In Camargue erschafft ihr gemeinsam eine Landschaft voller Felder, Wälder und Lavendelwiesen. Aber Vorsicht: Taktik ist Trumpf und Punkte gibt’s nicht geschenkt! Im Gegenteil: Nur wer geschickt legt, kann den Punkte-Turbo einschalten.
Was macht man in Camargue?
Reihum legt ihr Plättchen, baut Wege und wertet Landschaften. Dabei sind kluges Platzieren und taktische Entscheidungen gefragt, um die meisten Punkte zu holen. Klingt einfach? Nur, wenn ihr die Legeregeln im Blick habt…
Wunderschönes Cover von Michael Menzel
Und so geht es:
Vorbereitung
Jeder schnappt sich ein Punktetableau und nimmt drei Plättchen auf die Hand.
Das Startplättchen mit dem bunten Wappen auf der Rückseite kommt in die Mitte – von hier aus geht’s los.
Merke: Das kleine Wappen oben rechts gibt die Ausrichtung aller anderen zu legenden Plättchen vor.
Die Punktetafeln sind nicht für jeden was …
Ablauf
Reihum legt ihr ein Plättchen an die bestehende Landschaft an. Dabei müsst ihr:
Wege sinnvoll verlängern,
Plättchen so ausrichten, wie das Wappen es vorgibt, und
niemals Wege abschneiden! (Das gibt Ärger in der Camargue!)
Die Helfer: Statt Landschaft könnt ihr Helferplättchen spielen. Die bringen Punkte – oder belohnen euch, wenn jemand anders cleverer baut als ihr.
Punkten
Das Punkten ist der eigentliche Kniff des Spiels. Denn die Anzahl der Kanten und die Größe des Gebiets spielen hier eine Rolle. Und so geht’s:
Fläche zählen: Wie groß ist das Landschaftsgebiet, das du erweiterst?
Kanten zählen: Wie viele berührt dein gerade gelegtes Plättchen?
Punkte ausrechnen: Fläche × Kanten = Jubelschrei!
Im Spielverlauf wächst die Landschaft weiter und weiter…
Spielende
Ist der Nachziehstapel leer, spielt ihr noch alle Plättchen von der Hand aus. Der oder die mit den meisten Punkten wird Camargue-Champion!
Und manchmal findet man es tatsächlich, das perfekte Plättchen.
Exkurs: Die Carmargue
Die Camargue ist eine der einzigartigsten Landschaften Europas, gelegen im Rhône-Delta im Süden Frankreichs. Diese Region verzaubert durch ihre unglaubliche Vielfalt: Weite Salzseen, duftende Lavendelfelder, üppige Wälder und die typisch französischen Weiden prägen das Bild. Berühmt ist die Camargue vor allem für ihre Tierwelt. Hier ziehen wilde weiße Camargue-Pferde frei durch die Ebenen, schwarze Kampfstiere weiden unter freiem Himmel und rosa Flamingos tummeln sich in den Seen. Diese Mischung aus wilder Natur und friedlicher Idylle macht die Camargue zu einem einzigartigen Naturschutzgebiet und damit auf jeden Fall ein tolles Ziel für einen Besuch im echten Leben.
Wie Camargue gefällt
Camargue ist ein recht einfaches Plättchenlegespiel, das eigentlich nicht viel verkehrt macht. Es spielt sich schnell, unaufgeregt und wird auch Spielneulinge nicht überfordern. Allerdings ist es auch nur bedingt spannend – allenfalls zumindest entspannend. Denn im Spiel wird man nie oder selten in die Situation kommen, dass man jemandem was streitig macht. Klar, ab und an legt jemand sein Plättchen genau dorthin wo ich gerade hin wollte. Aber meistens gibt es weitere Optionen. Und sollte es mal wirklich ärgerlich sein, dann habe ich ja vielleicht ein Helferplättchen, mit dem ich mich an die besonders punkteträchtigen Spielzüge der andren ranzecken kann.
Die Zählhilfen sind gut, aber auch nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache. Zwar ist das Abzählen mit 1er, 10er und 100er Zählleiste nicht schwer, dennoch muss man gerade beim „10er-zählen“ aufpassen, dass man nicht einen Schritt vergisst. Und durch den Punkteturbo des Spiels ist man schon schnell bei 400 oder mehr Punkten. Gerade zu zweit knackt man da auch mal die 600er Marke. Je mehr Personen mitspielen, desto weniger Punkte wird man machen.
Der Spielverlauf ist recht variabel und jedes Spiel verläuft anders als das vorherige.
Insgesamt also ein nettes und unaufgeregtes Legespiel, das aber nicht ewig in Erinnerung bleiben wird. Wenn, dann durch das von Michael Mebzel gestaltete Cover. Das ist wirklich schön. 🥰
Die Rahmendaten
Autoren: Timo Diegel Illustration: Michael Menzel Verlag: Abacus Spiele Spieldauer: ca. 30-90 Minuten Anzahl: 1-6 Personen Alter: ab 10 Jahren
Baumaterial schnappen und Wolkenkratzer hochziehen – das ist Tower Up in Kurzfassung! Das Beste daran: Es ist so einfach, dass selbst Neulinge es in wenigen Minuten verstehen. Was das Spiel mit dem Charme der 80er Jahre so gut macht und warum es auch Vielspieler:innen mögen werden…
Was macht man in Tower Up?
In jeder Runde hast du zwei Aktionsmöglichkeiten:
Karte nehmen:
Wähle eine Karte vom Markt und lege sie in die Ablagebox.
Nimm die abgebildeten Stockwerke in deinen Vorrat (maximal 10).
Bewege ggf. einen deiner 4 Maschinen-Marker entsprechend den Symbolen auf der Karte voran.
oder
Neues Gebäude beginnen:
Platziere ein Stockwerk auf einem freien Bauplatz, der an mindestens ein anderes Gebäude grenzt.
