Baumaterial schnappen und Wolkenkratzer hochziehen – das ist Tower Up in Kurzfassung! Das Beste daran: Es ist so einfach, dass selbst Neulinge es in wenigen Minuten verstehen. Was das Spiel mit dem Charme der 80er Jahre so gut macht und warum es auch Vielspieler:innen mögen werden…
Was macht man in Tower Up?
In jeder Runde hast du zwei Aktionsmöglichkeiten:
Karte nehmen:
Wähle eine Karte vom Markt und lege sie in die Ablagebox.
Nimm die abgebildeten Stockwerke in deinen Vorrat (maximal 10).
Bewege ggf. einen deiner 4 Maschinen-Marker entsprechend den Symbolen auf der Karte voran.
oder
Neues Gebäude beginnen:
Platziere ein Stockwerk auf einem freien Bauplatz, der an mindestens ein anderes Gebäude grenzt.
Das neue Gebäude darf nicht dieselbe Farbe haben wie benachbarte Gebäude.
Ergänze jedes angrenzende Gebäude mit einem passenden Stockwerk aus deinem Vorrat.
und anschließend ein Dach auf ein Gebäude setzen:
Platziere eines deiner Dächer auf dem neuen Gebäude oder auf einem der angrenzenden Gebäude, die du erweitert hast.
Bewege den Maschinen-Marker der entsprechenden Farbe so viele Schritte vor, wie das Gebäude Stockwerke hat.
Das Spiel endet, wenn eine Person am Tisch das letzte Dach platziert hat. Alle anderen haben noch einen letzten Zug.
Dann folgt die Wertung: Am Ende zählt jeder seine Punkte aus der aktuellen Position der vier Maschinen-Marker (die Punkte stehen oberhalb der jeweiligen Spur), den Bonus-Chips und den sichtbaren Dächern (Punkte mit dem Pylon abtragen).
Wer die meisten Punkte hat, gewinnt! Bei Gleichstand entscheidet der größte Stockwerkevorrat, ansonsten teilen sich die Beteiligten den Sieg.
Was an Tower Up gefällt
Es gibt selten Spiele, die sich so schnell und einfach erklären lassen wie Tower Up. Maximal 10 Minuten sind dazu notwendig. Und dann geht es auch sofort los. Es muss nicht lange über Startaufstellungen oder ähnliches gegrübelt werden. Einfach ein Haus bauen. Einfach mal machen. Das fordern doch immer alle. Bei Tower Up geht das. Und dennoch ist es nicht so ohne. Denn die Einschränkungen beim Bauen werden gerade zu viert manchmal ganz schön knifflig. Da kann es auf dem Spielplan schon recht kuschlig werden. Zu dritt hingegen ist mehr als genug Platz und manche Bauplätze verwaisen. Zu zweit hingegen gibt es ein regelrechtes Duell auf dem rückseitigen Spielplan, der auch nur halb so groß ist. Eine wirklich gute Idee! Und mit mehr Partien steigt nicht nur für Viel-, sondern auch für Gelegenheitsspieler die taktische Tiefe. Einzig, die Materialkarten können einem mal einen Strich durch die (Bau-)Rechnung machen. Aber so ist das nun mal beim Spielen… 😉
Dazu kommt das Material, das trotz des vielen Plastiks einfach perfekt zum Spiel passt und eine richtige kleine Skyline entstehen auf dem Esstisch lässt. Und Ordnung herrscht auch auf der Baustelle. Im Karton findet sich alles, um Ordnung zu halten und auch in der nächsten Partie sofort wieder loslegen zu können.
Und auch für Menschen, die Schwierigkeiten beim Unterscheiden von Farben haben, wurde hier meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Die Marker, Dächer und Stockwerke haben unterschiedliche Formen und Strukturen und lassen sich so auch unterscheiden, wenn man Farben nicht so gut unterscheiden kann.
Fazit
Für mich ist Tower Up die Überraschung des aktuellen Jahrgangs. Einfach, flott, interaktiv und mit dem gewissen – und bei Familienspielen notwendigen – Glücks-Kick bei den Materialkarten. Tower Up ist ein echtes Familien-Highlight für große und kleine Baumeister!
