Da ist er wieder – Wolfgang Warsch. Noch ein Kartenspiel beim Nürnberger Spielkarten Verlag. Diesmal weniger esoterisch als das zum Spiel des Jahres nominierte The Mind, sondern sehr faktenlastig – zumindest am Ende. Bis es so weit ist, muss aber bei illusion erst mal valide geschätzt werden…
Wie wird illusion gespielt?
In der Mittagspause mal schnell ein paar Farben schätzen…durchaus entspannend
Wer Anno Domini oder Cardline kennt, sollte mit dem Prinzip von illusion keine Probleme haben. Es gilt, Karten in aufsteigender Reihe auszulegen. Allerdings werden hier keine Jahreszahlen oder Gewichte von Säugetieren geschätzt, sondern Farben gemäß ihres Anteils an der Fläche der Karte. Dazu sortiert man die gezogene Karte in die Reihe der bereits ausliegenden Karten ein. Die Farbe wird durch eine Pfeilkarte vorgegeben, die auch gleichzeitig den Anfang der Reihe und damit den niedrigsten Wert markiert. Wurde eine Karte gelegt, kann der nachfolgende Spieler entweder seinerseits auch eine Karte einsortieren oder die Reihe anzweifeln. Zweifelt ein Spieler die Korrektheit der Reihe an, wird genau nachgeschaut. Die Auflösung in Form genauer Prozentangaben der verschiedenen Farbanteile steht jeweils auf der Rückseite der Karten. Hat er beim Anzweifeln Recht, bekommt er die Pfeilkarte und hat die erste Runde gewonnen. Hat er Unrecht, bekommt der vorherige Spieler die Pfeilkarte und damit den Rundensieg zugesprochen. Hat ein Spieler drei Runden gewonnen, gewinnt er das Spiel.
Was uns an Illusion gefallen hat
Illusion ist sehr schnell erklärt und kann fast von jedem direkt mitgespielt werden. Es ist sehr zugänglich und wirft keine Fragen auf. Erneutes Regellesen ist unnötig, denn nach der ersten Partie hat man eigentlich alles verinnerlicht. Kinder spielen es genauso gerne mit wie Nichtspieler jeden Alters. Mit anderen Worten, ein Mehrgenerationenspiel.
Was uns an Illusion nicht gefallen hat
Die optimale Besetzung findet sich in Illusion bei drei Spielern ein. Hier kommt jeder mal an die Reihe und kann auch mal anzweifeln, wenn die Reihe hinlänglich lang geworden ist. Bei einer Vier-Spieler-Partie sieht die Sache schon anders aus. Der Spieler, der als viertes an der Reihe ist, ist meistens gezwungen, eine Karte anzulegen, da die Reihe ja nur aus drei Karten besteht. Bis er allerdings wieder an der Reihe ist, wurde die Reihe meistens bereits angezweifelt und er hatte kaum eine Möglichkeit auf irgendetwas im Verlauf Einfluss zu nehmen. Problematisch daran ist, dass dies öfter im Spiel passieren kann und man somit im Bad der Farben nur als Gast mitschwimmt. Das kann sehr unbefriedigend sein, auch, wenn das Spiel schnell vorbei ist.
Zudem stellt sich trotz der hohen Varianz auf Dauer der sog. „Trivial Pursuit Effekt“ ein. Man kennt die Karten und auch den ein oder anderen Prozentwert und so wird mit der Zeit immer einfacher, die Karten korrekt zu bewerten. Gerade wenn man in sehr dichter Folge hintereinander mehrere Partien spielt, stellt sich dieser Effekt ein.
Die Idee hat gut gefallen und ist ein tolles generation- und spielertypenübergreifendes Konzept, allerdings war es meistens nach einer Partie auch genug und man sucht lieber noch nach einem etwas gehaltvolleren Absacker.
Fazit zu illusion
Das Konzept von illusion ist toll und auch hier hat Wolfgang Warsch wieder eine tolle Idee gehabt. Auch wenn es in der Vierer-Besetzung nicht zu 100% rund ist, hat es immer Spaß gemacht und auch absolute Nichtspieler konnten schnell ins Spiel finden. Da das Spiel ohne Text auskommt, kann man es auch durchaus ab einem Alter von 6 Jahren spielen. Insgesamt also ein solides Spiel, aber kein Must-have für die Ohnehin schon zu große Spielesammlung.
Wer sehen will, wie‘s geht, der kann mal beim Spieleleiter und seinem Junior reinschauen…