Das neue Gebäude darf nicht dieselbe Farbe haben wie benachbarte Gebäude.
Ergänze jedes angrenzende Gebäude mit einem passenden Stockwerk aus deinem Vorrat.
und anschließend ein Dach auf ein Gebäude setzen:
Platziere eines deiner Dächer auf dem neuen Gebäude oder auf einem der angrenzenden Gebäude, die du erweitert hast.
Bewege den Maschinen-Marker der entsprechenden Farbe so viele Schritte vor, wie das Gebäude Stockwerke hat.
Das Spiel endet, wenn eine Person am Tisch das letzte Dach platziert hat. Alle anderen haben noch einen letzten Zug.
Dann folgt die Wertung: Am Ende zählt jeder seine Punkte aus der aktuellen Position der vier Maschinen-Marker (die Punkte stehen oberhalb der jeweiligen Spur), den Bonus-Chips und den sichtbaren Dächern (Punkte mit dem Pylon abtragen).
Wer die meisten Punkte hat, gewinnt! Bei Gleichstand entscheidet der größte Stockwerkevorrat, ansonsten teilen sich die Beteiligten den Sieg.
Was an Tower Up gefällt
Es gibt selten Spiele, die sich so schnell und einfach erklären lassen wie Tower Up. Maximal 10 Minuten sind dazu notwendig. Und dann geht es auch sofort los. Es muss nicht lange über Startaufstellungen oder ähnliches gegrübelt werden. Einfach ein Haus bauen. Einfach mal machen. Das fordern doch immer alle. Bei Tower Up geht das. Und dennoch ist es nicht so ohne. Denn die Einschränkungen beim Bauen werden gerade zu viert manchmal ganz schön knifflig. Da kann es auf dem Spielplan schon recht kuschlig werden. Zu dritt hingegen ist mehr als genug Platz und manche Bauplätze verwaisen. Zu zweit hingegen gibt es ein regelrechtes Duell auf dem rückseitigen Spielplan, der auch nur halb so groß ist. Eine wirklich gute Idee! Und mit mehr Partien steigt nicht nur für Viel-, sondern auch für Gelegenheitsspieler die taktische Tiefe. Einzig, die Materialkarten können einem mal einen Strich durch die (Bau-)Rechnung machen. Aber so ist das nun mal beim Spielen… 😉
Dazu kommt das Material, das trotz des vielen Plastiks einfach perfekt zum Spiel passt und eine richtige kleine Skyline entstehen auf dem Esstisch lässt. Und Ordnung herrscht auch auf der Baustelle. Im Karton findet sich alles, um Ordnung zu halten und auch in der nächsten Partie sofort wieder loslegen zu können.
Und auch für Menschen, die Schwierigkeiten beim Unterscheiden von Farben haben, wurde hier meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Die Marker, Dächer und Stockwerke haben unterschiedliche Formen und Strukturen und lassen sich so auch unterscheiden, wenn man Farben nicht so gut unterscheiden kann.
Fazit
Für mich ist Tower Up die Überraschung des aktuellen Jahrgangs. Einfach, flott, interaktiv und mit dem gewissen – und bei Familienspielen notwendigen – Glücks-Kick bei den Materialkarten. Tower Up ist ein echtes Familien-Highlight für große und kleine Baumeister!
Plättchen legen und Aufgaben erfüllen. Klingt nicht so spannend. Aber Kühe! Kühe sind immer toll in Spielen. Zumal sie in KUHFSTEIN nicht mal geschlachtet werden, wie in manch anderem Spiel. Das Spiel von Rita Moll (u.a. Men at Work) kommt einfach daher, hat aber ein paar wirklich nette Kniffe. So eignet sich das Spiel sowohl für Familien, aber auch für Menschen, die öfter spielen.
WORUM ES GEHT
Im beschaulichen Kuhfstein kommt es zum einem Wettrennen. Wer zuerst die magische Grenze von 65 Punkten erreicht, gewinnt. Nein, nicht ganz. Dann endet das Spiel, es gewinnt aber die Person, die nach der Beendigung der letzten Runde und der Endauswertung die meisten Punkte hat. Diese erlangt man, indem man Landschaftsplättchen geschickt (und vor allem effizient) puzzelt und somit die zuvor sorgsam ausgewählten und auf die Hand genommenen Aufträge erfüllt. Das Rennen endet nach ca. 30 Minuten (die angegebenen 45 Minuten sind mm. M.n. nur im 4-Personenspiel zu erreichen).
WIE ES GESPIELT WIRD
Zu Beginn stehen wir alle vor dem Nichts. Kein Plättchen liegt vor uns. Keine einzige Kuh kann auf die Weide. Dafür liegen 5 Landschaftsplättchen in der Mitte sowie vier (Wertungs)Karten, die verschiedene Anordnungen von Landschaften zeigen. Dazu Bäume in doppelter Anzahl der Mitspielenden (also bspw. 6 Bäume bei der 3 Personen). Jeder erhält zudem noch zwei Plättchen für die Endwertung, aus denen dann jeder am Spielende das lukrativste auswählen darf.
Auf dem Weg zu 65 Punkten erhält man auch immer wieder Boni.
Ist man am Zug, darf man 2 Aktion durchführen und dabei aus 4 möglichen Aktionen auswählen.
Landschaftsplättchen anlegen: Ich nehme ein Plättchen aus der Auslage und lege es orthogonal (außer beim allerersten Plättchen natürlich) angrenzend in meinen Spielbereich. Ansonsten gibt es keine Regeln zu beachten beim Anlegen. Allerdings möchte man vielleicht ein Quadrat aus 4 unterschiedlichen oder 4 gleichen Landschaftsplättchen legen. Auf deren Mitte kommt nämlich ein Baum und man erhält einmalig 5 Punkte. Aber Obacht: Der Baumvorrat ist begrenzt (Personenanzahl x 2).
