Juli 26th, 2018 by Dirk
Lesezeit: 4 Minuten

Aus Altem Neues erschaffen. Das steht irgendwie im Mittelpunkt der Story von Dragon Castle. Aus der alten Festung des Drachen entnehmen wir Steine, die nicht umsonst an Mahjong erinnern, und bauen sie auf unserem Spielplan wieder auf. Am Ende geht es natürlich um Punkte, die durch das geschickte Kombinieren von Symbolen und Bauwerken erzielt werden können.


Wie Dragon Castle gespielt wird

Dragon Castle Horrible Games Asmodee

Erst aufbauen, dann abbauen bzw. umbauen

Am Anfang steht der Spielaufbau. Der dauert schon mal etwas. Denn die zahlreichen Mahjong-Steine wollen entsprechend des gewählten Bauplans sortiert und aufgeschichtet werden. Ein, zwei oder gar drei Stockwerke hoch ragt die Drachenfestung in den Himmel. Der Spielablauf ist dabei so einfach wie bei vergleichbaren Spielen des Genres.

In seinem Spielzug muss man eine der drei möglichen Aktionen ausführen. Dabei nimmt man auf jeden Fall einen Stein aus der obersten Etage der Drachenfestung.
Möglichkeit 1: Man nimmt ein Spielsteinpaar, einen aus der obersten Etage der Festung und einen aus einer beliebigen Etage, jedoch stets nur dann, wenn beide ein exakt gleiches Symbol aufweisen.
Möglichkeit 2: Man nimmt einen einzelnen Spielstein aus der oberen Etage und dazu einen Schrein. Letzteren legt man zunächst auf seinem Spielplan ab.
Möglichkeit 3: Man nimmt einen Stein aus der oberen Etage aus dem Spiel und erhält dafür einen Punkt. Den abgeworfenen Spielstein legt man verdeckt neben sein Spielertableau.

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Steine nehmen ist eine der Hauptbeschäftigungen bei Dragon Castle

Hat man eine der drei möglichen Aktionen ausgeführt, setzt man genommene und nicht abgeworfene Spielsteine auf seinem Spielertableau ein. Die Steine dürfen – immer mit dem Symbol nach oben – auf leere Felder oder bereits gedrehte Spielsteine gelegt werden. Spielsteine werden gedreht, wenn man vier Steine gleicher Farbe ausgelegt hat und diese so zusammenführt. Die Steine müssen mit den Kanten angrenzen – Ecke an Ecke reicht nicht – und die gleiche Farbe haben. Es ist dabei irrelevant, in welcher Ebene sie liegen. Für das Verbinden gibt es dann Punkte. Hat man es bspw. geschafft, fünf Steine miteinander zu verbinden, kommt man drei Punkte. Zusätzliche Punkte erhält man am Ende der Partie für die Schreine, die man beim Zusammenführen von Steinen eingesetzt hat. Bestimmte Steinarten ermöglichen es dabei sogar zwei Schreine zu setzen. Diese bringen dann am Ende je nach der Höhe des Turms auf dem sie sitzen – einen Punkt in der ersten Etage und maximal drei Punkte in der dritten oder einer höheren Etage.

Apropos Spielende. Das Spiel beginnt zu enden, wenn nur Noch Steine in der untersten Etage vorhanden sind. Dann darf man als zusätzliche Aktionsmöglichkeit den Drachen herbeirufen und eines der beim Aufbau ausgelegten Zeitplättchen nehmen. Taucht das Ausrufezeichen unter dem vorletzten Plättchen auf, endet das Spiel bald – nämlich dann, wenn der Spieler rechts vom Startspieler seinen Zug beendet hat. Dann werden Punkte gezählt und der mit den meisten gewinnt.

Zusätzlich kann man nach den ersten Partien – Vielspieler auch gerne sofort – die Geister- und Drachenkarten ins Spiel integrieren.
Geisterkarten erlauben Spezialfähigkeiten zu nutzen und die Drachenkarten ermöglichen neue Wege Punkte zu erlangen, beispielsweise durch bestimmte Bauformen oder genutzte Symbole.
Zudem kann man die Drachenfestung auch in einer anderen Formation aufbauen. So wird es so schnell nicht langweilig.