Ein intaktes Ökosystem, bei dem eine Pflanze von der anderen profitiert. Um nichts geringeres geht es uns bei ERDE erschienen bei Skellig Games.
WORUM ES GEHT
Wir – die Natur?! – möchten ein Ökosystem erstellen. Eines, das funktioniert und das prosperiert. Dazu haben wir aber nur wenige Kartenplätze auf unserer Inselauslage zur Verfügung. Es gilt also ein Raster geschickt zu füllen und auf die Wechselwirkungen der ausgewählten Pflanzen sorgfältig zu achten. Das alles geschieht durch die Auswahl einer von vier Aktionsmöglichkeiten. Hat eine Person ihr Raster komplett gefüllt, endet das Spiel und die Person mit den meisten Punkten gewinnt.
WIE ES SICH SPIELT
Eigentlich ist es ganz einfach – wie so oft. Man wählt eine Aktion und führt sie aus. Die vier möglichen Aktionen sind Pflanzen (Karten in die Auslage bringen und einen neue Handkarte erhalten), Kompostieren (man erhält den titelgebenden Rohstoff Erde und befördert zwei Handkarten auf den Kompost), Wässern (neue Sprossen werden ausgebracht und man erhält Erde) und Wachsen (neue Karten ziehen und vorhandene Pflanzen wachsen in die Höhe). Wählt man eine der vier Aktionen, löst man gleichzeitig eine bestimmte Kartenart der eigenen Auslage aus, die ihre Fähigkeit(en) aktiviert. So löst die Aktion Pflanzen (grüne Aktion) auch die entsprechenden grünen Karten in der Auslage aus. Aber nicht nur bei der aktiven Person passiert etwas, auch die anderen Personen am Tisch können die Aktion in leicht abgeschwächter Form ausführen und aktivieren die entsprechenden Karten in der Auslage. Das alles läuft sehr einfach und flüssig. Durch den Kniff des gleichzeitigen Ausführens der Aktionen gibt es nahezu keine Downtime in Erde.
Warum das nun ein Spiel für erfahrene Spielerinnen und Spieler ist? Weil man das Raster aus einer Auswahl der insgesamt 360 möglichen Karten legt und mit einer riesigen Zahl möglicher Startaufstellungen (laut Verlag über 25.000!!!) beginnt, sind die Möglichkeiten enorm. Und damit auch die Möglichkeiten für falsche Entscheidungen. Zusätzliche Variation kommt durch die Zielkarten ins Spiel, deren Kombination so gut wie nie gleich sein wird und um die ein Wettlauf entbrennt. Wer eine Aufgabe zuerst erfüllt, erhält mehr Punkte. Dazu kommen die individuellen Insel- und Klimakarten, die von Beginn an eine grobe Richtung vorgeben und Ereigniskarten, die man jederzeit ausspielen kann – sogar im Zug einer anderen Person. Insgesamt also viele Möglichkeiten bei einem recht einfachen Spielablauf.
Am Ende wird dann abgerechnet. Und da kommt so einiges zusammen an Siegpunkten. Punkte für Karten in der Auslage und im Ereignisstapel, Siegpunkte für Sprossen, Siegpunkte für Karten im Kompost, Siegpunkte für das ausgelöste Wachstum bei den Pflanzen im Raster, Siegpunkte für Terrainkarten im Raster, Siegpunkte für die Ökosystemziele (ein individuelles und zwei gemeinsame) und Siegpunkte für die Ziele auf dem Faunatabelau. YIKES! Ganz schön viel Rechnerei und ganz schön viele Punkte und eine ordentliche Rechnerei. Gut, wenn man die Board Game Stats App (für iOS und Android) nutzt, die bietet nämlich mittlerweile die Möglichkeit an, die Punkte dort zusammenzurechnen und summiert immerhin automatisch.
