Spiele mit kleinen Dörfern, Ländern oder Abenteuern scheinen in zu sein. Die Tiny Epic Reihe beispielsweise ist mittlerweile zur Lindenstraße der Spielebranche geworden und scheint schier endlos zu laufen. Aber auch ansonsten erscheinen immer wieder „kleine“ Spiele, die dies auch im Namen zur Schau tragen. Neben der Tiny Epic Serie war dies in diesem Jahr beispielsweise auch Tiny Towns Von AEG (Vertrieb durch Pegasus Spiele) und eben das hier besprochene Little Town. Ob es dabei auch insgesamt „Little“ bleibt?! Wir werden sehen…
Wie Little Town gespielt wird
Zunächst mal eine Klarstellung: Little Town ist eigentlich gar keine echte Neuerscheinung. Das Spiel erschien im englischen Sprachraum bereits im Jahr 2017, wird aber dieses Jahr das erste Mal auf deutsch über HUCH/Hutter Trade erscheinen. Mir lag die englische Version vorab als Rezensionsexemplar vor.
In Little Town tun wir, was man so tut in Spielen, in denen man Dörfer baut. Man setzt Arbeiter ein. Und ähnlich wie schon beim etwas ungeliebten The River von Days of Wonder, ist dieser Mechanismus hier stark heruntergebrochen, damit man es auch in Familien gut spielen kann. Doch wie geht das nun genau, das Arbeiter Einsetzen bei Little Town?!
Zunächst mal gibt es einen Spielplan, den man – überraschenderweise – in die Tischmitte legen soll. Je nach Spielerzahl bekommen alle Mitspieler eine bestimmte Anzahl Arbeiter. Das Spielfeld ist eingeteilt in Quadrate, die entweder Wiese oder eine Ressourcenquelle (Wald = Holz, Gebirge = Stein, See = Fisch) zeigen. In seinem Spielzug setzt man seinen Arbeiter auf ein leeres (!) Feld des Spielplans ein und aktiviert alle umliegenden Felder. So kann man Rohstoffe erlangen. Das ist schon mal gut, denn am Ende von jeder der vier Runden muss man seine Arbeiter mit Nahrung versorgen – egal ob mit Fisch oder Getreide.
Die so gewonnenen Rohstoffe kann aber auch anders einsetzen. Zu Beginn des Spiels wurden nämlich neben einigen Weizenfeldern auch zwölf Gebäudeplättchen am unteren Spielfeldrand ausgelegt, die man auf den Spielplan bauen kann. Dazu setzt man den Arbeiter nicht auf den Spielplan, sondern auf die Baustelle. Man gibt die entsprechenden Ressourcen ab und platziert das neue Gebäude auf einem beliebigen freien Wiesenfeld auf dem Spielplan. So ausgebracht, kann man dieses Gebäude künftig analog zu den Rohstofffeldern des Spielplans aktivieren. Man kann auch die der Gegner nutzen, allerdings nur gegen Abgabe einer Münze. Die Effekte sind vielfältig, in der Regel jedoch auf das Umwandeln der Waren beschränkt. Einige liefern auch am Spielende zusätzliche Siegpunkte.
Und streng genommen war es das auch schon. Mehr passiert nicht. Nach vier Runden ist alles vorbei und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Was mir an Little Town gefallen hat
Das Spiel zu erklären dauert deutlich unter 10 Minuten. Unklarheiten gibt es keine und die Spielzeit ist angenehm kurz. Wer nun aber denkt, dass es trivial wäre, der irrt etwas. Sicherlich ist Little Town kein Agricola, will es aber auch nicht sein. Und dennoch wohnt dem Spiel aufgrund seiner hohen Variabilität auch eine gewisse Komplexität inne. Denn man muss sich schon gut überlegen, wo man welches Plättchen wann platzieren möchte. Und auch das Management der Rohstoffe ist extrem entscheidend für Sieg oder Niederlage. Denn bei so wenigen Spielzügen, kann ein schlecht geplanter Zug schon mal das Zünglein an der Waage sein.
