen. Und auch, wenn es natürlich thematisch ist, dass man weniger Ausrüstung hat, wenn man ewig braucht, um den Hai im ersten Teil einzukreisen, ist das einer der Punkte, die es dann in der einen oder anderen Situation stark in eine Richtung lenken. Denn hat die Crew im ersten Teil lange für die Einkreisung gebraucht, werden sie auch im zweiten Teil schlechte Karten haben.

Die Spielerzahl wird mit 2-4 angegeben, wobei ich es tatsächlich zu viert am besten fand. Das Spielen mehrerer Charaktere finde ich immer nicht so toll. Und gerade zu dritt muss man sich dann auch noch drauf einigen, wer zwei Charaktere lenkt. Zu viert war das Spielgefühl am besten und es hat auch viel Spaß gemacht sich abzusprechen. Vielleicht sollte man die drei Hauptcharaktere auch eher als Gruppe steuern und sich gar nicht so sehr auf einen bestimmten Charakter beschränken. In unseren Partien war es zumindest so, dass wir ohnehin immer diskutiert und uns abgesprochen haben.

Hai Meeple bei Jaws von Ravensburger
Langsam wird es eng für die Crew – Jaws von Ravensburger

Natürlich könnte man nun noch lange darüber diskutieren, inwiefern es okay ist, eine solche Jagd auf ein Tier nachzuspielen und ob man ein Tier wie den weißen Hai derart dämonisieren sollte. Diese Diskussion möchte ich mir hier jedoch sparen, sie wurde im Kontext des Films meines Erachtens schon oft genug geführt. In einer Szene in der Krieg und Konflikt so häufig die Basis für Spiele stellen, könnte man diese und ähnliche Diskussionen sonst in nahezu jeder zweiten Rezension führen.

Fazit zu Jaws

Jaws hat mich überrascht. Nicht nur, weil es von Ravensburger ist, sondern auch, weil ich dem Spiel nicht viel zugetraut habe. Aber es macht Spaß und ist durch das Prinzip mit den verdeckten Zügen und seiner Zweigeteiltheit sehr thematisch. Insgesamt ein tolles SPiel und ich freue mich schon auf das nächste Spiel in der Popkulturreihe, das wir dann Zurück in die Zukunft sein, in dem man kooperativ gegen Biff agieren muss.

Jaws erscheint bei Ravensburger auf deutsch unter dem Titel Der weiße Hai im ersten Halbjahr 2020.

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Januar 28th, 2020 by