Karte wählen: Das ist einfach. Man sucht sich eine der Wertungskarten aus der Auslage aus und nimmt sie auf die Hand. Man hat die Option die Auslage einmal komplett zu erneuern, wenn auf allen vier Karten der gleich Landschaftstyp abgebildet ist.
Karte ausspielen: Die Karten aus der Hand sollten irgendwann natürlich gewertet werden. Dazu spielt man sie aus und belegt den anderen Personen am Tisch, das man die auf der Karte geforderte Form erfüllt hat. Dabei darf die Form gedreht, aber nicht gespiegelt werden. Zudem müssen offen dargestellte Landschaftstypen natürlich an der richtigen Stelle liegen, die grauen Felder können beliebige Landschaftstypen sein. Man erhält die Punkte, die auf der Karte aufgedruckt sind und legt sie ab. Nun kommen die Kühe ins Spiel! Auf jeden offen dargestellten Landschaftstyp der gewerteten Karten stellt man nun nämlich eine Kuh. Hat man nicht genug Kühe kann man die Karte auch nicht werten. Und es darf natürlich nicht schon eine Kuh auf einem der Plättchen stehen, auf das ich nun eine Kuh stellen müsste (Jedes Plättchen nur eine Kuh!).
Herde zurückholen: Nun habt ihr euch sicherlich gefragt, wie ihr die Kühe zurückbekommt und da kommt Aktionsmöglichkeit Nummer 4 ins Spiel. Mit dieser könnt ihr auf eurer Landschaft Platz schaffen und alle Kühe einer Herde zurückholen. Eine Herde sind Kühe, die eine waagrecht oder senkrecht benachbarte Gruppe bilden. Und ja, auch eine einzelne Kuh ist eine Herde und kann zurückgeholt werden. . 😉
Damit ist ein Großteil des Spiels erklärt. Auf der Punkteskala gibt es dann noch Bonusfelder, die die Herde um 2 Kühe vergrößern oder zusätzliche Aktionen erlauben.
Wie schon gesagt, endet das Spiel nach der Runde, in der eine Person 65 Punkte erreicht hat. Dann werden noch die Wertungsplättchen geprüft. Das kann noch mal das Zünglein an der Waage sein. Da gibt es dann zwischen 3 und 7 Punkten für unterschiedliche Vorgaben. Beispielsweise 5 Punkte, falls man mehr Wiesen als alle anderen hat oder 6 Punkte, wenn man 3 oder mehr Bäume gepflanzt hat.
Die eigene Landschaft zu puzzeln macht einfach Spaß.
WIE ES MIR GEFÄLLT
Kuhfstein ist kein Strategiespiel. Es ist ein kleines feines taktisches Wettrennen, bei dem es im Wesentlichen darum geht möglichst effizient zu puzzeln und die Wertungskarten zu erfüllen. Dabei kommt aber die Interaktion nicht zu kurz. Denn natürlich schnappen einem die anderen Personen am Tisch gerne mal gerade das eine Landschaftsteil weg, das ich für die Erfüllung einer Karte benötigt hätte. Und natürlich wird die Kartenauslage genau dann erneuert, wenn ich gerade einen passenden Auftrag darin entdeckt habe.
Einige der Wertungskarten in Kuhfstein
Aber der größte Kniff ist das Zurückholen der Kuhherde. Hier liegt der Hase im Pfeffer (bzw. steht die Kuh auf der Weide). Da man nur senkrecht und waagrecht zusammenhängende Tiere zurückholen kann, kostet das Freiräumen der entsprechenden Felder für die nächste Wertung mitunter zwei Aktionen. Und schon liegt man vielleicht genau den einen Zug hinten, den man bräuchte um die 65 Punkte zuerst zu überschreiten und den Sieg einzuheimsen. Also immer schön angrenzend werten und so mit einem Zug möglichst viele Kühe zurückholen in den eigenen Stall. Aber das ist leichter gesagt als getan.
Empfohlen für: Kuhle Puzzlefreunde mit Spaß an taktischen Punkte-Wettrennen.
Nichts für: Unkuhle strategische Vorausplaner.
Die Rahmendaten
Autorin: Rita Modl Illustration: Stefan Sonnberger Spieldauer: ca. 45 Minuten Anzahl: 2-4 Personen Alter: ab 8 Jahren
Plättchen legen und Städte bauen, das ist der Kern des Spiels Shake That City. Dabei kommen nicht nur bekannte Mechanismen aus Spielen wie Ganz schön clever oder Noch mal zum Einsatz, sondern auch ein Element, das uns aus Camel Up bekannt ist.
WORUM ES GEHT
Eigentlich ist es ganz leicht. Es gibt fünf Typen von Stadtelementen – Straßen, Fabriken, Parks, Geschäfte und Wohngebiete. Diese wollen wir möglichst optimal auf unserem Plan puzzeln. Die aktive Person hat das Erstwahlrecht, alle anderen können die von der aktiven Person gewählte Farbe nicht mehr wählen, aber frei aus allen restlichen. Die Vorgabe der Farben erfolgt durch einen Schüttelkasten mit verschiedenfarbigen Würfelchen, von denen immer genau 9 (3×3) aus dem Kasten fallen.