Sicherlich ist Little Town eher taktisch als strategisch, aber gerade das macht ein gutes Familienspiel meines Erachtens ja auch aus. Es gibt nämlich durchaus eine strategische Komponente, die sich den meisten Familienspielern aber wahrscheinlich zunächst mal nicht auf Anhieb erschließen wird, da sie unter einer dicken Wohlfühlschicht verborgen ist. Wenn man nämlich etwas gewiefter wird, merkt man, dass die Auslage der Plättchen zu Beginn eine strategische Vorgabe ist, welche davon in Kombination gegebenenfalls erstrebenswert ist. Vielspieler werden diese Komponente schnell entdecken und zu ihrem Vorteil nutzen, wohingegen die sogenannten „Casual Gamer“ eher taktisch spielen werden und sich auf dem Fluss des Wohlfühlens dahintreiben lassen.
Positiv hervorzuheben ist, dass es eine Empfehlung für eine Gebäudekombination gibt, die sich gerade für Familienspieler gut eignet. Man sollte jedoch auch beachten, dass der wahre Spielspaß erst mit der variablen Auslage beginnt.
Produktionsseitig ist, wie bei Iello eigentlich üblich, nichts zu bemängeln und die niedlichen Illustrationen passen gut zum Thema. Und es freut mich umso mehr, dass ich endlich auch bei einem Iello Titel mal eine positives Fazit ziehen kann.
Was mit an Little Town nicht gefallen hat
Da gibt es wirklich nicht viel was ich bemängeln kann. Einzig die Beschreibung der Gebäudeeffekte ist für ein Familienspiel etwas spartanisch geraten. Als Vielspieler ist das alles recht klar, aber der geneigte Familienspieler dürfte hier noch etwas mehr Unterstützung benötigen. Dennoch wird auch der sich nach einiger Zeit zurechtfinden.
Fazit zu Little Town
Schon oft habe ich gesagt: Iello Spiele sehen toll aus, halten aber oft nicht, was sie optisch versprechen. Dieses Gesetz wurde hier endlich mal wieder durchbrochen. Little Town überzeugt mich mit seiner Kombination aus Arbeitereinsetzmechanismus und Plättchenlegen. Dabei spricht es Familien an, aber auch Vielspieler finden Gefallen an der Knobelei um die bestmögliche Auslage auf den Wiesen vor Little Town.
„Nehmt euch in Acht! Gleich wird ausgeteilt! Auf meinem mächtigen Reittier und mit meiner scharfen Klinge werde ich euch alle vernichten!“ Großes Säbelrasseln wird heraufbeschworen beim Blick auf die Schachtel, Karten und Aufsteller von Arena for the Gods! von M. Rambourg. Das bei IELLO erschienene Spiel reiht sich ein in die Linie schön gestalteter Würfelspiele, macht spielerisch aber einiges anders als King of Tokyo und King of New York.
Zu Beginn des Spiels wird erst mal gedraftet. Ge-was-bittet? Gedraftet! Das heißt, jeder Spieler wählt sich reihum seine Ausrüstungskarten aus. Damit es „fair“ zugeht, muss man in jeder Runde Lebenspunkte opfern, wenn man als erstes auswählen möchte. Will man natürlich, kann man aber nicht, da die Lebenspunkte bei Arena for the Gods! auf 20 begrenzt sind. Je mehr ich am Anfang raushaue, desto weniger bleiben mir im Kampf in der Arena. So wählen wir Angriffswaffen, Verteidigungswaffen, ein Reitgefährt und mächtige Zauber aus – jeweils eine Karte. Und dann geht‘s los!
Reihum – Startspieler ist derjenige, der in der letzten Kartenverteilrunde als erstes gewählt hatte – wird mit sieben Würfeln gewürfelt. Die gewürfelten Symbole kann ich für Angriff, Verteidigung, Bewegung oder Zauber einsetzen oder eine meiner Karten (auch mehrfach) aktivieren. Einmal darf ich dabei eine beliebige Anzahl neu würfeln. So weit, so Kniffel – zumindest fast.