WIE ICH ES FINDE
Ich mag ERDE. Es spielt sich im Grunde einfach, ist schnell erklärt, bietet zahllose Möglichkeiten und hat ein schönes Thema. Die meisten Dinge machen sogar thematisch einigermaßen Sinn, auch wenn natürlich für den Spielablauf deutlich vereinfacht. Die Menge der Karten überfordert in der ersten Partie ein wenig, aber gerade Spielerfahrene werden sich bereits in der ersten Partie gut zurechtfinden. Die Lernkurve ist allerdings steil – gerade ein den ersten Partien. Das sollte man insbesondere dann nicht vergessen, wenn man mit Neulingen spielt. Glücklicherweise merkt man gerade in den ersten Partien erst am Ende, wo man Punkte liegengelassen hat und ärgert sich nicht schon während des Spiels.
Bei aller schönen Thematik ist ERDE am Ende dann aber doch manchmal etwas berechenbar, ist aber eine schöne Puzzle- und Optimierungsaufgabe. Hier und da ist die Erde ein wenig trocken, auch wenn es fruchtbare Gegenden gibt. Und mir fehlt vor allem eins: die Tiere…
Die Einsteigshürde ist vorhanden, aber nicht so hoch wie bei anderen Spielen. Erstmal scheinen die Informationen und Symbole unglaublich erschlagend zu sein, am Ende ist dann aber alles logisch und es gab wenig Fragen. Somit ist ERDE eines meiner aktuellen Lieblingsspiele, weil es so schön natürlich dahinfließt und sich, einmal erlernt, wirklich recht schnell spielen lässt. Für alle, die es etwas weniger komplex möchten, gibt es zudem eine einfachere Variante, bei der die Zielkarten immer die selben Punkte geben und es keine zusätzlichen Ökosystem-Karten in der gemeinsamen Auslage gibt.
Die Anleitung von ERDE ist sehr gut strukturiert und sorgt für eine sehr schnelle Einführung in das Spiel. Es blieben bei uns keine Fragen offen, wenn auch die sehr farbenfrohe Gestaltung manchmal etwas verwirrend war. Toll sind die vielen Beispiele und die gute Beschreibung der einzelnen Kartenarten. Hier und da bleiben ein paar Kartentexte etwas vage, lassen sich aber in der Regel immer aufklären.
Neben dem „normalen“ Spiel kommt das Spiel mit einem Solomodus daher und mit einem Team-Modus (2 vs. 2). Letzteren konnte ich leider noch nicht ausprobieren bisher. Im Solomodus spielt man gegen Gaia herself und muss sich zweimal durch ihr Solodeck spielen. Man nutzt ein eigenes Solotableau (die Rückseite der Spieltableaus), welches vorgibt, was Gaia erhält, wenn man eine Aktion wählt. Insgesamt ein solider Modus, der in einem ohnehin eher solistisch geprägten Spiel gut funktioniert und ohne größere Bookkeeping-Aufgaben daherkommt. Schön sind die vier Schwierigkeitsstufen von Anfänger bis Experte.
Nicht so schön waren die etwas unpräzise gefertigten Türmchen und Hütchen, die nicht immer gut aufeinander passten. Und natürlich funktioniert das Spiel nur mit Personen, denen man vertraut, denn wenn man alles parallel machen möchte, gibt es keine Kontrollen. Aber wer schummelt ist ja eh doof, oder? 😉
FAZIT
ERDE ist ein tolles und schnell erlerntes Spiel, bei dem sich nicht nur Naturliebhaber wohlfühlen, sondern auch Personen, die in Spielen nicht allzu viel Interaktion, aber dennoch zahlreiche Möglichkeiten und Variation wünschen. Liebhaber von Downtime kommen bei ERDE nicht auf Ihre Kosten.
Die Bewertung
Gesamt: 8/10 Würfeln Spielablauf: 9/10 Würfeln (Einfach zu lernen, etwas viele Symbole, kaum Downtime) Material: 7/10 Würfeln (Abzug für ungenau gefertigtes Material und die etwas zu niedrige Kartenqualität) Solomodus: 7/10 (weitgehend analog zum Standardspiel)
Die Rahmendaten
1-5 Personen 60-90 Minuten (solo eher kürzer) ab 12 Jahren (etwas ambitioniert wegen der vielfältigen Karten)
Stand Juli 2023 ist das Spiel offiziell ausverkauft, allerdings noch bei ein paar Shops zu finden. Nachschub gibt es ab November 2023…