WIE ES SICH SPIELT
Im Prinzip habe ich eben schon fast alles beschrieben. Wer aktiv ist, schüttelt das Kästchen und es liegen anschließend genau 9 Würfelchen verschiedener Farbe in der Tischmitte. Jede Farbe steht dabei für eine der fünf Stadtbauelemente – Straßen, Fabriken, Parks, Geschäfte und Wohngebiete. Die aktive Person sagt nun an, welche Farbe sie wählt und nimmt sich die entsprechende Anzahl Plättchen der gewählten Farbe. Das Puzzeln auf dem eigenen Tableau sollte dann natürlich so erfolgen, dass es am Ende die maximale Punkteausbeute gibt. Dabei gibt es aber eine Besonderheit, die das Ganze erschwert. Die gewählten Würfelchen geben nämlich nicht nur die Farbe und Anzahl, sondern auch die genaue (!!!) Anordnung vor. Sprich, man darf sie weder drehen noch spiegeln oder sonst irgendwie anders hinlegen. Aus diesem Grund liegen auch die Tableaus in derselben Orientierung aus. So fällt es leichter die richtige Stelle zu finden. Haben alle anderen auch eine Farbe gewählt – aber nicht die Farbe der aktiven Person – werden alle Würfelchen wieder in die Schüttelkiste gepackt und die nächste Runde von insgesamt 15 beginnt. In den letzten drei Runden darf übrigens aus dem Vollen geschöpft werden und alle dürfen jede Farbe frei wählen.
Nach 15 Runden ist Schluss und es wird abgerechnet. Jedes Stadtbauelement hat dabei natürlich seine eigene Punkteregel. Straßen bringen je Plättchen einen Punkt, sofern sie bis an den Rand angeschlossen sind (nur orthogonale Verbindungen). Fabriken bringen 1 Punkt neben mindestens einer Straße und einen weiteren neben mindestens einem Park, maximal also zwei Punkte pro Plättchen. Die Wohngebiete bringen immer zwei Punkte je Gebiet wobei ein Gebiet aus zusammenhängenden roten Plättchen oder auch nur einem einzelnen besteht. Grenzt ein Wohngebiet an eine Fabrik, ist es keine Punkte wert. Parks bringen 1 Punkt neben einem Wohngebiet und einen Punkt neben einer Fabrik, also auch max. 2 Punkte je Park-Plättchen. Die Geschäfte sind je nach Lage 1, 2 oder 3 Punkte wert. Allerdings müssen sie mit einer Straßenverbindung nach außen versehen sein. Fehlt diese, sind sie nichts wert. Und last but not least gibt es 3 Punkte, falls gewisse Reihen und Spalten komplett gefüllt sind oder bestimmte Bedingungen erfüllen. Diese Voraussetzungen wurden zu Beginn des Spiel am Rand verteilt – zufällig, aber bei allen Mitspielenden gleich angeordnet. Ein Randplättchen hat immer zwei Möglichkeiten zu punkten. Entweder man erfüllt die Bedingungen einer Reihe – bspw. Vier Fabriken in der Reihe – oder man schließt eine Reihe komplett. Hat mein eines (!!!) davon erreicht, dreht man das Plättchen um. Jedes der Randplättchen ist drei Punkte wert, wenn es erfüllt ist. Wer die meisten Punkte hat gewinnt.
WIE ICH ES FINDE
Vorab zur Einordnung: Ich mag Städtebau-Spiele. Suburbia und Quadropolis zählen dabei zu meinen Lieblingsspielen. Da musste ich mir Shake That City natürlich ansehen und habe es auch direkt über die Crowdfunding-Kampagne unterstützt.
Vieles kommt bekannt vor, aber eine Besonderheit ist eher unüblich. Den Auswahlmechanismus kennt man aus zahlreichen Spielen. Mir fallen da immer die üblichen Roll&Write Spiele ein. Da ist es ähnlich und ich mag den Mechanismus. Er reduziert die Rundenzahl und die Downtime und erlaubt auch den nicht aktiven Personen in der Regel einigermaßen sinnvolle Züge. Die Schüttelkiste erinnert mich an die Camel Up Pyramide und funktioniert erstaunlich gut, wenn man mal den Dreh raushat, wie lange man drückt und darauf achtet, dass das Teil wirklich auf dem Tisch stehen muss.
Unüblich ist das Puzzeln. Die Vorgabe der Farbe ist ja üblich, aber dass die Form der Plättchen nicht verändert, gedreht oder gespiegelt werden darf ist eher unüblich und erfordert am Anfang etwas Übung. Aber es macht auch den Reiz aus. Denn so muss ich wirklich sehr genau überlegen, welche Farbe ich wähle und was das ggf. alles verbaut. Dazu kommt, dass manche Farben etwas seltener in der Schüttelkiste sind, was sich wirklich meistens auch in der ausgebrachten Auswahl widerspiegelt. Zusätzlich gilt es das richtige Maß zwischen dem Puzzeln vieler Plättchen und dem Wählen der richtigen Plättchen zu finden. Denn oft verbaut man sich mit vielen Plättchen schnell punkteträchtige Wege.
Prima ist auch, dass es nahezu keine Downtime gibt, denn alle können ja bereits die Lage checken und welche Farbe sie wo und wie einbauen könnten. So hat jeder immer was zu tun. Und auch die Anzahl an Runden klingt mit 15 sehr lang, ist aber tatsächlich erfrischend kurz. In den bisher gespielten Partien ging es sowohl zu zweit, als auch zu dritt oder zu viert wirklich flott von der Hand.
Und die negativen Seiten? Nun ja, man könnte sagen, dass das Spiel recht schnell erforscht ist und es dann nur wenig Neues bietet. Allerdings verlaufen die Partien auch immer anders und haben so eine gewisse Varianz. Aber es stimmt schon, nach anfänglich steiler Lernkurve weiß man dann irgendwann wie der Bagger fährt. Gut, dass in der Kickstarter-Version noch ein paar Besonderheiten freigeschaltet wurden. Einmal gibt es Baustellen-Plättchen, die erst entfernt werden, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist – bspw. ein Wohngebiet orthogonal an eine Straße. Ansonsten blockieren sie die Felder auf denen sie liegen und dort kann nicht gebaut werden. Wer gewinnen will muss dann alle Baustellen entfernt haben und die meisten Punkte erzielen. Zusätzlich gibt es noch das Beachfront-Tableau auf der Rückseite, bei der die Wertung noch mal etwas anders ist. Es gibt also durchaus Varianz. Und es gibt noch die Variante WILD NIGHTS, bei der Joker-Würfelchen in der Schüttelkiste sind, die aber nicht mehr zurückgehen in die Kiste, wenn sie einmal herausgepurzelt sind.