Was uns an Dragon Castle gefallen hat

Dragon Castle spielt sich flott. Das bedeutet aber nicht, dass man unüberlegt drauf loslegen kann. Im Gegenteil. Es gilt sich wohl zu überlegen, welchen Stein man greift und welchen man dadurch vielleicht den Gegnern zugänglich macht. Das macht auch den Reiz von Dragon Castle aus. Trotz des einfachen Ablaufs, müssen im Spielverlauf ausreichend Entscheidungen getroffen werden. Durch den freien Aufbau der Steine auf dem eigenen Spielertableau fühlt man sich auch nie eingeschnürt in ein vorgegebenes Korsett. Vielmehr bleibt dem Spieler die Entscheidung überlassen, wie und in welcher Anzahl er die Steine kombinieren möchte.

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Schrein auf Stein, gibt Punkte fein…

Grafisch und haptisch hat Horrible Games mit Dragon Castle einen Kracher abgeliefert. Das gesamte Spiel ist im Stile eines fernöstlichen Gemäldes gehalten und überträgt die Story so auch gut ins Spielgeschehen. Die Haptik der Mahjong-Steine ist einfach toll und wenn man sie aus der Schachtel schüttet, klackern sie satt auf den Spieltisch. Es fühlt sich an wie für die Ewigkeit gemacht. Insgesamt ein absolut rundes Paket.

Die Anleitung ist blitzsauber übersetzt und gut aufgebaut. Wir hatten keine Probleme alles auf Anhieb zu verstehen. Auch die Beispiele und zusätzlichen Erklärungsboxen sind gut aufgebaut und helfen dem Spieler schnell ins Spiel zu finden.

Durch die zusätzlichen Elemente mit den Geister- und Drachenkarten sowie den variablen Aufbau bleibt das Spiel variantenreich und wird so schnell nicht langweilig. Somit kann man lange Freude an dem Spiel haben.

Das Spiel funktioniert in allen Besetzungen sehr gut und die Downtime hält sich in Grenzen. Arge Grübler schaffen es kaum die Runde massiv zu entschleunigen. Durch die spielerzahlunabhängige Anzahl an Steinen dauert eine Partie zu viert auch nur unwesentlich länger als zu zweit.

Wer einen Blick auf das Material werfen möchte, dem möchte ich noch mein Unboxing Video nahe legen, welches ich kurz nach der Messe 2017 bereits veröffentlicht hatte.


Was uns an Dragon Castle nicht gefallen hat

Hier gibt es wenig auszusetzen. Eher Kleinigkeiten sind hier zu bemängeln.

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Der neue Schachteleinsatz der zweiten Auflage

Allem voran der mit dem Gewicht der Steine überforderte Schachteleinsatz. Der ist mal wieder absolut überflüssig. Ich weiß wirklich nicht, warum hier immer so wenig Energie und Aufwand reingesteckt wird. Das dafür vorgesehene Pappteil kann die Steine langfristig nicht bändigen und verschiebt und verknickt sich komplett. Vor allem bei vertikaler Lagerung der Box ein – zugegebenermaßen lösbares – Problem. Raus damit lautet also die Alternative. Die Steine am besten in einem großen Stoffbeutel packen.

(Anm.d.Red.: Anscheinend wurde der Schachteleinsatz in der zweiten Edition deutlich verbessert und durch ein Plastik-Inlay ersetzt, welches die Komponenten deutlich besser zusammenhält. Vielen Dank an Christoph D. für die Bereitstellung des Fotos.)

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Mit Schreinen auf Steinen gibt es Punkte…

Die zusätzlichen Eigenschaftskarten hätten eine etwas klarere Symbolik vertragen können. Die klare Beschreibung in der Anleitung wiegt dies zwar auf, dennoch wäre eine bessere grafische Umsetzung dieser Eigenschaften wünschenswert gewesen. Da nur wenige der Karten ins Spiel kommen, ist es allerdings auch kein größeres Problem diese Karten schnell nachzulesen.

Die Spielertableaus hätten etwas dicker ausfallen können und die Karten hätten auch etwas wertiger sein dürfen. Beides erfüllt aber seinen Zweck. Dennoch stellt sich auch hier das Problem mit dem Verrücken. Stößt man mal unsanft gegen sein Tableau, kann sich das Erbaute in Wohlgefallen auflösen. Aber das gilt wohl für alle Spiele, bei denen man etwas auf seinem Tabelau oder dem Spielplan aufbaut.


Fazit zu Dragon Castle

Dragon Castle ist ein tolles und haptisch sehr ansprechendes Lege- und Aufbauspiel, bei dem vor allem all die auf ihre Kosten kommen, die Azul vielleicht bereits überdrüssig geworden sind oder sich etwas mehr Knobelei wünschen. Das kann Dragon Castle bieten und bleibt durch variable Elemente stets variantenreich. Eine wunderschöne fernöstliche Knobelei.

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