Die Arena ist zusätzlich gespickt mit Hindernissen – sehen aus wie aus einem Tower Defense Spiel – und Lebensquellen sowie Fallen. Durch Angreifen oder Stoßen kann ich meinen Gegnern Lebenspunkte entziehen und so versuchen als Spieler mit den meisten Lebenspunkten am Ende zu gewinnen. Das Spiel endet nämlich, wenn ein Spieler keine Lebenspunkte mehr hat und der Spieler mit den meisten Lebenspunkten gewinnt. Lebenspunkte sind dabei übrigens verdeckt hinter einem kleinen Sichtschirm – die sind echt klein.
Grafisch toll gestaltete Schachtel
Arena for the Gods! ist ein flottes Würfelspiel, das durch den Kniff am Spielende auch die Spieler begeistern könnte, die bisher bei King of Tokyo an der Stadtgrenze geblieben sind. Hier scheidet niemand aus und niemand muss auch nur 5 Minuten unbeteiligt zugucken. Das war ein häufiger Kritikpunkt an King of Tokyo.
Der Spielfluss von Arena for the Gods! ist extrem flott und gibt keine Rätsel auf. Schnell befindet man sich mittendrin im Kampf er Götter. Die variablen „Szenarien“ (a.k.a. Startaufstellungen) verändern die Arena je nach Spieleranzahl und bieten so auch noch ein wenig Abwechslung. Man kann sich natürlich auch selbst Szenarien überlegen. Das Spiel bietet aufgrund der variablen Arena-Fläche sehr viel Potenzial für künftige Erweiterung und Promos – von den möglichen neuen Ausrüstungskarten und Helden mal ganz abgesehen.
Grafisch ist Arena for the Gods! ein Eyecatcher par excellence! Sowas schaut man sich gerne an. Schachtel, Spielbrett, Pappkameraden und Karten sind fantastisch gestaltet und sprechen sofort an. Wirklich erste Sahne, was hier geboten wird.
Kritik gibt es aber auch zu üben, wenn auch spieltechnisch nur an der im Verhältnis zur Gesamtspieldauer etwas zu langen Drafting-Phase. Gerade Neulinge müssen sich viermal einen Überblick über je vier unterschiedliche Karten machen – das kann sich ziehen.
Abseits des spielerischen noch ein paar kleinere Kritikpunkte. Die Sichtschirme verbergen die Lebenspunkte zwar sehr gut vor den Blicken der Gegner, aber die von hinten aufgedruckte Würfelerklärung ist natürlich aufgrund der Schrägstellung kaum zu sehen. Vor allem die Größe macht es fast unmöglich die Kombinationen abzulesen. Wann werden die Redaktionen rund um den Globus endlich lernen, dass man Informationen in schräg stehenden Sichtschirmen nicht lesen kann ohne diese anzuheben? Nervt die das nicht beim Testen? Hier hätten sechs zusätzliche Karten mehr im Kartendeck besser geholfen den Überblick zu wahren.
Und dann mal wieder das Inlay. Irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass man die Türme nicht jedes Mal wieder auseinander nehmen muss und alles zusammengebaut in das Inlay hineinpasst. Na gut, jammern auf hohem Niveau, aber vielleicht sind ja schon Promos und Erweiterungen geplant, die man schon berücksichtigt hat. Wie auch immer, diese Inlay-Sache ist irgendwie immer ein Problem.
FAZIT
Insgesamt schnürt IELLO hier mal wieder ein rundes Paket und man bekommt ein toll gestaltetes und locker zu spielendes, schnelles und kampforientiertes Würfelspiel. Ich bin gespannt, was da noch nachkommt. Sicherlich – entsprechenden Erfolg vorausgesetzt – nicht das letzte Mal, dass wir von der Arena for the Gods! hören.
Und wer sich das Ganze mal in bewegten Bildern ansehen möchte, der sei auf das kurze Video aus meiner Reihe Aufgemacht hingewiesen…
https://youtu.be/tNZ-fHaebuI
Vielen Dank an Hutter Trade für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.