Das Material ist dem Preis mehr als angemessen und die Konstruktion der Schüttelkiste geradezu genial. Die grafische Gestaltung passt aus meiner Sicht und ist hinreichend klar in Bezug auf Erkennbarkeit der einzelnen Stadtbau-Elemente.
FAZIT
Shake That City ist ein einfaches, schnelles und eher wenig komplexes Städtebauspiel, das sich vor allem an Menschen richtet, die weniger spielen oder eben auch mal ein solche einfach zugängliches Spiel aus dem Genre suchen. In den bisherigen Runden kam Shake That City immer ausgesprochen gut an und konnte auch Gelegenheitsspielerinnen und -spieler überzeugen. Klar vermissen Vielspielerinnen und -spieler vielleicht ein paar mehr taktische und strategische Optionen, aber die will dieses Spiel ja gar nicht liefern. Und das was es sein will, macht es aus meiner Sicht mehr als gut.
Shake That City erscheint im Frühjahr beim Bad Krozinger Verlag Board Game Circus, für den ich ja auch einige Zeit tätig war. Ich freue mich sehr, dass es diese tolle familientaugliche Spiel auf den deutschen Markt geschafft hat und dann auch noch bei meinen lieben Ex-Kollegen. Und gaaaanz unschuldig war ich daran wohl auch nicht… 😉
Empfohlen für: Städtebau-Fans und solche die es werden wollen.
Nichts für: Komplexitätsfetischisten
Die Rahmendaten
Autoren: Mads Fløe, Kåre Torndahl Illustration: Olga Kim Spieldauer: 20-40 Minuten Anzahl: 1-4 Personen Alter: ab 8 Jahren
Link zu Boardgamegeek: https://boardgamegeek.com/boardgame/359764/shake-city
Viticulture ist nicht nur ein tolles Gateway-Spiel, sondern auch sehr thematisch. Außerdem war es ein in einigen Aspekten bemerkenswertes Spiel, weil Kickstarter eine so wichtige Rolle spielt. Wer weiß, was aus Stonemaier Games geworden wäre ohne die Unterstützung der Crowd…?! Gemeinsam mit Brettseggel Pete schaue ich auf dieses äußerst genussvolle Spiel.
Wenn Ihr mehr zu älteren, etwas vergessenen Brettspielen hören wollt, schaut mal bei Salt & Pepper – Die Brettseggel vorbei. Lou und Pete stellen in jeder Folge ein „Golden Game“ vor. Oder hier gleich den Feed abonnieren.
Hier noch die Links zu den beiden im Podcast angesprochenen Erweiterungen:
Lesezeit: 2MinutenIch freue mich immer, wenn Brettspielfirmen es schaffen, interessante Projekte zu realisieren. Insbesondere freut es mich dann, wenn vermeintlich kleinere Firmen wie Horrible Games sich so vielleicht das „große Spiel“ realisieren können, das sie schon immer herausbringen wollten. Zum Thema Crowdfunding hatte ich mich ja zusammen mit den Bretterwissern bereits ausreichend ausgelassen, deswegen lasse ich diesen Teil hier aus. Nur so viel: Genau solche Projekte wie Alone sind es, bei denen Kickstarter auch für etabliertere Firmen Sinn machen kann. Denn der Finanzierungsaufwand dürfte hierbei nicht unerheblich sein und kann eine kleine Firma an seine Grenzen bringen.
Artwork und 3D Modell der Miniatur
Mit Alone von Horrible Games erblickt ein umgekehrter Dungeon Crawler das Licht des Tages – auch wenn es scheinbar recht dunkel zugeht auf dem Raumschiff. In verschiedenen Posts (hier, hier und hier) hatte ich bereits einiges zum Spiel geschrieben und auf der Seite von Horrible Games kann man sich zudem recht ausführlich informieren. Wie viele Dungeon Crawler liegt Alone mit $75 eher am oberen Ende der Preisskala. Dazu gibt es hier jedoch die Möglichkeit über ein Pledge Level der besonderen Art auch 3D Resin Teile statt der einzelnen Kartenteile zu erhalten. Das hebt das Spielgefühl sicher noch mal auf ein neues Level. Aber ist mir das $350 wert?! Das muss am Ende jeder selbst entscheiden. Billig ist die Herstellung solcher exklusiven Teile sicherlich nicht, aber man kann auch mit der „günstigen“ Variante bestimmt genug Spaß haben. Wer das Geld hat, bekommt aber hier eine absolute Luxusversion des Spiels.
Drei der Bösewichte, die den Helden bedrohen…
Die Kampagne ist mittlerweile finanziert, Alone kommt also zu ganz vielen Backern, die sich schon heute auf das Spiel freuen dürfen. Ich bin gespannt was da auf uns zukommt, da mich das Konzept des umgekehrten Dungeon Crawlers irgendwie interessiert. Vor allem interessiert mich, ob das Spielgefühl dabei so viel anders sein wird.
Die Kampagne läuft noch bis Ende Mai und auf der Website von Horrible Games findet ihr gaaaanz viel Details zu Alone. Oder eben auch bei Kickstarter…
Lesezeit: < 1MinuteEigentlich sollte „Die Zünfte von London“ schon früher verfügbar sein, aber wie das nun mal so ist, laufen nicht alle Projekte nach Plan. Auch wenn Frosted Games, der Verlag von Matthias Nagy dürfte einigen durch den Brettspiel-Adventskalender bekannt sein (siehe auch Interview hier), seinen Sitz in Berlin hat, ist die Verschiebung für Berliner Verhältnisse noch glimpflich ausgegangen. Das Spiel ist ab sofort über die Seite von Frosted Games und vermutlich auch über den Fachhandel erwerbbar.
Ich hatte in die deutschen Regeln schon vor ein paar Wochen reinlesen können und bin wirklich sehr gespannt auf das Spiel von Tony Boydell. Illustriert wurde das Spiel übrigens von Klemens Franz in seinem unverkennbaren Stil. Auf der diesjährigen GenCon war es einer der großen Verkaufsschlager. Ich wünsche Matthias auf jeden Fall viel Erfolg mit seinem ersten großen Spiel im eigenen Verlag.
Mehr Informationen findet ihr hier auf der Seite von Frosted Games. Unter anderem auch die Spielregel, das Beiblatt und die Solo-Regeln als pdf.
Lesezeit: 7MinutenMit seinem Spiel El Gaucho legte Arve D. Fühler 2014 ein familientaugliches Spiel vor, bei dem sich alles um südamerikanische Rinderbarone und die Zusammenstellung möglichst wertvoller Rinderherden dreht. Zentraler Antrieb von El Gaucho ist ein Würfelmechanismus, bei dem man durch das Auswählen zweier Würfel versucht die wertvollsten Rinder zu ergattern. Apropos ergattern, das besondere Feature an seinem Spiel ist das kleine Gatter in das man die Würfel wirft. Das sieht nicht nur einfach toll aus, sondern ist praktisch (Würfel werden in Zaum/im Zaun gehalten) und hat einen hohen Aufforderungscharakter. Und wer mag, kann sich das Gatter ja mal genau anschauen, vielleicht entdeckt ihr ja eine Liebeserklärung ;-). Neben diesem Würfeln und Sammeln kann man seine Gauchos noch zu verschiedenen Gebäuden entsenden, die den Spielern dann Sonderaktionen im weiteren Spielverlauf ermöglichen.
Im selben Jahr wie El Gaucho erschienen auch seine Spiele Scharfe Schoten (Huch&Friends) sowie Pagoda (Pegasus Spiele) und dann dieses Jahr noch Skibe (Huch&Friends).
Aktuell arbeitet Arve an einer ersten Erweiterung für El Gaucho, die 2017 erscheinen soll. Bisher erschien nur ein kleine Promo-Erweiterung (Die Futtersäcke), die im Rahmen von Matthias Nagys Brettspiel Adventskalender 2015 veröffentlicht wurde (mehr zum Adventskalender auch an dieser Stelle im Blog). Die neue Erweiterung fügt dem Spiel unterschiedliche Module hinzu, die flexibel in das Spiel integriert werden können. Mit Arve haben wir den Prototyp der Erweiterug gespielt und mit ihm über die neuen Module, den Prozess der Ideenentwicklung und seine weiteren Pläne gesprochen. Und das El Gaucho Kartenspiel hatte er dann auch noch dabei…
Die Bilder zeigen verschiedene Prototypen-Stadien von El Gaucho, die Arve uns zur Verfügung gestellt hat. Das Bild des aktuellen Prototyps der Erweiterung sowie die weiteren Bilder stammen aus der Spieletest-Runde vom 15.12.2016.
Mit El Gaucho hast du einen tolles Spiel mit einem familientauglichen Thema herausbringen können. Nun steht die erste richtige Erweiterung in den Startlöchern. Was wird uns dabei in etwa erwarten?
Bei der Erweiterung handelt es sich um mehrere Module auf die alle El Gaucho Fans gespannt sein dürfen. Ich verrate schon mal soviel:
Es wird ein Modul für einen 5ten Spieler geben. Dazu braucht man natürlich noch zusätzliche Tiere damit jeder Spieler genug Herden zusammen stellen kann. Aber es kommen nicht einfach 12 neue Rinder ins Spiel sondern es gibt eine neue Tierart: Pferde! (Oh ja, Gauchos lieben Pferde) Pferde haben einen anderen Wertungsmechanismus als Rinder und können eine Menge Pesos/Siegpunkte einbringen, daher sind sie auch immer stark begehrt und umkämpft. Und wer einmal die Pferde kennengelernt hat, wird sie lieben und nie mehr ohne sie spielen wollen.
Auch der Würfelmechanismus ist im Spiel zu fünft leicht modifiziert. Es gibt Würfel, die allen Spielern zur Verfügung stehen. Das macht die Würfelauswahl interessanter und erhöht ein wenig die Chancengleichheit – besonders für die hinteren Spieler.
Das schöne an dem 5-Spieler-Modul ist, das man es auch mit weniger Personen spielen kann. Für die Pferde wird einfach eine Rinderrasse aus dem Spiel entfernt. Möchte man eine längere Partie El Gaucho spielen, kann man auch einfach die Pferde hinzufügen.
Erste Einblicke in die Erweiterung von El Gaucho
Ein weiteres Modul ist der „Leiharbeiter“ (Arbeitstitel). Diesen kann man zu Beginn jeder Runde ersteigern. Und zwar mit Pesos! Denn jeder Spieler startet mit einer bestimmten Summe an Pesos – also Siegpunkten –, die er investieren kann. Wer den Leiharbeiter ersteigert, hat am Rundenende einen großen Vorteil, denn der Leiharbeiter macht seinem Namen alle Ehre. Ein kleines aber feines Modul, das die Interaktivität durch die Versteigerung steigert.
Und da wir gerade bei Pesos sind: das dritte und „größte“ Modul wird ein „Aktionstableau“ sein. Darauf sind vier neue Gebäude abgebildet, die allerdings noch im Rohbau sind. Du kannst in diese Gebäude investieren – mit Pesos – und sie ausbauen. Jedes fertige Gebäude bringt dir pro Runde eine zusätzliche Aktion. Und hast du alle Gebäude vollendet wartet noch eine weitere Zusatzaktion auf dich. Allerdings sind diese Zusatzaktionen ziemlich stark, daher kostet ihre Anwendung jedes Mal weitere wertvolle Pesos.
Mit dem Leiharbeiter und den neuen Gebäuden kommt ein, wie ich finde, wirklich schöner Wirtschaftsaspekt in das Spiel. Da dein Vorrat an Pesos irgendwann erschöpft ist, musst du relativ früh Herden verkaufen, um an frisches Geld zu kommen – ein schönes Dilemma. Außerdem hast du pro Zug viel mehr Aktionsmöglichkeiten. Das macht El Gaucho noch taktischer, spannender und für Vielspieler wirklich interessant.
Das sind die Erweiterungen an denen wir – also der Argentum Verlag und ich – aktuell arbeiten. Ich hoffe, das sie dann 2017 erhältlich sein werden. Es gibt natürlich noch weitere Modul-Ideen, von denen manche auch schon getestet sind … aber eins nach dem anderen.
Modulare Erweiterungen sind aktuell ein Trend in der Branche. Was fandest du im Vergleich zu einer großen Erweiterung daran so reizvoll?
Ich persönlich mag modulare Erweiterungen. Man kann sie je nach Spielergruppe, nach Spielerfahrung und auch nach benötigter Zeit dosieren und kombinieren. Außerdem ergeben sie in unterschiedlichen Konstellationen meistens ein anderes Spiel, bzw. verlangen sie eine andere Taktik oder Strategie. Das finde ich spannend.
Für El Gaucho hatte ich ehrlich gesagt nie über eine „große“ Erweiterung nachgedacht. Das Spiel ist in meinen Augen immer noch ein (gehobenes) Familienspiel und daher war es mir ein Anliegen das Spiel nicht zu weit aufzubrechen, sondern den Spielern einfache und flexible Möglichkeiten zu bieten El Gaucho anders, bzw. neu zu spielen – mit möglichst wenig Regeln. Aber trotzdem denke ich, dass mit den neuen Modulen – besonders mit dem Aktionstableau – viel mehr Spieltiefe und neue Spielaspekte in El Gaucho kommen.
Wie kommst du auf die Ideen für die Erweiterungen? Hast du die schon in der Schublade, also beispielsweise Ideen aus dem vorherigen Entwicklungsprozess, oder entwickelst du die einzelnen Dinge komplett neu?
Es war so, dass mich der Argentum Verlag direkt auf Erweiterungen für El Gaucho angesprochen hatte. Ich habe mich also hingesetzt und unterschiedlichste Ansätze am Schreibtisch entwickelt. Das ist ein normaler kreativer Prozess: wenn es gut läuft, sprudeln die Ideen, wenn es schlecht läuft, ist es eine Quälerei – es lief gut. Ich hatte in kurzer Zeit einen Haufen beschriebenes Papier mit ganz vielen Ideen und Ansätzen.
Und nein! Es waren keine Ideen aus der Entwicklungsphase dabei. Allerdings gab es bei einem frühen Prototyp schon mal Pesos als Währung – aber das war dann doch ganz anders.
Wie testet du deine neuen Ideen? Erst mal alleine oder gleich in einer größeren Runde?
Ich teste ungern und ganz selten alleine – höchstens dann, wenn es um rein mechanische Dinge geht. Ich finde es wichtig von Anfang an zu sehen, wie andere Menschen mit einer Idee, mit einem Thema oder mit einem Mechanismus umgehen und wie sie das Spiel spielen – das beeinflusst schon oft sehr früh die weitere Entwicklung eines Prototypen. Schließlich entwickele ich die Spiele ja nicht für mich, sondern damit sie von möglichst vielen Menschen gespielt werden.
Schon mit Gatter – Prototyp von El Gaucho
Normalerweise entsteht ein Prototyp bei mir erst in Gedankenarbeit. Habe ich ein schlüssiges Konzept im Kopf, schreibe ich es erst mal auf. Danach entsteht dann ein erster rudimentärer Prototyp, den ich meistens mit meiner Frau und manchmal auch mit den (inzwischen großen) Kindern teste – in der Familie ist die Toleranzgrenze sehr hoch. Hat der Prototyp die ersten Schritte gemacht, weite ich die Tests auf gute Spielerfreunde aus, dann geht es in Spielkreise und öffentliche Spieleveranstaltungen bis hin zu den Verlagen.
Apropos, was treibst eigentlich neben dem „Hobby“ Spieleautor so beruflich? Ich vermute mal, dass du noch nicht davon leben kannst.
Ich habe Kommunikations-Design studiert und arbeite als Creative-Director in einer Frankfurter Werbeagentur. D.h. ich entwickele Ideen, Konzepte sowie alles Visuelle für unsere Kunden – für die digitale und für die analoge Welt. Das schöne daran ist, das sich das Berufliche und das Spielentwickeln in sehr vielen Bereichen überschneidet.
Wie viel Zeit verwendest du etwa auf das Entwickeln und Testen der Spiele pro Woche oder Monat?
Früher Entwurf zu El Gaucho
Ich investiere schon sehr viel Zeit. Allerdings differenziere ich dabei zwischen passiver Zeit und aktiver Zeit. In der passiven Zeit denke ich viel nach, konstruiere, formuliere und fabuliere im Kopf – sehr oft beim Autofahren. Aktive Zeit heißt Prototypen erstellen, Regeln schreiben, testen, auswerten, anpassen, usw. Zusätzlich kommt natürlich noch das „laufende Geschäft“ – also z.B. Interviews beantworten ;-), Kontakte mit anderen Autoren und Verlagen pflegen sowie die Arbeit im Vorstand der SAZ (Spiele-Autoren-Zunft). Ich mag das gar nicht zusammenrechnen, aber pro Woche sind das ca. 10 bis 20 Stunden – zusätzlich zu einer 60-Stunden Arbeitswoche. Und doch ist das viel zu wenig Zeit um all die Ideen umzusetzen, die ich auf dem Zettel habe. Wer meinen Blog besucht wird feststellen, dass dort seit Februar 2016 nichts passiert ist. Da bin ich sehr traurig drüber, aber ich stecke im Moment jede freie Minute in die Spieleentwicklung.
Ich stelle mir das toll vor, wenn ein Spiel von sich selber im Regal eines Händlers steht oder man es im Online Handel sieht. Aber wie geht man damit um, wenn ein Spiel bei der Kritik mal nicht so gut ankommt? Einfach abhaken oder trifft dich das sehr?
Oh, das bin ich gewohnt 😉 Pagoda ist in Deutschland ziemlich durchgefallen, Scharfe Schoten ebenso und aktuell bekommt Skibe auch nicht die besten Kritiken. Aber das ist auch immer relativ.
Der deutsche Markt und speziell der Vielspielerbereich ist schon sehr eigen in seinen Vorlieben und zum Teil leider auch sehr eingefahren. Oftmals werden Spiele nur an den eigenen Kriterien und Interessen gemessen und nicht daran, was das Spiel eigentlich sein will. Das sei ja jedem zugestanden, aber wenn das Meinungsbildner wie Journalisten, Blogger, Podcaster etc. tun, finde ich das schon sehr schade.
Das ist jetzt kein Jammern oder Wehklagen meinerseits. Schaue ich zum Beispiel die Kritiken zu meine Spielen auf BoardGameGeek an, sind diese schon sehr polarisierend – von ganz schlecht bis super. Das finde ich gut, denn für mich heißt das: meine Spiele sind nicht langweilig und es gibt genug Menschen, die daran Gefallen haben – und das ist was für mich zählt und was mich motiviert. Und auch wenn ein Spiel in Deutschland nicht so gut läuft oder ankommt, sagt das noch nichts über den internationalen Markt aus. In anderen Ländern werden die gleichen Spiele oft anders gespielt – manchmal auch mit etwas mehr Spaß!
Zum Schluss bleibt nur noch die Frage, was noch so in Arves Köcher ist. Auf was dürfen wir uns neben der Erweiterung für El Gaucho freuen? Hast du noch was „Großes“ in Vorbereitung?
Was heißt denn etwas „Großes“?! Ich versuche ja meistens Größe im „Kleinen“ zu schaffen. Aber tatsächlich arbeite ich an einem – für mich – größeren Spiel: „Capone City“. Nach ca. zwei Jahren Entwicklungszeit ist das Spiel für mich so ziemlich auf der Zielgeraden. Ich bin aktuell in den letzten Testphasen, bevor der Prototyp (erneut) an Verlage geht. Aber bis zu einer Veröffentlichung ist es sicherlich noch ein langer Weg.
Prototyp des El Gaucho Kartenspiels
Im Frühjahr 2017 wird bei Huch! & friends ein weiteres 2-Personen Spiel von mir erscheinen: „TA·KE“. Ein äußerst taktisches Spiel, eingebettet in einem japanischen Setting. Da freue ich mich wahnsinnig drauf, weil ich es für eines meiner bisher besten Spiele halte. Und die Zusammenarbeit mit der Redaktion von Huch! & friends macht enorm Spaß und ist immer eine Freude. Das wird ein tolles Ding.
Außerdem bin ich aktuell dabei „El Gaucho – Das Kartenspiel“ zu testen. Das läuft schon ziemlich rund und macht mächtig Spaß. Was aber damit passiert und ob das Spiel beim Argentum Verlag veröffentlicht wird kann ich noch nicht sagen. Das steht noch im argentinischem Sternenhimmel.
Und da sind dann noch einige weitere Prototypen an denen ich aktiv arbeite. Mir wird also so schnell nicht langweilig.
Lesezeit: < 1MinuteEine kleine Spielerei als Rückblick auf den November 2016.
Gut gefallen hat mir besonders das Interview und der nette Kontakt mit Matthias Nagy. Danke dafür!
Wichtigstes Highlight für mich persönlich war aber, dass der Blog am 20.11. umgezogen ist und wir unter eigener Domäne wuerfelmagier.de erreichbar sind.
Ansonsten wie immer vielen lieben Dank an alle Feedbacker, Liker, Retweeter und für die netten Kontakte auf den unterschiedlichen Kanälen.
Lesezeit: < 1MinuteHeute erschienen das gute Stück, da habe ich es natürlich gleich geladen und angetestet.
Die digitale Umsetzung von Colt Express ist dem ersten Eindruck nach sehr gelungen. Der Soundtrack ist westerntypisch und das Gameplay fühlt sich ähnlich an wie beim analogem Bruder. Getestet habe ich bisher nur den Classic Modus gegen zwei Computergegner und bin natürlich direkt erst mal abgeledert worden.
Ich bin als Pendler ein großer Freund der digitalen Umsetzungen und finde, dass Asmodee mit seinen Partnern hier ein tollen Job gemacht hat. Das wird mir die eine oder andere Fahrt versüßen.
Als nächstes schaue ich mir den Storymodus an, bei dem man die Geschichten unterschiedlicher „Westernhelden“ nachspielen können soll.
Die App kostet für iOS 6,99€. Das ist kein Schnäppchen, aber bisher gibt es auch keine In-App-Käufe, so dass man das Geld für so eine tolle Umsetzung durchaus mal raushauen kann.